Fräse
[* 2] (franz.), gefälteter Halskragen, Halskrause.
Fräse
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Technologie, Gewerbe und Industrie — Werkzeuge, Arbeitsmaschinen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Fräse
[* 2] (franz.), gefälteter Halskragen, Halskrause.
Fräse
(Fräsmaschine,
[* 3] franz.
Machine à fraiser, engl. Shaping, Cutting oder Milling engine), ein durch drehende
Bewegung
wirkendes Stahlwerkzeug, welches an seiner Oberfläche
Schneiden besitzt, die dem einfachen Feilenhieb ähnlich sind. Wird
die rotierende an der zu bearbeitenden
Fläche entlang geführt, so kommen die
Schneiden zum
Angriff und nehmen feine Späne
nach Art einer einhiebigen
Feile
[* 4] oder eines Hobeleisens von dem Arbeitsstück ab. Man benutzt die Fräsen
teils als
Sägen,
[* 5] teils anstatt des
Hobels, der
Feile, des Schleifsteins etc., je nach den verschiedenen
Zwecken in sehr verschiedener
Form und
Größe, bald als dünne
Scheibe, bald als kürzern oder längern
Cylinder mit beliebiger Mantelfläche,
bald als kegel- oder doppelkegelförmigen
Körper, bald als
Kugel etc. Die am häufigsten verwendete Gestalt der Fräse
ist die
eines
Cylinders, welcher auf seiner Mantelfläche, oder einer kreisrunden
Scheibe, welche bald nur auf der
Fläche, bald nur
auf dem
Rand, bald hier und dort zugleich gekerbt ist.
Auf der ebenen
Fläche einer
Scheibe oder eines
Cylinders stellt man die
Schneiden radial, auf der Mantelfläche
parallel mit der
Achse. Scheibenförmige Fräsen
, auf der Randfläche gekerbt und von geringer
Dicke, heißen Schneidräder
und dienen in den sogen. Räderschneidzeugen schon seit langer Zeit zum
Einschneiden der
Zähne
[* 6] an
Zahnrädern.
Kleine Fräsen
bestehen aus einem
Stück mit gezahnter Oberfläche, große aber aus
Scheiben mit eingesetzten
Messern,
die leicht ausgewechselt und für sich geschliffen werden können.
Zur Erzeugung oder Bearbeitung profilierter
Flächen gebraucht man Façonfräsen.
Man benutzt die Fräsen, indem man sie in
verschiedenen Bohrgeräten, besser aber auf einer Drehbankspindel befestigt. Eine große Bedeutung und
ausgedehnteste Verwendung sowohl in der Bearbeitung der
Metalle und des
Holzes als auch einer
Menge andrer Materialien
(Horn,
Elfenbein,
Hartgummi) haben sie erst erlangt, seitdem man eigne Fräsmaschinen baut, die durch Elementarkraft bewegt werden,
wobei entweder die rotierende Fräse
mit ihrem
Träger
[* 7] am Arbeitsstück langsam hingeführt, oder dieses an
jenem fortbewegt wird.
Die Metallfräsmaschinen wendet man zunächst mit Vorteil an, um an großen und schweren Stücken ebene Flächen zu erzeugen, z. B. um vertikale Flächen an großen horizontalen Maschinenrahmen, Stoßfugen an zusammengesetzten Schwungradkränzen etc. auszuarbeiten. Ferner dienen sie zur Darstellung bestimmter einzelner Formen und zur Bearbeitung spezieller Gegenstände, z. B. der Teile an Gewehren, Nähmaschinen [* 8] etc. Bei den gewöhnlichen Fräsmaschinen liegt das Arbeitsstück auf einem starken Aufspanntisch fest, ¶
der Messerkopf arbeitet an der Seite und rückt mit seinem Spindelstock die Arbeitsfläche entlang selbstthätig fort, oder
der die Fräse
tragende Spindelstock steht fest, und der Aufspanntisch ist horizontal nach zwei zu einander senkrechten
Richtungen selbstthätig verstellbar. Metallfräsmaschinen für spezielle Zwecke sind in ihrer Einrichtung außerordentlich
mannigfaltig; wichtige Maschinen dieser Art sind z. B. die Mutternfräsmaschinen zum Zurichten
der Seitenflächen der Schraubenmuttern und Bolzenköpfe, Nutenfräsmaschinen, Räderfräsmaschinen, Maschinen zum Ausfräsen
von Schneidbohrern, Reibahlen; ferner Fräsmaschinen zum Ablängen der mittels Kreissäge nur zu annäherndem Maß beschnittenen
Eisenbahnschienen, Maschinen zum äußerlichen und innerlichen Reinabfräsen
der Enden eiserner Röhren,
[* 10] die ineinander gesteckt
und zusammengelötet werden sollen, etc. Zur Herstellung der Fräsen
benutzt
man, wenn diese nicht durch Handarbeit mit der Feile erzeugt werden, auch Fräsmaschinen.
