Fourtou
(spr. furtu), Marie François Oscar Bardy de, franz. Politiker, geb. zu Ribérac (Dordogne), früher Advokat und Unterpräfekt des zweiten Kaiserreichs in seiner Vaterstadt, ward 1871 in seiner Heimat zum Mitglied der Nationalversammlung gewählt und schloß sich den Monarchisten an. Vom Dezember 1872 bis zum Mai 1873 war er Minister der öffentlichen Arbeiten, vom November 1873 bis zum Mai 1874 des Unterrichts und Kultus und vom Mai bis Juli 1874 des Innern. Er zeigte sich in diesen Stellen als klerikaler Bonapartist, und während er die Ultramontanen auf alle Weise begünstigte, verfolgte er die Liberalen mit scharfen Maßregeln. Er stimmte gegen die Verfassung der Republik und gehörte, 1876 in die Deputiertenkammer gewählt, zu den eifrigsten klerikalen Reaktionären.
Nach der Entlassung des
Ministeriums
Simon nahm er im
Kabinett
Broglie das besonders wichtige
Ministerium des Innern
an, zu
dem er durch seine rücksichtslose, entschlossene Thatkraft besonders geeignet war. Während er in der
Kammer 16. Juni erklärte,
er verteidige die glorreichen Prinzipien von 1789 gegen die verbrecherischen von 1793, eröffnete er
nach
Auflösung der
Kammer einen
Feldzug gegen die republikanische
Partei, wie er schlimmer nicht unter dem Kaiserreich vorgekommen: 50
Präfekten
und 150 andre hohe Beamte wurden abgesetzt oder versetzt, die Kolportage liberaler
Zeitungen und
Schriften verboten, alle
Wirtschaften,
die solche auslegten, geschlossen, über 3000
Klagen wegen
Preßvergehen oder
Vergehen wider die
Ordnung
erhoben und durch ein besonderes
Blatt
[* 2]
(»Bulletin des
Communes«) alle Gegner der
Regierung verleumdet und beschimpft. Doch alles
dies half nichts; die
Regierung unterlag sowohl bei den Deputiertenwahlen 14. Okt. als bei den Generalratswahlen 4. Nov., und Fourtou
mußte 20. Nov. mit
dem ganzen
Ministerium zurücktreten.