Flämische
Sprache, [* 2] s. Vlämische Sprache.
Flämische Sprache
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Flämische
Sprache, [* 2] s. Vlämische Sprache.
Sprache, die dem Holländischen nahe verwandte niederfränkische Mundart, welche in den deutschen Gebieten
von Belgien
[* 5] gesprochen wird (s. Niederländische Sprache).
[* 6] Die in Belgien bald nach dessen Lostrennung von den Niederlanden hervorgerufene
sogen. vlämische Bewegung verfolgt die Tendenz, auf Grund der belgischen Verfassung, welche keiner der beiden in Belgien gesprochenen
Sprachen ein Vorrecht einräumt, der im Staatsleben wie im Unterrichtswesen und geselligen Verkehr mehr und mehr zu vorwiegender
Geltung gelangten französischen Sprache durch Schrift und Wort entgegenzuarbeiten, das von den Altvordern überkommene vlämische
Idiom zu einer ebenbürtigen Schrift- und Volkssprache
der vlämischen Bewohner Belgiens zu erheben und dadurch einen an
die Vergangenheit anknüpfenden nationalen Aufschwung derselben anzubahnen. Als die ersten Leiter und Träger
[* 7] dieser volkstümlichen
Bewegung sind vornehmlich J. Fr. ^[Jan Frans] Willems (1793-1846) u. Philipp Blommaert (1809-1871) zu nennen, deren Bestrebungen
durch Gelehrte und Publizisten, wie Bormans, Snellaert, Heremans, van der Voordt u. a., kräftige Unterstützung fanden, und
denen sich bald eine Schar von Lyrikern, Romanzendichtern und Novellisten anschloß. Im
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übrigen wird die vlämische Bewegung, welche 1869 durch Aufstellung einer einheitlichen offiziellen Rechtschreibung eine besondere
Festigung erhielt, durch zahlreiche litterarische Vereine aufrecht erhalten. Obwohl die Regierung das Streben der »Vlamingen«
lange Zeit mit ungünstigen Augen ansah, mußte sie den in den gesetzgebenden Versammlungen oft warm unterstützten Forderungen
derselben in Gesetzvorlagen und Verwaltungsmaßregeln doch manches einräumen, und wenn auch gegenwärtig
die v. S. noch nicht als Schul- und Gerichtssprache die ihr gebührende Stellung einnimmt, so hat sie doch schon so schöne und
reiche Litteraturblüten entwickelt, daß ihre Erhebung zu einer mit der französischen gleichberechtigten Landessprache
kaum
noch zu hindern sein wird. Als die bedeutendsten Namen dieser modern-vlämischen Litteratur sind zu nennen:
Prudens van Duyse (1804-59), Karl Ledeganck (1805-47), J. M. ^[Johan Michel] Dautzenberg (1808 bis 1869), Theodor van Ryswyck (1811-49),
Jakob De Laet (geb. 1815), B. J. ^[Bruno Jozef] Boucquillon (1816 bis 1878), P. F. van Kerckhoven (1818-57), Jan van Beers
(geb. 1821), A. A. Bernaert (geb. 1825), Hendrik Peeters (geb. 1825), Guido Gezelle (geb. 1830) u. a. Einen europäischen Ruf
als Meister in der Darstellung vlämischen Still- und Kleinlebens hat sich Hendrik Conscience (1812-83) erworben; neben ihm haben
sich in der volksmäßigen Novellistik ganz besonders die beiden Brüder Johan Snieders (1812-88) und Aug.
Snieders (geb. 1825) hervorgethan.
Von den jüngsten Dichtern sind als der bedeutendste vlämische Lyriker Frans De Cort (1834-78) und Emanuel Hiel (geb. 1834), der Verfasser der Dichtungen: »Lucifer« und »De Schelde« sowie äußerst beliebter Kinderlieder, anzuführen. Sehr anerkennenswert sind auch die Leistungen der Vlämen auf dem Gebiet des Theaters, und in neuester Zeit ist von den Kammern sogar die Errichtung einer vlämischen Akademie genehmigt worden. Grammatiken der vlämischen Sprache lieferten van Beers, Heremans, Verstraeten und Doms (Köln [* 9] 1878); Wörterbücher Sleecks (»Dictionnaire complet français-flamand«, Brüssel [* 10] 1860, 2 Bde.; daneben eine kleinere Ausgabe) und Schuermans (»Allgemeen vlaamsch idiotikon«, Löw. 1865-70).
Vgl. Vandenhoven, La langue flamande, son passé et son avenir (Brüssel 1844);
Höfken, Vlämisch-Belgien (Brem. 1847, 2 Bde.);
Ida v. Düringsfeld, Von der Schelde bis zur Maas.
Das geistige Leben der Vlamingen (Leipz. 1861, 3 Bde.);
Scheler, Histoire des langues (in »Patria belgica«, Bd. 3);
Jagemann, Die Stellung der Niederdeutschen in Belgien (Berl. 1876);
Coopman u. Montagne, Onze dichters (Antwerp. 1880);
Dannehl, Anthologie jungvlamischer Dichtungen (Wolfenb. 1885);
Stecher, Histoire de la littérature néerlandaise en Belgique (Brüssel 1887);
»Vlaamsche bibliographie« von Snellaert u. de Potter (Gent [* 11] 1857-68, 3 Bde.; fortgesetzt 1877-81).