Flamĭnes,
bei den Römern die Priester, deren Dienst einer einzigen Gottheit ausschließlich gewidmet war. Ihren Namen leitete man ab von infula, der Wollbinde, welche sie stets um ihren Hut [* 2] oder um ihr Haupt geschlungen tragen mußten, in neuester Zeit richtiger von »flare«, d. h. vom Anblasen des Feuers. Es gab zwei Klassen derselben, majores und minores, höhere und niedere, erstere patrizischen, letztere plebejischen Geschlechts. Ihr Amt war lebenslänglich.
Der majores waren drei: Flamen Dialis, der Priester des Jupiter, Flamen Martialis, der Priester des Mars, [* 3] Flamen Quirinalis, der Priester des Quirinus. Sie trugen einen purpurnen Überwurf über der Toga [* 4] und einen Hut von konischer Form (aus Schaffell, oben mit einem mit Wolle umwickelten Olivenstäbchen, apex) oder statt des Hutes die oben erwähnte wollene Binde um das Haupt, weil es ihnen nicht erlaubt war, ganz barhaupt zu gehen. Außerdem durften sie sich der Sella [* 5] curulis bedienen, und der Flamen Dialis wenigstens erhielt einen Liktor [* 6] zur Begleitung.
Letzterer, der vornehmste unter allen Flamines
, hatte eine eigne Amtswohnung, welche für eine Art
Asyl angesehen wurde. Seine
Gattin,
welche mit ihm den Opferdienst versehen mußte, hieß
Flaminica: starb sie, so mußte der
Gatte sein
Amt
sogleich niederlegen. Dem
Flamen Dialis durfte kein
Eid abgenommen werden, er durfte aber auch keine
Nacht aus der Stadt abwesend
sein (um die täglichen
Opfer bringen zu können), keine bewaffnete
Armee sehen, nicht reiten, keinen
Ring (das Zeichen der
Fesselung) tragen, keinen
Toten berühren etc. Von den Flamines
minores werden genannt: Flamines des
Vulkan, der
Flora, des Volturnus, der
Carmenta, des
Virbius, der
Pomona etc. Zu diesen kamen in der Kaiserzeit auch noch Flamines
vergötterter
Kaiser.