Fontanes
(spr. fongtán), Louis, Marquis de, franz. Dichter und Staatsmann, geb. 6. März 1757 zu Niort, ging nach vollendeten Studien nach Paris, wo er sich den Encyklopädisten anschloß und sich bald einen geachteten Dichternamen erwarb. Beim Ausbruch der Revolution redigierte er mehrere Journale, z. B. den »Mercure français« und den »Modérateur«, in denen er die Anarchie zu bekämpfen suchte. Nach Lyon übergesiedelt, verfaßte er die 20. Dez. 1793 dem Konvent überreichte Adresse zu gunsten dieser Stadt, ward aber deshalb proskribiert und entging dem Tod nur durch die Flucht. Nach dem 9. Thermidor wurde er Professor der Zentralschule und 1795 Mitglied des Instituts. Als Mitredakteur des »Mémorial« nach dem 18. Fructidor zur Deportation verurteilt, entfloh er nach London, wo er mit Chateaubriand enge Freundschaft schloß. Nach dem 18. Brumaire kehrte er in sein Vaterland zurück, redigierte den »Mercure français« und wurde von Napoleon mit der Lobrede auf Franklin (1800) betraut. Im J. 1802 von seiner Heimat in den Gesetzgebenden Körper und 1804 zum Präsidenten dieser Versammlung gewählt, entfaltete er in dieser Stellung seltene Rednergaben. Im J. 1808 wurde er zum Großmeister der Universität, 1810 zum Senator ernannt und von Napoleon in den Grafenstand erhoben. Seiner an Charakterlosigkeit streifenden Gewandtheit gelang es, sich bei der Restauration zu behaupten; er verfaßte 1814 die Absetzungsurkunde Napoleons und ward dafür von Ludwig XVIII. zum Pair, Marquis und Mitglied des Staatsrats ernannt. Fontanes starb 17. März 1821. Seine Hauptstärke beruht in seinen Reden, seinen politischen und kritischen Journalartikeln. Mit Pracht und Fülle des Ausdrucks verband er Eleganz und Korrektheit der Form, Klarheit und Schärfe des Urteils, Eigenschaften, die seine Aufsätze über die Erstlingswerke der Frau v. Staël und Chateaubriands äußerst interessant machen. Die glänzendste Rede hielt er 1814 als Großmeister der Universität bei der allgemeinen Preisbewerbung. Seine Poesien, welche seiner Zeit wegen ihrer Formvollendung viel gerühmt wurden, sind fast in Vergessenheit geraten. Den größten Beifall fanden seine beschreibenden Gedichte: »La Forêt de Navarre«, »Le Verger« etc. Außerdem nennen wir: »Poëme sur l'édit en faveur des noncatholiques« (1789); eine Übersetzung des »Essai sur l'homme« von Pope (1783) u. »La Grèce sauvée« (unvollendet). Sainte-Beuve, welcher Fontanes' »Œuvres« herausgab (Par. 1839, 2 Bde.), hält für seine besten Gedichte: »La chartreuse de Paris«, »Le tour des morts«, die Stanzen an eine junge Engländerin, die »Ode à une jeune beauté«, u. die »Ode au buste de Vénus«.