Forsteinri
chtung
(Forstabschätzung,
Forsttaxation,
Forstbetriebsregelung), ein wichtiger
Zweig der
Forstwissenschaft,
die dem
Zweck der Waldwirtschaft entsprechende Regelung des Waldzustandes und des Waldertrags. Die Forsteinri
chtung erstrebt
daher einerseits die Waldzustandsregelung, d. h. die Herstellung eines geordneten (normalen)
Waldzustandes, und anderseits die Waldertragsregelung, d. h. die Größenermittelung des Waldertrags.
Zur Erreichung dieser
Ziele sind seit Mitte des 18. Jahrh. zahlreiche Forsteinri
chtungsmethoden empfohlen und
angewandt worden.
Dieselben lassen sich in vier Gruppen bringen, nämlich:
1) In Teilungsmethoden. Der jährliche Nutzungssatz ergibt sich als
Quotient aus Betriebsfläche und Umtriebszeit (s. d.)
bei den sogen. Flächenteilungsmethoden (Schlageinteilungsmethoden) oder als
Quotient aus
Holzmasse und Umtriebszeit bei den
sogen. Holzteilungsmethoden. Nach der Flächenteilungsmethode erfolgt noch jetzt fast überall
die Forsteinri
chtung für den
Niederwald und für das Schlagholz des
Mittelwaldes.
2) In Fachwerksmethoden, deren
Wesen darin besteht, daß die Umtriebszeit in mehrjährige (beim
Hochwald in der
Regel 20jährige)
Zeitabschnitte (Zeitfächer,
Perioden) geteilt wird, und daß diese
Perioden mit
Nutzungen ausgestattet werden. Je nachdem die
Nutzungsausstattung bloß mit
Flächen oder bloß mit
Holzmassen oder zugleich mit
Flächen und
Holzmassen
erfolgt, unterscheidet man Flächenfachwerk, Massenfachwerk und Flächen-Massenfachwerk (gemischtes
Fachwerk).
[* 3] Nach der
Methode
des Flächen-Massenfachwerks wird gegenwärtig in den meisten
Staaten die Forsteinri
chtung der Hochwaldungen bewerkstelligt.
3) In Holzertragsformelmethoden. Sie ermitteln den Abnutzungssatz aus den Elementen des Holzertrags ohne grundlegenden Betriebsplan mit Hilfe einer algebraischen Formel. Je nachdem sich die Ermittelung auf den Holzvorrat oder auf den Holzzuwachs oder auf beide zugleich stützt, unterscheidet man Vorratsmethoden, Zuwachsmethoden und Vorrats-Zuwachsmethoden. Ihre Anwendung ist eine beschränkte. Die beste unter ihnen ist die der letztern Kategorie angehörige Methode von K. Heyer.
4) In Rentabilitätsrechnungsmethoden. Sie stützen die Forsteinri
chtung auf Rentabilitätsrechnung. Dahin
gehören die Forsteinri
chtungsmethoden von
Judeich und
Wagener. Das Forsteinri
chtungsverfahren sondert
Vorarbeiten, Hauptarbeiten und Ergänzungsarbeiten. Zu den Vorarbeiten gehören die Forstvermessung, die
Forsteinteilung (s. d.)
in
Wirtschaftsfiguren, die
Aufnahme des Waldzustandes mit der in der
Holzmeßkunde (s. d.) gelehrten Ermittelung des Holzvorrats
und Holzzuwachses und die Anfertigung von
Holzertragstafeln (s. d.). Gegenstand der Hauptarbeiten ist
die Betriebsregelung, welche sich mit der Feststellung der Umtriebszeit (s. d.),
der
Ordnung der
Betriebsverbände (s.
Forsteinteilung) und der Regelung der
Flächen- und Massennutzung befaßt. Ergänzungsarbeiten
sind die jährlichen Nachträge in gewissen Wirtschaftsbücher und die periodischen Berichtigungen der Forsteinri
chtung durch
Revisionen
(Taxationsrevisionen).
Vgl. Grebe, Die Betriebs- und Ertragsregulierung der Forsten (2. Aufl., Wien [* 4] 1879);
Heyer, Waldertragsregelung (3. Aufl., Leipz. 1883);
Judeich, Die Forsteinrichtung
(4. Aufl.,
Dresd. 1885);
Wagener, Anleitung zur Regelung des Forstbetriebes (Berl. 1875).