Die Holzfräsmaschinen stehen in naher Verwandtschaft mit den Hobelmaschinen [* 11] mit kreisendem Schneidapparat und eignen sich besonders zur Bildung von Hohlkehlen, [* 12] Stäbchen, zusammengesetzten, gesimsartigen Kehlungen längs krummer oder geschweifter Arbeitsstücke, zur Fabrikation der Goldleisten etc. Die Konstruktion dieser Maschinen ist verschieden nach dem zu erreichenden Zweck, je nachdem ein Holzstück nur auf einer Seite oder auf mehreren Seiten zugleich bearbeitet werden soll.
Wichtige Holzfräsmaschinen sind auch die Zinkenfräsmaschinen, die Zapfen- und Nutenfräsmaschinen. Eine interessante Anwendung
haben die Fräsen
auch bei den Maschinen zur Ausarbeitung der Gewehrschäfte, Schuhleisten etc., überhaupt
bei solchen Gegenständen gefunden, die jetzt auf den Kopiermaschinen
[* 13] erzeugt werden, sonst aber mit viel größerm Zeitaufwand
geschnitzt werden müssen. In Schuhfabriken werden die Fräsmaschinen auch zum Bearbeiten der ledernen Stiefelabsätze verwendet.
Die Geschwindigkeitsverhältnisse sind für einige wichtige Maschinen und Materialien folgende:
Maschine | Material | Peripheriegeschwindigkeit pro Sekunde | Fortrückung pro Umdrehung |
---|---|---|---|
Millim. | Millim. | ||
Fräsmaschine mit Frässcheibe | Schmiedeeisen | 150-180 | 1/10-7/10 |
Fräsmaschine mit Frässcheibe | Gusseisen | 180-200 | 1/10-7/10 |
Fräsmaschine mit Messerkopf | Guß- u. Schmiedeeisen | 200-250 | ½-2 |
Räderfräsmaschine | Guß- u. Schmiedeeisen | 300-400 | 1/10-½ |
Räderfräsmaschine | Holz | 4000-5000 | 1/10-½ |
Aus unsrer
[* 3]
Figur geht die Anordnung einer Fräsmaschine mit
selbstthätigem Vorschub hervor. Die Fräswelle
(Spindel) a b trägt bei a den Kopf zur Aufnahme der Fräse
, die entweder auf dem kurzen Zapfen
[* 14] oder, wenn sie groß ist, auf der Schraube
befestigt wird. Die Umdrehung der Welle erfolgt mit sehr verschiedener Geschwindigkeit durch die drei Geschwindigkeiten zulassende
Stufenscheibe
[* 15] c, welche sich frei um die Welle dreht und ein Zahnrad 1 mitnimmt, welches in 2 eingreift,
das auf einer Nebenwelle sitzend die Bewegung auf das auf der Spindel a b festsitzende Zahnrad 3 überträgt, wenn große Fräsen
in Thätigkeit kommen sollen.
