François
(spr. frangssoa), franz. Taufname: Franziskus, Franz;
Françoise, Franziska.
François
867 Wörter, 6'157 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
François
(spr. frangssoa), franz. Taufname: Franziskus, Franz;
Françoise, Franziska.
François
(spr. frangssoa), 1) Jean Charles, franz. Kupferstecher, geb. 1717 zu Nancy, [* 2] machte 1757 in Paris [* 3] die ersten gelungenen Versuche, Kreidezeichnungen im Stich genau nachzuahmen (Crayonmanier), und starb 1769. Seine besten Blätter sind: die heilige Jungfrau, nach Vien;
zwölf Porträte [* 4] für Saveriens Werk »Les portraits des philosophes modernes«;
Erasmus von Rotterdam, [* 5] nach Holbein; [* 6]
Nicolas Malebranche, nach Bachelier.
2) Nicolas
Louis François
de
Neufchâteau,
Graf, franz. Staatsmann und Dichter, geb. zu Soffais
bei
Neufchâteau in
Lothringen als Sohn eines
Lehrers, veröffentlichte schon in seinem 14. Jahr eine Sammlung Gedichte unter
dem
Titel: »Pièces fugitives«
(Neufchâteau 1766),
die von Voltaire gelobt wurden;
doch rechtfertigten seine später herausgegebenen »Poésies diverses de deux amis« (1768) die auf ihn gesetzten Hoffnungen nicht. Er war darauf Professor in Toul, [* 7] widmete sich sodann zu Paris dem Studium der Rechte und kaufte sich die Stelle eines Lieutenant général zu Mirecourt.
Von 1782 bis 1785 war er Generalprokurator auf Haïti. [* 8] Als Anhänger der Revolution wurde er 1792 Deputierter bei der Gesetzgebenden Versammlung. Die in seinem Drama »Paméla, ou la vertu récompensée« ausgesprochenen gemäßigten Gesinnungen brachten ihn bis zum 9. Thermidor ins Gefängnis. Nach seiner Befreiung wurde er Richter am Kassationstribunal, dann Kommissar des Direktoriums im Departement der Vogesen und im Juli 1797 Minister des Innern. Nach dem 18. Fructidor an Carnots Stelle ins Direktorium gewählt, mußte er seiner streng verfassungsmäßigen Grundsätze wegen 1798 wieder ausscheiden. Am erhielt er zum zweitenmal das Portefeuille des Innern, verlor indes diesen Posten noch vor dem 18. Brumaire. 1801 wurde er Sekretär [* 9] und 1804 Präsident des Senats.
Bonaparte erteilte ihm die Senatorie zu
Dijon
[* 10] und, nachdem er ihn 1804 zum
Grafen ernannt, 1806 die zu
Brüssel.
[* 11] Seit 1816 Mitglied
der
Akademie, starb François
François
veröffentlichte unter anderm: »Discours sur la manière de
lire les vers« (Par. 1775);
»Nouveaux contes moraux en vers« (1781);
»Anthologie morale« (1784);
»Les lectures du citoyen« (1798);
»Fables et contes en vers« (1814);
»Esprit du grand Corneille« (1819).
Vgl. Bonnelier,
Mémoires sur François
de
Neufchâteau (Par.
1829).
3) Alphonse, franz. Kupferstecher, geb. 1811 zu
Paris, bildete sich mit seinem ältern
Bruder,
Charles
Remy Jules François
(gest. 1861),
unter
Henriquel-Dupont aus. Mit großer Zartheit und
Eleganz stach er eine
Menge von Blättern teils nach
neuern französischen Malern, teils nach ältern Italienern. Zu seinen Hauptblättern gehören: der Übergang
Bonapartes über
die
Alpen,
[* 12]
Marie Antoinette vor dem
Revolutionstribunal und der junge
Pico von
Mirandola, den seine
Mutter lesen lehrt, nach
Delaroche;
die Vision des Hesekiel, nach Raffael;
die Versuchung Christi, Mignon und ihr Vater und Mignon in der Kirche, nach Ary Scheffer;
die Gemahlin des Königs Kandaules, nach Gérôme, und die Krönung der heiligen Jungfrau, nach Fiesole.
