mehr
Glieder
[* 3] des Pflanzenkörpers
(Propagation). Bei den
Kryptogamen trennen sich stets die meist in großer Zahl entwickelten Fortpflanz
ungszellen
(Keimkörner,
Sporen) sogleich von der Mutterpflanze; ihre
Bildung aber erfolgt, namentlich bei
Pilzen,
Flechten,
[* 4]
Algen,
[* 5] auf sehr
verschiedene
Weise. Im einfachsten
Fall wandelt sich irgend eine den übrigen bis dahin gleiche
Zelle
[* 6] in
eine
Spore um, trennt sich vom
Thallus und keimt nach einer Ruheperiode. Gewöhnlich werden aber besondere Zellenbildungsprozesse
behufs der Erzeugung von
Sporen nötig, und zwar erzeugt die Mutterzelle im Innern ihres
Protoplasmas die
Sporen, oder sie entstehen
durch Abschnürung.
Die Sporenmutterzelle stellt sich entweder nur als eine veränderte vegetative
Zelle des
Thallus dar, oder
sie wird erst von einem besondern
Organ
(Fruchtträger,
Frucht) erzeugt. Auf oder in diesen
Fruchtträgern finden sich die Mutterzellen
gewöhnlich in großer Anzahl beisammen. Die
Fortpflanzungsorgane der bisher berücksichtigten
Thallophyten entstehen entweder
geschlechtslos oder durch geschlechtliche
Zeugung. Im letzten
Fall findet sich auch bei den
Pflanzen eine
Fortpflanzung
durch
Konjugation oder
Kopulation,
[* 7] wo zwei gleiche
Zellen sich zu einer
Zygospore vereinigen oder zwei gleiche oder wenig
verschiedene
Schwärmsporen (Gameten) sich zu einer keimfähigen
Spore paaren.
Gewöhnlich aber tritt eine ausgeprägte
Differenz eines männlichen und eines weiblichen
Apparats hervor; der letztere ist
die Mutterzelle
(Oogonium), welche die weibliche
Zelle
(Ei- oder Befruchtungskugel) erzeugt, und diese wird
durch den
Inhalt der männlichen
Zelle (Antheridien) befruchtet und gestaltet sich dann zu einer keimfähigen
Spore
(Oospore).
In andern
Fällen entsteht durch den Geschlechtsakt
erst ein Fruchtkörper. Sehr häufig finden sich bei denselben
Thallophyten,
welche sexuelle
Sporen oder
Früchte entwickeln, außerdem noch geschlechtslose
Reproduktionsorgane, und
die geschlechtslos erzeugten
Sporen geben bei der
Keimung ebenso ein dem mütterlichen
Organismus gleiches Gebilde wie die geschlechtlich
erzeugten. Bei manchen
Thallophyten entsteht aber durch diese Mehrfachheit der
Fortpflanzungsorgane ein
Generationswechsel
(Rostpilze),
indem die zweite Sporenart ein andres
Produkt liefert als die erste und dies von dem mütterlichen
Organismus
abweichende Gebilde abermals andre Fruktifikation besitzt, aus deren
Sporen dann die anfängliche
Generation hervorgeht. -
Weniger mannigfaltig sind die Verhältnisse bei den stammbildenden
Kryptogamen, indem sich hier der Vorgang in einer bestimmten
Richtung vervollkommt, um endlich der Fortpflanzung
der
Phanerogamen ähnlich zu werden.
Hier sind an der Fortpflanzung
überall
Geschlechtsorgane beteiligt, und im einfachsten
Fall erzeugt, wie bei den
höhern
Thallophyten, die befruchtete weibliche
Zelle zunächst ein neues
Organ, welches weiterhin die
Sporen ausbildet. Die
Eizelle ist hier ein Teil des überall sehr gleichmäßig gebauten
Archegoniums und wird befruchtet durch die
Spermatozoiden
des ebenfalls sehr gleichmäßig gebildeten
Antheridiums. Bei den eigentlichen
Farnkräutern,
Lykopodiaceen
[* 8] und
Equisetaceen,
[* 9] befinden sich die
Geschlechtsorgane auf den kleinen
Vorkeimen oder Prothallien, welche unmittelbar aus den
keimenden
Sporen hervorgehen, und die
Eizelle entwickelt sich nach der
Befruchtung
[* 10] zu der eigentlichen
Pflanze, an welcher sich
wieder die
Sporen bilden. Bei der meist außerordentlich großen Anzahl, in der die
Sporen von einem einzigen
Individuum gebildet werden, ist die
Fruchtbarkeit der meisten
Kryptogamen ungemein groß.
