Flußgallen
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s. Gallen.
Flußgallen
3 Wörter, 24 Zeichen
Flußgallen,
s. Gallen.
Ausdehnungen und Verdickungen der Gelenkkapseln oder Sehnenscheiden oder Schleimbeutel an den Gliedmaßen der Tiere, namentlich der Pferde, [* 3] infolge übermäßiger Absonderung und Ansammlung von Gelenk-, resp. Sehnenscheidenflüssigkeit. Die Gallen bilden mehr oder minder große, rundliche oder länglich-runde Geschwülste, die an den Gelenken (Gelenkgallen) oder an den Sehnen (Sehnen- oder Flußgallen) sitzen, gewöhnlich weich, elastisch und unschmerzhaft sind und den Gebrauch der Tiere nicht stören, in manchen Fällen aber mehr oder minder hart und warm sich anfühlen, auf Druck schmerzhaft sind und zum Lahmgehen Veranlassung geben.
Oft können die Gallen durch Druck verkleinert werden, indem die Flüssigkeit nach der Gelenkhöhle etc. ausweicht, und wenn die Gallen beiderseits am Gelenk oder an der Sehne hervorgetreten sind (durchgehende Gallen), so wölbt sich beim Drücken gegen die eine Seite die Geschwulst an der andern Seite stärker hervor. Am häufigsten sind die Gallen bei Pferden an den Sprunggelenken und an den Sehnen über und hinter den Fesselgelenken. Eine besondere Anlage zu Gallen haben junge Pferde von schlaffer Konstitution; die veranlassende Ursache ist meistens starke Anstrengung.
Bei längerer Ruhe findet gewöhnlich eine Verkleinerung, bei neuer Anstrengung wieder eine Vergrößerung statt; in seltenen Fällen tritt Naturheilung ein, die durch festes Bandagieren nach der Arbeit befördert werden kann. Veraltete Gallen können nur durch Operation (Abzapfen der Flüssigkeit und Injektion [* 4] von verdünnter Jodtinktur) geheilt werden. Sonst gewähren die Einreibungen scharfer Medikamente und die Applikation des Glüheisens die meisten Vorteile.
(Cecidien), pathologische, an Pflanzen durch Schmarotzer hervorgerufene lokale Gewebeneubildungen, welche den in ihnen sich aufhaltenden Parasiten Nahrung gewähren. Durch die dauernde oder zeitweilige Anwesenheit von letztern unterscheiden sie sich von ähnlichen, durch Verwundung oder andre Ursachen an Pflanzen hervorgebrachten krankhaften Bildungsabweichungen. Durch einen von dem tierischen oder pflanzlichen Schmarotzer ausgehenden Reiz wird das Gewebe [* 5] an der infizierten Stelle zu abnormer Zellteilung angeregt, welche schließlich zu einer mehr oder weniger scharf begrenzten Umgestaltung des betreffenden Pflanzenteils führt. Gallen können sich demnach nur an jugendlichen, noch in Entwickelung begriffenen Pflanzenteilen, wie in zarten Knospen, [* 6] an jugendlichen Wurzeln, Stengeln und Blättern, nicht an völlig ausgewachsenen, teilungsunfähigen Organen bilden.
Von Pflanzen rufen einige Schmarotzerpilze, z. B. die Synchitrien, mannigfache Gallenbildungen (Mykocecidien) hervor. Unter den gallenbildenden Tieren liefern die Insekten [* 7] das größte Kontingent und zwar vor allen die Gallwespen (Cynipiden), manche Blattwespen, von Dipteren besonders die Gallmücken (Cecidomyiden) und einige andre, von Halbflüglern die Blattläuse (Aphiden) und Springläuse (Psylloden) ferner einige Rüsselkäfer [* 8] und Schmetterlingslarven.
Von Arachniden sind sämtliche Gallmilben (Phytoptus) Gallenbildner, endlich kennt man auch einige Fadenwürmer (Nematoden), Milben und ein Rädertier als Erzeuger von Cecidien. Nach ihren Erzeugern pflegt man die letztern als Akarocecidien, Dipterocecidien, Nematocecidien, Phytoptocecidien etc. zu bezeichnen. Nach ihrem Auftreten an verschiedenen Pflanzenteilen unterscheidet man Wurzel-, Stengel-, Blatt-, Knospen-, Fruchtgallen etc. oder besser nach dem morphologischen Ort ihrer Entstehung gipfelständige und seitenständige Gallen (Akro- und Pleurocecidien).