Für diesen letztern Stich bekam er 1867 die Ehrenmedaille. In demselben Jahr wurde er Offizier der Ehrenlegion, 1873 Mitglied der Akademie der schönen Künste und 1877 Präsident derselben.
4)
Marie
Luise von, deutsche Schriftstellerin, geb. zu
Herzberg bei
Weißenfels,
[* 13] wuchs in glänzenden Verhältnissen
auf, verlor nach dem
Tod ihres
Vaters durch die
Fahrlässigkeit ihres Vormundes ihr
Vermögen und lebte dann längere Zeit
in dem
Haus ihres Oheims, des preußischen
Generals
Karl v. François.
Nach dessen
Tod (1855) zu ihrer
Mutter nach
Weißenfels
zurückgekehrt, begann sie mit kleinern
Novellen im Cottaschen »Morgenblatt« (meist anonym) ihre schriftstellerische
Laufbahn. Ihr erstes größeres
Werk, der Familienroman »Die letzte Reckenburgerin« (Berl.
1871, 4. Aufl. 1878),
wurde um seiner innern Wärme [* 14] und wirklichen Gestaltungskraft willen von seiten der Kritik mit der größten Anerkennung aufgenommen. Ihm folgte der Roman »Frau Erdmuthens Zwillingssöhne« (Berl. 1872, 2 Bde.),
dann »Stufenjahre eines Glücklichen« (Leipz. 1877, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878) und »Der Katzenjunker« (Berl. 1879). Ihre kleinern Erzählungen erschienen gesammelt als »Ausgewählte Novellen« (Berl. 1868, 2 Bde.);
»Erzählungen« (Braunschw. 1871, 2 Bde.);
»Hellstädt und andre Erzählungen« (Berl. 1874, 3 Bde.);
»Natur und Gnade, nebst andern Erzählungen« (das. 1875, 3 Bde.);
»Phosphorus Hollunder« und »Zu Füßen des Monarchen« (Stuttg. 1881);
»Judith, die Kluswirtin« (das. 1883).
Ihr ausgezeichnetes Erzählertalent bewährt die Verfasserin auch in der populären Schrift »Geschichte der preußischen Befreiungskriege in den Jahren 1813-15« (Berl. 1873). Neuerdings veröffentlichte sie ein im Siebenjährigen Krieg spielendes Lustspiel: »Der Posten der Frau« (Stuttg. 1882).
Im Biographisches Künstler-Lexikon, 1882
François
(spr. frang'ssoah), Alphonse, einer der besten franz. Kupferstecher in Linienmanier, geb. 1811 zu Paris, wurde Schüler der École des beaux-arts und zugleich mit seinem ältern Bruder, Charles Remy Jules F. (gest. 1861), Schüler von Henriquel-Dupont. Unter seinen mit besonderer Zartheit und Eleganz sowohl nach neuern französischen Meistern (Delaroche und Ary Scheffer) wie nach ältern italienischen gestochenen Blättern sind zu nennen: Johannes Picus von Mirandola, den seine Mutter lesen lehrt (1850), Bonapartes Übergang über die Alpen (1853), Verurteilung der Königin Marie Antoinette (1857), alle drei nach Delaroche;
die Versuchung Christi, Mignon, und Margarete in der Kirche (1864), alle drei nach Ary Scheffer;
St. Symphorien, nach Ingres;
die Geburt der Venus, nach Cabanel (1870);
der König Kandaules, nach Gérôme (1863);
ebenso nach ältern Meistern: Darstellung der heil. Jungfrau, nach Tizian (in der Akademie zu Venedig) und die besonders meisterhafte Krönung der heil. Jungfrau, nach Fiesole (im Louvre), die ihm 1867 die Ehrenmedaille einbrachte. 1857 wurde er Ritter, 1867 Offizier der Ehrenlegion, 1873 Mitglied der Akademie und 1877 Präsident derselben.