-
Manche
Gefäßkryptogamen, wie
Salvinia,
[* 11] Marsilia,
[* 12]
Isoëtes
[* 13] und
Selaginella, erzeugen zweierlei
Sporen,
Makro- und
Mikrosporen.
Letztere liefern direkt oder nach wenigen,
an die frühere
Vorkeim- und Antheridienbildung nur noch schwach erinnernden
Zellbildungen
Spermatozoiden
und beschließen damit ihre
Existenz; die
Makrosporen erzeugen beim
Keimen die weiblichen
Organe, wobei der
Vorkeim oft auf Zellenbildungen
im Innern der großen
Makrosporen reduziert ist. Aus der befruchteten
Eizelle geht dann die eigentliche
Pflanze hervor.
Von diesen Verhältnissen ist nur ein kleiner
Schritt zur Fortpflanzung
der
Phanerogamen, bei welchen wir im
Embryosack
[* 14] im Innern der
Samenknospe die weibliche
Makrospore wiedererkennen, die aber hier sich nicht von der
Pflanze trennt, sondern
im Zusammenhang mit letzterer ihre
Eizellen erzeugt, befruchten läßt und zum
Embryo ausbildet, der, die neue
Generation in
den Hauptgliedern schon vorgebildet darstellend, in der zum
Samen
[* 15] ausgebildeten
Samenknospe eingeschlossen
sich von der
Pflanze trennt, um nun erst sein
Leben selbständig fortzusetzen.
Die Mikrosporen erkennen wir in dem Pollen (Blütenstaub) wieder, welcher in der Nähe der Samenknospen an hierzu bestimmter Stelle keimt. Samenknospen und Pollen sind stets Erzeugnisse bestimmter Achsen und Blätter, die zusammen ein höheres Ganze, die Blüte, [* 16] darstellen. Der in den zu Staubgefäßen umgewandelten Blättern enthaltene Pollen besteht aus vielen meist einfachen, isolierten Zellen, welche im Innern gewisser Teile der Staubgefäße [* 17] (Pollensäcke) entstehen und ein dichtes, körniges Protoplasma enthalten.
Die Samenknospe oder das Eichen steht bei den Gymnospermen nackt auf einer Achse oder auf Fruchtblättern, bei den Angiospermen im Fruchtknoten. An den Eichen unterscheidet man den stielartigen Knospenträger oder Nabelstrang, der sich an dem Knospengrund oder der Chalaza des Eikerns befestigt. Meist ist der Eikern noch mit einer oder zwei Hüllen umgeben, welche ihn nur an der der Chalaza gegenüberliegenden Stelle freilassen und hier die Mikropyle bilden. Unter dieser vergrößert sich eine der innern Zellen des Eikerns zum Embryosack, in dessen vorderm Ende eine Eizelle nebst zwei Gehilfinnen (Synergiden) entsteht.
Bei der Befruchtung wird der Pollen auf die weiblichen Organe, bei den Gymnospermen unmittelbar auf die Mikropyle, bei den Angiospermen auf die Narbe übertragen. Hier keimen die Pollenkörner [* 18] und treiben den schnell wachsenden Pollenschlauch, welcher endlich in den Embryosack zu den Gehilfinnen gelangt und sich innig an eine derselben anlegt. Dabei bleiben die Membranen beider Geschlechtszellen geschlossen; es gibt keine geformten männlichen Elemente, welche übertragen werden, und der befruchtende Stoff muß durch Diffusion [* 19] in die Eizelle gelangen. Während der Pollenschlauch vergeht, entwickelt sich die Eizelle zum Embryo, die Samenknospe zum Samen. Hierzu sind noch die Artikel: Geschlechtsorgane, Embryosack, Samenknospe zu vergleichen.