Fjorde
(dän.), tiefe und steile Schluchten an
Festlands- oder Inselküsten, welche sehr häufig
senkrecht oder unter steilen
Winkeln in das Land eindringen und, indem sich zwei Fjorde
zu einer
Gabel vereinigen, ein Inseldreieck
von dem
Festland ablösen. Von allen ähnlichen Küstengliederungen unterscheiden sich die Fjorde
streng durch die örtliche
Anhäufung. Nach
Peschel tritt die Fjordbildung nur in
Europa
[* 2] und
Amerika
[* 3] auf und ist auch hier auf scharf
begrenzte Räumlichkeiten eingeschränkt. Im allgemeinen finden sich Fjorde
häufiger an Westküsten als an Ostküsten,
sie treten in allen geologischen
Formationen auf; aber es hängt von der innern
Struktur und der chemischen
Beschaffenheit der
Gesteine
[* 4] ab, wie lange es dauert, bis eine Fjordküste in einen Schärensaum übergeht. In
Europa erstrecken
sich Fjorde
vom äußersten
Norden
[* 5] bis zur Südwestspitze
Irlands oder bis höchstens 51¼° nördl.
Br., in
Amerika finden sie an der
Ostküste in
Maine unter 44° nördl.
Br., an der Westküste am Eingang der Fucastraße bei 48° nördl.
Br. und in
Südamerika
[* 6] an der Nordspitze von
Chiloe unter 41¾° südl.
Br. ihre äquatoriale
Grenze.
Diese Grenzlinie läuft im wesentlichen parallel mit der
Isotherme von 10°, die liegen also im Gebiet der
Regen zu allen
Jahreszeiten
[* 7] und sind am stärksten entwickelt, wo die stärksten
Niederschläge erfolgen. Außerdem sind die an Steilküsten
gebunden, aber sie kommen an solchen nie vor, wenn die klimatischen
Bedingungen fehlen.
Alle Untersuchungen deuten auf die
Bildung der Fjorde
durch eine unterirdische
Erosion
[* 8] hin, und in der That fehlen den Fjorden
nirgends die Eismassen und ihre mechanischen
Kräfte. So ist
Grönland ein vergletschertes
Hochland, und die Fjorde
sind die
Gefäße, durch welche sich die
Gletscher ergießen.
Norwegen,
[* 9]
Spitzbergen,
Island,
[* 10]
Neuseeland und die
Magelhaensstraße haben ihre
Gletscher, und in
Schottland
deuten Felsenschliffe u. Steinritzungen auf ehemalige
Gletscher hin.
Vgl. Peschel, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde [* 11] (4. Aufl., Leipz. 1883). ¶