Flußspat
[* 2]
(Fluorit,
Fluß, oktaedrisches
Flußhaloid,
Fluor),
Mineral aus der
Ordnung der einfachen
Haloidsalze, kristallisiert meist in
Würfeln, die oft von bedeutender
Größe und sehr schön und regelmäßig gebildet, einzeln
aufgewachsen oder in
Drusen
[* 3] und
Gruppen vereinigt sind. Außerdem findet sich der Flußspat
häufig derb, blätterig, in körnigen,
schaligen und stängeligen Zusammenhäufungen, seltener dicht und erdig. Er besteht aus Fluorcalcium CaFl2 mit
48,72
Fluor und 51,28
Calcium,
Härte 4, spez. Gew. 3,1-3,2,
ist meist wasserhell, weiß, grün, wein- oder honiggelb, violblau und rot und wird durch
Glühen häufig entfärbt. Er ist
durchsichtig bis undurchsichtig, mit
Glasglanz, phosphoresziert in der
Wärme
[* 4] und auf glühenden
Kohlen mit grünem oder blauem
Schimmer, schmilzt vor dem
Lötrohr
[* 5] und liefert, mit
Schwefelsäure
[* 6] erwärmt, das
Glas
[* 7] ätzende Flußsäuredämpfe.
Der dichte Flußspat
(Flußstein) ist schimmernd bis matt, durchscheinend, grünlichweiß, grünlichgrau, ins
Rote übergehend, zuweilen
gefleckt. Der erdige Flußspat
(Flußerde) besteht aus staubartigen, losen oder zusammengebackenen Teilen, ist weich und zerreiblich,
undurchsichtig, matt blau, bräunlich oder perlgrau. Flußspat
findet sich in selbständigen
Gängen, häufig
mit
Schwerspat dieselben erfüllend, und auf den mannigfachsten
Erzlagerstätten,
[* 8] auf
Erzgängen und
Lagern des
Ur-, Übergangs-
und ältern
Flözgebirges, auch auf Hohlräumen und
Klüften in
Granit und
Porphyr, selten und vereinzelt in jüngern
Gebirgen,
auch als Versteinerungsmittel.
Die schönsten
Kristalle
[* 9] und Farbenvarietäten finden sich in
Derbyshire, die größten
Kristalle am Muscononginsee
in
Nordamerika,
[* 10] gewöhnliche
Kristalle und derbe
Stücke bei
Andreasberg,
Lauterbach,
Stolberg,
[* 11]
Annaberg,
[* 12]
Gersdorf,
Marienberg,
Altenberg,
Ehrenfriedersdorf, Zinnwald und vorzüglich
Schlaggenwald, in
Schlesien
[* 13]
(Arnsberg
[* 14] u.
Rudelstadt), im Württembergischen und
Badischen
(Alpirsbach, Schappach und Schrießheim, unweit
Heidelberg),
[* 15] in
Steiermark
[* 16] und
Salzburg
[* 17] etc. Der dichte Flußspat
kommt vor auf
Gängen bei
Straßburg
[* 18] und
Stolberg am
Harz, in
Savoyen,
Norwegen
[* 19]
(Kongsberg),
Schweden,
Grönland; die
Flußerde gangartig bei
Marienberg
und
Freiberg
[* 20] i. S., bei
Halle
[* 21] a. S., Wölsendorf in der
Oberpfalz, in
Cornwall,
Devonshire,
Cumberland, in Rußland bei Ratofka
(Ratofkit). Manchmal ist der Flußspat
bituminös und entwickelt durch Reiben oder
Schlagen unangenehmen
Geruch,
so der hepatische Flußspat
aus
Illinois und
Grönland und der schwarzblaue Flußspat
von Wölsendorf in der
¶
mehr
Oberpfalz, welcher beim Zerschlagen nach unterchloriger Säure riecht. Diese Varietäten enthalten Kohlenwasserstoffe, welche
mit Äther ausgezogen werden können und den Geruch bedingen. (Nach Schönbein rührt der Geruch des Wölsendorfer Flußspats
von Antozon, nach Loew von freiem Fluor her.) Die Alten benutzten den Flußspat
zur Darstellung der murrhinischen Gefäße (s. Murrhina
vasa), Prachtvasen, gleich ausgezeichnet durch Kostbarkeit des Stoffes wie Schönheit der Bearbeitung.
Jetzt dient er als Flußmittel beim Schmelzen von Kupfer-, Silber- und Eisenerzen, was ihm auch seinen Namen verschafft hat; dann zu gewissen Glasuren und Emails, zur Gewinnung der Flußsäure und zum Ätzen des Glases. Aus den schönern Varietäten werden in England (besonders in Derbyshire) auch Vasen, [* 23] Dosen, Knöpfe und Uhrgehäuse u. dgl. verfertigt (Spar-ornaments), und man soll daselbst, wie schon im alten Ägypten, [* 24] verstehen, den E. zu färben oder wenigstens die Stärke [* 25] seines Kolorits zu erhöhen.