Flacius
,
Matthias Flacius
Illyricus (der Illyrier), eigentlich Francowich (Vlacich), luther.
Streittheolog, geb. 1520 zu
Albona, studierte in
Venedig
[* 2]
Humaniora und begab sich von da, statt, wie er beabsichtigte,
Mönch
und katholischer Theolog zu werden, 1539 nach Basel,
[* 3] dann nach
Tübingen
[* 4] und 1541 nach
Wittenberg,
[* 5] wo
Luther und
Melanchthon seine
Lehrer wurden, ihm auch 1544 eine Professur der hebräischen
Sprache
[* 6] auswirkten. Als
Melanchthon das sogen.
Leipziger Interim 1548 gebilligt hatte, begann Flacius
von
Magdeburg
[* 7] aus eine maßlose
Polemik gegen jenen und seine
Schule.
Auch als er 1557 zum Professor an der streng lutherischen Universität Jena [* 8] berufen war, bekämpfte er sofort mit seinen Amtsgenossen (Musäus, Wigand u. a.) den philippistischen oder kursächsischen Synergismus (s. d.). Auf seine Rechnung kommt namentlich das sogen. Konfutationsbuch (»Solida confutatio et condemnatio praecipuarum corruptelarum, sectarum etc.«, 1559), eine als Symbol auftretende Protestation der herzoglich sächsischen Regierung gegen alle Abweichungen von der lutherischen Lehre. [* 9]
Als in
Jena selbst in Vikt.
Strigel (s. d.) ein Verteidiger des
Synergismus erstand, bewirkte Flacius
dessen
Verhaftung, konnte jedoch
auf einem
Kolloquium zu
Weimar
[* 10] die Verdammung
Strigels nicht durchsetzen. Flacius
ging, 1561 seines
Amtes entsetzt, nach
Regensburg,
[* 11] von da nach
Antwerpen,
[* 12] wo er einer Verfolgung weichen mußte, endlich nach
Straßburg,
[* 13] geriet aber auch
hier mit den
Geistlichen schließlich in einen so heftigen Streit, daß der
Rat ihn 1573 aus der Stadt verwies.
Einst das
Orakel aller strengen
Lutheraner, wurde er nun um seiner auf der weimarischen
Disputation geschehenen Äußerung,
daß die
Erbsünde zum
Wesen des
Menschen gehöre, des Manichäismus beschuldigt. Überall vertrieben und
vom Unglück verfolgt, starb Flacius
1575 in
Frankfurt
[* 14] a. M. Unter den wissenschaftlichen
Arbeiten ist zunächst die Redaktion der
»Magdeburgischen
Centurien« zu nennen, außerdem sein »Catalogus testium veritatis«
(Basel
1556) und die
»Clavis Scripturae
Sacrae« (das. 1567).
Vgl.
Preger, Matth. Flacius
Illyricus und seine Zeit
(Erlang.
1859-61, 2 Bde.).