Ausnahme von 1632 bis 1635, wo sie von den Schweden
[* 12] besetzt gehalten wurde, bis 1652 behielten. 1688 eroberten die Franzosen
und verbrannten es und erst nach 1697 erstand die Stadt wieder allmählich aus ihren Trümmern. Im französischen
Revolutionskrieg ward Frankenthal von den Franzosen eingenommen.
Vgl. Wille, Stadt und FestungFrankenthal während
des Dreißigjährigen Kriegs (Heidelb. 1877).
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Pfalz, hat 286,43 qkm, (1890) 52309 (25627
männl., 26682 weibl.) E. in 44 Gemeinden mit 110 Ortschaften, darunter 2 Städte. – 2) Bezirksstadt
im BezirksamtFrankenthal des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der
Isenach, 6 km vom Rhein entfernt und durch einen schiffbaren Kanal mit demselben verbunden, an den Linien Worms-Ludwigshafen,
Freinsheim-Frankenthal (13,4 km) und der NebenlinieLudwigshafen-Großkarlbach der Pfälz. Eisenbahnen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines
Landgerichts (Oberlandesgericht Zweibrücken)
[* 13] mit Kammer für Handelssachen und 6 Amtsgerichten (Dürkheim,
Frankenthal, Grünstadt, Ludwigshafen a. Rh., Neustadt a. d. Hardt, Speier), eines Amtsgerichts, Rent-, Nebenzoll-, Aichamtes, einer Reichsbankstelle,
eines Bezirksgremiums für Handel und Gewerbe und hat (1890) 13008 meist kath. E., Postexpedition, Telegraph,
[* 14] 5 Kirchen, Kloster
der Barmherzigen Schwestern, Ruinen einer roman. Klosterkirche, 2 monumentale Thore, kunstvolles Kriegerdenkmal;
Lateinschule, Privatrealschule, höhere Mädchen- (Karolinen-)Schule, Altertumsmuseum; Elisabethhospital, Kreis-Kranken- und
Pflegeanstalt für den Reg.-Bez. Pfalz, Kreis-Taubstummenanstalt; Fabrikation von Maschinen, Schnellpressen, Dampfkesseln,
Armaturen, Fässern, Holzwaren, Puppen, Schulbänken, Stöpseln, Seife, Cichorien und Rübenzucker, Eisengießereien, Glockengießereien
(Kölner
[* 15] Kaiserglocke von Meister Hamm),
[* 16] Bierbrauereien, Mälzereien sowie bedeutende Landwirtschaft (Kartoffel-, Cichorien-
und Rübenbau) und Weinbau. – Frankenthal wird als Flecken schon im 8. Jahrh.
erwähnt; das reiche, 1119 gegründete Augustiner-Chorherrenkloster mit Pfeilerbasilika wurde 1562 aufgehoben.
Durch die Ansiedelung von Calvinisten (Holländer, Wallonen, Franzosen, Deutsche)
[* 17] blühte die Industrie sehr auf. Die Festung,
1608–18 im ital. Bastionssystem angelegt, 1621 von Cordoba,
[* 18] 1622 von Tilly, 1644 von Herzog Enghien und 1646 von
Turenne vergeblich belagert, 1623–32 und 1635–52 durch Vertrag in den Händen der Spanier, ward 1688–89 von den Franzosen
geschleift, die Stadt verbrannt. Wieder aufgebaut, erlebte sie als kurpfälz. Hauptstadt unter Kurfürst KarlTheodor ihre zweite
Blüteperiode. (Bedeutendes leistete die seit 1761 kurfürstl. Frankenthaler Porzellanfabrik.) 1792–95 fanden bei Frankenthal Kämpfe
der Franzosen mit Preußen
[* 19] und Österreichern statt. 1796–1816 war es französisch. Seit 1870 blüht die Stadt rasch empor.
–
Vgl. Wille, Stadt und Festung Frankenthal während des Dreißigjährigen Krieges (Heidelb. 1877).