Fön
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s. Föhn.
Fön
6 Wörter, 32 Zeichen
Fön,
s. Föhn.
(Fön), warmer, trockner Wind, welcher in den mittlern Gebirgsgegenden der Schweiz [* 3] von Zeit zu Zeit weht und ungewöhnliche Erscheinungen im Gefolge hat. Als eigentliches Föhngebiet läßt sich bezeichnen: der untere Teil des Vorderrheinthals, der Prätigau, das Rheinthal von Chur [* 4] bis Altstätten, die Kantone Appenzell, Glarus, Uri, Schwyz, die östliche Hälfte von Unterwalden und teilweise das Berner Oberland und obere Rhônethal. Charakteristische Eigenschaften des Föhns sind Abnahme des Luftdrucks, Zunahme der Temperatur und Trockenheit der Luft.
Seine Richtung ist eine südöstliche bis südliche, seine Dauer beträgt zuweilen nur wenige Stunden, zu andern Zeiten acht und mehr Tage; am häufigsten weht er im Frühjahr und Herbst, selten im Winter und noch seltener im Sommer. Wenn der Föhn sich naht, werden die Pflanzen welk, die Tiere unruhig, und die Menschen fühlen Erschlaffung. Der Föhn frißt im Frühjahr den Schnee [* 5] weg, bringt die warmen Frühlingstage, trocknet das Heu auf den Alpen [* 6] und reift die Trauben in den Thälern.
Über den Ursprung des Föhns sind die Meteorologen lange uneinig gewesen. Die hohe Temperatur und Trockenheit des Föhns rief die Ansicht hervor, daß er ein Ausläufer des Scirocco sei, der die Alpen überschritten, und deshalb suchte man seinen Ursprung in der Sahara. Dieser Ansicht trat zuerst Dove entgegen, welcher schon 1842 in seiner Arbeit über die Witterungsverhältnisse von Berlin [* 7] die Behauptung aussprach, daß die Wiege der Sciroccostürme nicht in Afrika, [* 8] sondern in Westindien [* 9] zu suchen, und daß der Föhn auf einen vom Atlantischen Ozean her über Europa [* 10] dahinbrausenden Äquatorialstrom zurückzuführen sei.
Die Luft, welche als feuchte Luft den Südabhang der Alpen trifft, wird sich beim Übersteigen dieses Gebirgswalles stark abkühlen und dabei ihre Feuchtigkeit als Regen oder Schnee absetzen. Treten dann Verhältnisse ein, wie sie bei einem vom Ozean kommenden und in östlicher Richtung durch das nördliche oder mittlere Deutschland [* 11] fortschreitenden barometrischen Minimum beobachtet werden, so werden die dadurch verursachten südöstlichen und später südlichen Winde [* 12] sich rückwärts bis zu den Alpen ausdehnen, und nach Entfernung der Luft aus den nordwärts mündenden Querthälern stürzt sich die Luft von den Gebirgskämmen in die Thäler, wird dabei verdichtet und tritt dann als warme, trockne Luft im F. auf.
Dieselbe Ansicht ist später auch von Helmholtz, Tyndall, Wild, Hann und Billwiller ausgesprochen und liefert in der That eine vollständige und einfache Erklärung der Erscheinungen, wie sie beim Föhn beobachtet werden. Föhnartige Winde, welche in den Pyrenäen und im Elbrusgebirge beobachtet worden sind, entstehen dort aus denselben Ursachen wie der in der Schweiz.
Vgl. Dove, Über Eiszeit, [* 13] und Scirocco (Berl. 1867), dazu als Nachtrag: »Der Schweizer Föhn« (1868), und die Arbeiten von Billwiller (1878) und Hann (Wien [* 14] 1882).