Francien
(Isle de France), im
Mittelalter ein Herzogtum in
Frankreich, eins der vier großen Kronlehen des
Reichs, das
in den
Zeiten seiner höchsten
Blüte
[* 2] die
Grafschaften
Paris,
[* 3]
Orléans,
[* 4]
Melun und
Etampes umfaßte und die Lehnshoheit
über die
Grafschaften
Anjou,
Touraine,
Blois,
Chartres,
Gâtinais,
Maine und
Senlis besaß. Als erster
Herzog von Francien
wird
Robert der
Starke genannt, der mit Auszeichnung gegen die
Bretonen und
Normannen kämpfte, von
Karl dem
Kahlen denjenigen Teil von
Anjou erhielt,
welcher den
Namen
Entre-Maine führte, 865 einen
Sieg über die
Normannen an der
Loire errang und gegen dieselben
bei Bissarte 866 blieb.
Ihm folgte sein Sohn
Eudo
(Odo), gewöhnlich
Graf von
Paris genannt, welcher 888 zum König von
Frankreich ausgerufen wurde und
die
Normannen schlug. Nach seinem
Tod (898) folgte sein
Bruder
Robert II., der auch 922 als
Gegenkönig
Karls
des Einfältigen auftrat, aber in der
Schlacht von
Soissons 923 fiel.
Sein Sohn
Hugo d. Gr., der die
Schlacht zwar gewann, aber
die
Krone ausschlug, wurde 936 Vormund
Ludwigs IV. und eroberte die Hälfte von
Burgund. Als ihn hierauf der König aus Mißtrauen
verbannte,
fing er
Krieg gegen diesen an, der 942 damit endete, daß
Hugo auch noch die andre Hälfte von
Burgund und
Neustrien erhielt. Er starb 956.
Sein Sohn
Hugo Capet wurde nach
Ludwigs V. Ableben 987 in
Noyon zum König gewählt
und ist somit der
Stifter der fränkischen Königsdynastie der
Kapetinger. Das Herzogtum Francien
bildete fortan den
Kern der kapetingischen
Monarchie.
Sein Gebiet bildete im wesentlichen später das
Gouvernement
Isle de France, das
ca. 22,000
qkm (400 QM.) groß war und das
Departement Seine sowie Teile der
Departements
Aisne,
Oise,
Seine-et-Marne,
Seine-et-Oise und zu
einem Teil
Somme umfaßte.