Flußkrebs
(Astacus fluviatilis Rondelet; s. Tafel: Krustentiere Ⅱ, [* 1] Fig. 6), gemeiner Krebs, [* 2] der bekannteste Vertreter der zehnfüßigen Krebse, der in allen süßen Gewässern Europas mit Ausnahme des hohen Nordens vorkommt. Die Geschlechter unterscheiden sich durch die beim Männchen längern Scherenfüße des ersten Paares und durch die Ausbildung der Anhänge des ersten Hinterleibssegments zu Begattungsorganen, die beim Weibchen verkümmern. Die Farbe wird durch einen roten und einen schwarzen Farbstoff erzeugt; durch Zerstörung des letztern werden die Krebse beim Kochen rot.
Als Abarten hat man namentlich den kleinern, schlankern Steinkrebs, der vorzugsweise West- und Südeuropa bewohnt, von dem größern, in Ost- und Mitteleuropa heimischen Edelkrebs zu unterscheiden. Seiner Lebensweise nach ist der an klare, fließende und kalkreiche Gewässer von nicht zu großer Tiefe und kleine Landseen gebunden. Hier haust er in den Uferhöhlen, unter Wurzeln und Steinen und ernährt sich als Allesfresser von allen in sein Bereich kommenden tierischen und pflanzlichen Substanzen, wobei er lebende Beute so gut wie verweste Kadaver verzehrt.
Trotz seiner Gefräßigkeit ist sein Wachstum sehr langsam und wie bei allen Krustentieren an eine periodische Häutung geknüpft. Dieselbe findet nur im Sommer statt und zwar im ersten Jahre achtmal, im zweiten fünfmal, im dritten zweimal, später nur ein- oder noch zweimal. Während des Häutens halten sich die Tiere versteckt, um ihren weichen Panzer (Butterkrebs) nicht zu gefährden. Bei dem Erhärtungsprozeß der Schale, welcher durch Ablagerung von Kalksalzen in dieselbe erfolgt, werden die als Krebsaugen bekannten Kalkkonkremente an den Seitenwänden des Magens mit verbraucht.
Die Entwicklung der Eier, [* 3] welche bis zu 300, an die Schwanzanhänge des Weibchens befestigt, von demselben bis zum Ausschlüpfen der Jungen umhergetragen werden, erfolgt ohne auffallende Metamorphose; die Zeit der Eiablage fällt 10‒40 Tage nach der von Oktober bis Januar stattfindenden Begattung. Im Mai und Juni werden die Krebschen geboren und verbleiben in der ersten Zeit noch bei der Mutter. Zu den Feinden des Krebses gehören vorzugsweise die Fischotter [* 4] und der Aal.
Auch Schmarotzer aus der Gruppe der Egel (Branchiobdella und der
Saugwürmer (Distomum cirrigerum) sind häufig bei ihm anzutreffen.
Über die
Krebspest s. d. – Der Flußkrebs
bildet einen
wichtigen
Konsum- und Handelsartikel. Er wird nur lebend versendet und verkauft. Ersteres geschieht stets vollkommen trocken;
lebend wird der Flußkrebs
aufbewahrt längere Zeit in fließendem Wasser, auf kurze Zeit ohne Wasser in einem
Gefäß
[* 5] mit
Brennnesseln.
In
Deutschland
[* 6] kommen die besten
Krebse aus den östl.
Strömen (Oderkrebse
). Der Haupthandelsplatz ist
Berlin.
[* 7] –
Vgl. Vogt, Die künstliche Fischzucht.
Nebst einem Anhang über Krebszucht (2. Aufl., Lpz. 1875); Huxley, Der Krebs (Bd. 48 der «Internationalen wissenschaftlichen Bibliothek», ebd. 1881).