Der äußere Habitus der Gallen ist ein sehr wechselnder. Bald treten sie nur als unbestimmt begrenzte Deformationen eines Pflanzenteils auf, bald stellen sie eine rings geschlossene, im innern Pflanzengewebe entstehende Neubildung dar, wie bei den Galläpfeln. Von der Deformation kann entweder nur ein einzelnes Organ: die Wurzel, [* 9] der Stengel, [* 10] das Blatt, [* 11] der Fruchtknoten etc., oder ein zusammengesetztes Organ, wie eine Knospe, eine Triebspitze, ein Blütenstand, [* 12] eine Blüte [* 13] etc., betroffen werden.
Die Deformationen einfacher Organe bestehen z. B. in Haarfilzwucherungen (bei den sogen. Erineum-Bildungen), in Anschwellungen der jungen Wurzelspitze bei den durch die Reblaus [* 14] (s. d.) erzeugten in knollenförmigen Stengelanschwellungen, in Verkrümmungen und Gestaltveränderung der Blattfläche, in spiralig gedrehten Verdickungen oder beutelförmigen Aussackungen der Blattfläche, in Formveränderung des Fruchtknotens, wie bei den als Gicht- oder Radenkörnern bekannten schwarzbraunen Gallen der zu den Fadenwürmern gehörigen Anguillula tritici Roffr. Die Verunstaltungen zusammengesetzter Organe zeigen sich z. B. in Knospenanschwellungen, die durch Vermehrung und Vergrößerung der Knospenschuppen oder durch hochgradige Verzweigung der verkürzt bleibenden Knospenachse zu stande kommen, oder es deformiert sich ein ganzer auswachsender Sproß. Von Triebspitzendeformationen sind unter andern die ¶
sogen. Kickbeeren am Wacholder und die durch Gallmücken (Cecidomyia rosaria) veranlaßten Weidenrosen allgemein bekannt. Die rings geschlossenen Gallen zerfallen in Minengallen und eigentliche Galläpfel, welche einkammerig, wie bei kugeligen, der Blattunterseite von Eichenblättern aufsitzenden, durch Dryophanta scutellaris Ol. verursachten Eichengallen, oder mehrkammerig vorkommen, wie bei den bekannten moosartig behaarten Rosenschlafäpfeln oder Bedeguaren.
Letztere bestehen aus den zusammengedrängten Anschwellungen mehrerer Stengelglieder und enthalten zahlreiche von Rhodites Rosae L. bewohnte Larvenkammern. Am meisten sind die Eichenarten der Gallenerzeugung von Cynipiden (Gallwespen) ausgesetzt, da von ihnen über 200 verschiedene Formen, darunter auch die in den Handel gebrachten Levante-Galläpfel (von Cynips gallae tinctoria L.), bekannt sind. Von besonderer Bedeutung für die Unterscheidung der Gallen ist das Verhalten ihrer Bewohner. In vielen Fällen bleiben dieselben zeitlebens an der Außenseite der gallentragenden Pflanzenteile und dringen niemals in das innere Gewebe derselben ein, wie die meisten Gallmilben und Halbflügler.
Andernfalls dringt das gallerzeugende Insekt entweder als Larve durch die Epidermis [* 16] in das innere Pflanzengewebe, wie bei vielen Gallmücken, Fliegen [* 17] und Käfern, oder es gelangt durch besondere Bohrvorrichtungen der Imagoform schon im Eizustand in das Pflanzeninnere, wie bei den Blatt- und Gallwespen. Hieraus ergibt sich die Unterscheidung von äußern und innern Gallen sowie von Larven- und Imagogallen, letztere beiden Formen werden auch als Scoläo- und Oocecidien bezeichnet.
Endlich kommt in Betracht, ob die Bewohner einer Galle sich in derselben fortpflanzen und also ungleiche Generationen nebeneinander vorhanden sind, oder ob die Bewohner nur einer und derselben Generation angehören, welche außerhalb der Galle zur Fortpflanzung schreitet; ersteres geschieht in vielen Gallen von Halbflüglern, Milben und Würmern, letzteres ist bei den Cecidien der Dipteren, Käfer, [* 18] Schmetterlinge [* 19] und Hautflügler [* 20] der gewöhnliche Fall.
Vgl. Malpighi, De gallis (in den »Opera«, Bd. 1, Lond. 1687);
Réaumur, Mémoire pour servir à l'histoire des insectes, Bd. 3; Mayr, Mitteleuropäische Eichengallen (Wien [* 21] 1871);
Thomas, Über Phytoptocecidien etc. (»Zeitschrift für die gesamten Naturwissenschaften« 1869 ff.);
Cornu, Études sur le Phylloxera vastatrix (Par. 1879);
Bergestamm und F. Löw, Synopsis cecidomyidarum (Wien 1876) u. a.
Priester der Kybele, [* 22] s. Galli. ^[= # (lat.), die verschnittenen Priester der ursprünglich in Kleinasien verehrten Mutter der Götter ...]