Fliegender
Brand (Fliegendes Feuer), s. v. w. Karbunkel.
Fliegender Brand
6 Wörter, 57 Zeichen
Medicin — Specielle Pathologie — Entzündungen, Geschwüre, Brand
etc
Fliegender
Brand (Fliegendes Feuer), s. v. w. Karbunkel.
(Karfunkel, Brandschwär, Carbunculus anthrax), Name einer höchst intensiven, umschriebenen Entzündung der
äußern Haut,
[* 4] welche übrigens bei zwei streng voneinander zu scheidenden Krankheitszuständen vorkommt. Der eine,
der verhältnismäßig gutartige Karbunkel (carbunculus benignus), ist nichts weiter als eine Entzündung mehrerer in die Lederhaut
hineinragender Bindegewebskegel, also eine ausgedehntere furunkulöse Entzündung, während der andre ein Erzeugnis des Milzbrand
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ist und daher als Milzbrand
karbunkel (carbunculus malignus) bezeichnet wird.
Der gutartige Karbunkel tritt in der Regel vereinzelt auf und kommt selten bei Kindern, mehr bei Erwachsenen, namentlich bei durch Alter und andre schwächende Zustände Erschöpften, zumal bei Zuckerharnruhr, vor. Er erscheint häufiger im Sommer und Frühjahr als im Herbst und Winter. Der häufigste Sitz desselben ist zwischen den Schulterblättern, im Nacken und auf dem Rücken. Der Ausdehnung [* 5] und Intensität der Hautentzündung entspricht die begleitende Störung des Allgemeinbefindens, welche oft recht erheblich ist.
Namentlich ist Fieber vorhanden, welches schon beim ersten Beginn der Hautentzündung sich einstellt. Die kranke Hautstelle
ist dunkel gerötet, derb anzufühlen, knotig verdickt, sehr schmerzhaft, fühlt sich brennend heiß an. Die Geschwulst breitet
sich mehr oder weniger rasch aus, oft bis zur Größe eines Handtellers, erstreckt sich in die Tiefe und
hat längere Zeit eine beträchtliche Härte, die erst dann nach und nach in Erweichung übergeht, wenn in der Tiefe das brandige
Absterben des Gewebes beginnt.
Der Schmerz ist außerordentlich groß, dauert lange und läßt erst nach, wenn die erweichte Stelle aufbricht,
was in der Regel an mehreren Stellen geschieht, so daß die Haut siebartig durchlöchert erscheint. Aus den entstandenen Löchern
sickert eine blutig-wässerige, meist sehr übelriechende Flüssigkeit aus, begleitet von gelbbraunen Fetzen abgestorbenen
Zellgewebes. Die erkrankte Hautstelle kann aber auch in ihrem ganzen Umfang brandig
werden und absterben.
Erst nachdem alles Abgestorbene abgestoßen ist, bedeckt sich der Substanzverlust mit gesunden Fleischwärzchen (sogen. Granulationsgewebe),
welche einen reichlichen und guten Eiter absondern und schließlich die durch den Hautbrand
entstandene Lücke
allmählich
ausfüllen. Nicht selten entzünden sich auch die unter der kranken Stelle gelegenen Organe, z. B. das Bauchfell, der Kehlkopf,
[* 6] das Rippenfell etc. Je größer die brandige
Stelle, desto heftiger sind auch die allgemeinen Erscheinungen, die namentlich
bei ältern Leuten zum Tod führen können und zwar einesteils durch Erschöpfung, andernteils durch Aufnahme der Jauche ins
Blut.
Die Behandlung der Karbunkel muß von Anfang an eine sehr energische sein. Sobald sich die knotige
Verhärtung der Haut ausgebildet hat, muß dieselbe kreuzweise und tief gespalten werden, um die Spannung der Haut zu beseitigen.
Außerdem wendet man warme Umschläge von Kamillenthee, Kampferwein an bei kräftiger Diät. Der bösartige oder Milzbrand
karbunkel
(der eigentliche Anthrax, so wegen der kohlschwarzen Verfärbung der kranken Hautstelle genannt) entsteht
durch Übertragung des Milzbrand
gifts, s. Milzbrand.