Flensburg
,
[* 1] Kreisstadt in der preuß.
Provinz
Schleswig-Holstein,
[* 2]
Knotenpunkt der
Linie
Neumünster - Vamdrup der Preußischen
Staatsbahn und der
Eisenbahn
Kiel-Eckernförde-Flensburg, liegt hufeisenförmig um das
Westende der Flensburger
Förde, eines 30 km
langen
Meerbusens der
Ostsee, in einem von
Hügeln umgebenen
Thal,
[* 3] besteht vornehmlich aus einer 4 km langen
Hauptstraße und hat 3 evangelische und 1 kath.
Kirche. Die
Bevölkerung
[* 4] zählte 1885 mit der
Garnison (2
Infanterie-Bataillone
Nr. 86 und 1
Bataillon Nr. 84) 33,094
Seelen, darunter waren 1880: 460 Katholiken und 63
Juden.
Die
Industrie ist nicht unbedeutend. Flensburg
besitzt ein großes Eisenhüttenwerk,
Eisengießereien und Maschinenfabriken,
ein großes Etablissement zur Herstellung von
Kupfer- und
Messingblech, eine Schiffswerfte für den
Bau eiserner
Dampfer, eine
Zement- und Kalkfabrik, bedeutende Ziegeleien an der
Förde, eine Thonwarenfabrik,
Glashütte,
Palmöl-, Palmkuchen-,
Spiritus-,
Essig-,
Tabak-, Zündwaren-,
Papier- und Möbelfabrikation, eine Reismühle, Bierbrauereien und Fischräuchereien.
Der
Handel bezieht sich auf
Kolonialwaren,
Chemikalien,
Steinkohlen,
Holz,
[* 5]
Getreide,
[* 6] Sämereien,
Petroleum, Vieh etc. Flensburg
hat eine
Handelskammer, eine Reichsbankstelle, eine Privatbank und eine
Filiale der
Kopenhagener
Bank. 1883 liefen ein 1329
Schiffe
[* 7] (davon 1201 beladen)
mit 117,446
Ton., aus 1138
Schiffe (davon 641 beladen) mit 120,208
Ton. Die Reederei der Stadt Flensburg
zählt 59
Schiffe
mit 27,755
Ton. Tragfähigkeit, darunter 44
Dampfschiffe. An öffentlichen Anstalten bestehen: ein
Gymnasium, verbunden mit
Realgymnasium, eine
Landwirtschafts- und
Handelsschule, eine
Navigationsschule, eine Diakonissenanstalt und ein
Kunstgewerbemuseum.
Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 6 Magistratsmitgliedern und 24
Stadtverordneten. Flensburg
ist Sitz
eines
Landgerichts (für die 22
Amtsgerichte in
Apenrade,
Bredstedt, Flensburg
,
Friedrichstadt,
Garding,
Hadersleben,
[* 8]
Husum,
[* 9]
Kappeln,
Leck,
Lügumkloster,
Niebüll,
Norburg,
Nordstrand,
Pellworm,
Rödding,
Schleswig,
[* 10]
Sonderburg,
Tinnum,
Toftlund,
Tondern,
Tönning und
Wyk),
eines
Hauptsteueramts, des
Stabes der 18.
Division und der 35. Infanteriebrigade. In der
Nähe der
Kupfer- und Messinghammer Krusau
und etwa 4 km entfernt der anmutige Badeort
Glücksburg. - Flensburg
ist wahrscheinlich im 12. Jahrh. gebaut,
erhielt 1284 von
Herzog
Waldemar IV.
Stadtrechte, ward bald darauf befestigt, hatte aber viel durch Kriegsdrangsale zu leiden.
So eroberten es 1451 die
Holsteiner, 1627 die Kaiserlichen; seit 1643 fiel es öfters in die
Hände der
Schweden,
[* 11] die es auch 1713 brandschatzten.
Dennoch gelangte es durch die
Gunst seiner
Lage bald wieder zu einer bedeutenden Handelsblüte. Nach 1848 ward es unter dänischer
Herrschaft die Hauptstadt von
Schleswig. In seiner
Nähe fanden zwischen 1848 und 1864 mehrere heftige
Gefechte statt,
namentlich
bei
Bau bei
Översee
In F. starb 1412 die
Königin
Margarete, die Begründerin der Kalmarischen
Union von 1397. Das dänische Sprachgebiet beginnt unmittelbar nördlich von Flensburg
, umfaßt aber auch noch
einige
Orte im SO. der Stadt.
Vgl. Holdt, Flensburg
früher und jetzt (Flensb. 1884);
»Reise- und Badeführer für und Umgegend« (3. Aufl., das. 1882).