Bei kleinen Fräsen
wird die Nebenwelle ausgerückt und das Rad 3 mit der Stufenscheibe c in feste Verbindung
gebracht. Das Arbeitsstück befindet sich auf dem Schlitten m, der auf einem zweiten Schlitten n vermittelst einer Schraube
o unter der Fräse
her und mit n und Schraube p gegen das Gestell G sowie durch die Schraube S und den Tisch T
hoch und tief gestellt werden kann. Indem nun von der Spindel a b aus mittels der kleinen Stufenscheiben e und d, der Wellen
[* 16] f,
g und h, der Kegelräder 4, 5 und der Schnecke s die Schraube o gedreht wird, erfolgt die Vorschiebung des Arbeitsstücks selbstthätig.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Fräse
[* 2] (frz. fraise), Halskragen, Halskrause. – In der Technik heißt Fräse ein aus Stahl angefertigtes Werkzeug, dessen Oberfläche mit einer Anzahl Schneiden versehen ist, die bei der Drehung der Fräse um ihre Achse Späne von der Oberfläche des Arbeitsstücks abnehmen. Die Anwendung der Fräse ist sowohl in der Eisen- als in der Holzbearbeitung [* 17] eine sehr ausgedehnte; außerdem wird dieses Werkzeug bei der Verarbeitung von Elfenbein, Horn, Hartgummi u. s. w. benutzt. Die Form der Fräse sowie die Anzahl und Gestalt ihrer Schneiden ist je nach der Art der zu bearbeitenden Materialien und nach dem zu erreichenden Zweck sehr verschieden. Als Beispiele von Metallfräsen mögen die in [* 2] Fig. 1 und 2 abgebildeten dienen.
[* 2] Fig. 1 hat Cylinderform (das obere dünnere Ende ist nur ein Zapfen zur Befestigung der Fräse in der zur Bewegung dienenden Vorrichtung); sowohl die Cylinderfläche als der Rand der Stirnfläche sind verzahnt. Bringt man die Stirnfläche in Berührung mit der Oberfläche des Arbeitsstücks (sodaß die Drehungsachse der Fräse rechtwinklig gegen diese gerichtet ist) und bewegt nun die Fräse, während sie sich stetig dreht, geradlinig aus der Oberfläche vorwärts, so entsteht eine gerade Ebene; derselbe Zweck wird erreicht, wenn die verzahnte Cylinderfläche der sich drehenden Fräse die Oberfläche des Arbeitsstücks berührt und längs derselben fortbewegt wird.
[* 2] Fig. 2 stellt eine Fräse zum Ein- oder Nacharbeiten der Zähne von Zahnrädern dar. Die am Umfange der Fräse angeordneten Zähne besitzen das genaue Profil einer Zahnlücke zwischen zwei Zähnen. Während die Fräse sich dreht, wird sie parallel zu der Achse des zu bearbeitenden Stirnrades an der Stelle, wo die Lücke ausgearbeitet werden soll, geradlinig vorwärts bewegt. Da die Fräse, deren Zähne sehr genau gearbeitet sein müssen, ein kostspieliges Werkzeug ist, auch jede einzelne Fräse nur ganz bestimmten Zwecken zu dienen vermag, eignet sie sich mehr für Massenanfertigung gleicher Gegenstände (in Gewehrfabriken, Nähmaschinenfabriken u. dgl.) als für vereinzelte Verwendungen.
Die Fräse zur Holzbearbeitung haben nicht viele Zähne, sondern nur eine oder zwei messerartige Schneiden. Die Bewegung der Fräse erfolgt niemals unmittelbar von Hand, [* 18] sondern stets mit Hilfe einer Maschine. [* 19] Die Drehbank [* 20] (s. d.) läßt sich dazu benutzen, indem man die an dem Kopfe der Drehbanksspindel befestigt und mit dieser umlaufen läßt, während das Arbeitsstück langsam an der Fräse vorbeigeschoben wird; wo indes eine häufigere Benutzung der Fräse stattfindet, verwendet man besondere Fräsmaschinen (s. d.), deren Einrichtung häufig derjenigen der Drehbänke ähnlich ist, in andern Fällen aber in Rücksicht auf die Zwecke, welchen die Maschine dienen soll, wieder erhebliche Unterschiede ausweist.