Fliegendes
Feuer, s. Antoniusfeuer.
Fliegendes Feuer
4 Wörter, 36 Zeichen
Fliegendes
Feuer, s. Antoniusfeuer.
feuer
(höllisches oder heiliges Feuer), Name einer epidem. Krankheit, welche im 9.-13. Jahrh. in ganz Europa, [* 3] besonders in Frankreich, herrschte und dadurch charakterisiert war, daß sich unter heftigen Schmerzen Brand einzelner Glieder, [* 4] selbst des Gesichts, der Genitalien und der Brüste, vorzugsweise aber der Hände und Füße, einstellte. Die ergriffenen Teile wurden kalt und schwarz, das Fleisch fiel von den Knochen [* 5] und verpestete die Luft. Die meisten, welche von dieser Krankheit befallen wurden, gingen daran zu Grunde; nur wenige genasen und boten dann wegen der Verstümmelung ihrer Glieder einen schaudervollen Anblick dar. Es darf als erwiesen betrachtet werden, daß die mittelalterlichen Epidemien des heiligen Feuers nichts andres sind als unser Mutterkornbrand (s. Kriebelkrankheit), daß sie also durch den Genuß von Mutterkorn entstanden sind.
Seit dem 14. Jahrh. wird das Antoniusfeuer
nicht mehr erwähnt, die Krankheit selbst kam aber unter andern Namen noch
vor. Sie wurde nach dem heil. Antonius (s. oben 1) benannt, angeblich weil viele daran Erkrankte in der Kirche zu St.-Didier
la Mothe durch Anrufung jenes Heiligen genesen sein wollten (vielleicht durch gesundes, mutterkornfreies Brot,
[* 6] welches ihnen
die Mönche reichten).
Vgl. Häser, Geschichte der epidemischen Krankheiten (2. Aufl., Jena [* 7] 1867).
In der Tierheilkunde bezeichnet man mit Antoniusfeuer
(fliegendes
, heiliges Feuer, Vorder- und Hinterbrand) eine größere Zahl von Tierkrankheiten,
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besonders Rotlaufseuche der Schweine, [* 9] Pocken der Schafe, [* 10] Kopfrose der Wiederkäuer [* 11] und die Milzbrandaffektionen in der äußern Haut. [* 12]