Fischotter
[* 1] (Lutra Storr.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder [* 3] (Mustelidae), ziemlich zahlreiche Arten mit gestrecktem, flachem Leib, plattem, stumpfschnauzigem Kopf, kleinen, vorstehenden Augen, kurzen, runden Ohren, niedern Beinen, fünfzehigen Füßen, Schwimmhäuten zwischen den Zehen (deutlich erkennbar in der Spur, s. Figur), teilweise behaarten Sohlen, langem, zugespitztem, mehr oder weniger platt gedrücktem Schwanz, kurzem, straffem, glänzendem Haar [* 4] und zwei Absonderungsdrüsen neben dem After.
Sie finden sich mit Ausnahme
Neuhollands und des höchsten
Nordens in allen Teilen der
Erde an Flußufern, liefern zwar gutes
Pelzwerk,
[* 5] sind aber überwiegend schädlich. Der gemeine Fischotter
(L. vulgaris
Erxl.) wird 80
cm lang, mit 40
cm
langem
Schwanz, 30
cm hoch, bis 15 kg schwer; der
Pelz ist
oben glänzend dunkelbraun, unten etwas heller, unter dem
Hals und
an den Kopfseiten weißlich graubraun, am
Kopf meist mit einzelnen weißen
Flecken. Er findet sich in ganz
Europa,
[* 6] einzeln noch
in
Lappland, auch weitverbreitet in
Asien,
[* 7] selbst am
Amur, an
Seen,
Bächen und waldigen Flußufern, oft in der
Nähe von
Wehren und Mühlgerinnen, lebt in unterirdischen
Gängen, die 50
cm unter dem
Wasser münden und, schief aufwärts steigend,
zu dem geräumigen, trocknen
Kessel führen, während ein zweiter
Gang
[* 8] den Luftwechsel vermittelt.
In der
Regel besitzt jedes
Tier mehrere
Baue, bisweilen bezieht es verlassene
Fuchs- und Dachsbaue, bei
Überschwemmungen
flüchtet es auf nahestehende
Bäume oder in hohle
Stämme. Der
Gang des Fischotters
ist ziemlich schnell, schlangenartig kriechend,
er schwimmt und taucht mit der größten Meisterschaft und wunderbarer Beweglichkeit des geschmeidigen
Körpers. Im
Winter
steigt er durch
Löcher im
Eis
[* 9] ins
Wasser und benutzt geschickt jedes
kleinste Eisloch, um zu atmen.
Seine Sinne sind sehr scharf; er ist ungemein schlau, flüchtig und listig, schreit gellend, wenn er hungert, und kreischt im Zorn laut auf. Bei uns jagt er meist nach Sonnenuntergang, während er an unbewohnten Orten auch bei Tage thätig ist. Er lebt meist von Fischen und Krebsen, jagt stromaufwärts schwimmend, zieht oft meilenweit und richtet in fischreichen Gewässern um so größern Schaden an, als er dort nur die besten Rückenstücke seiner Beute verzehrt und das übrige liegen läßt.
Kleine
Fische
[* 10] frißt er im
Wasser, größere am
Ufer. Er mordet, solange er etwas
Lebendes im
Wasser erblickt,
verschmäht auch
Krebse,
Frösche,
[* 11]
Wasserratten und
Vögel
[* 12] nicht und greift selbst
Gänse und
Schwäne an. Er macht auch größere
Wanderungen über Land, um aus einem Gewässer ins andre zu gelangen. In die
Enge getrieben,
ist er wegen
seines starken
Gebisses sehr gefährlich. Der Fischotter
paart sich meist Ende
Februar und Anfang März, und das Weibchen wirft im
Mai 2-4
Junge, welche im dritten Jahr erwachsen sind.
Junge, aus dem
Nest genommene, bisweilen auch alte eingefangene Fischottern
werden sehr zahm und in
China,
[* 13] auch wohl bei uns,
zum Fischfang benutzt. Das
Fleisch ist zäh und schwer verdaulich und gilt bei den Katholiken für
Fisch.
Sehr geschätzt ist das
Pelzwerk; aus den Schwanzhaaren macht man Malerpinsel, aus den Wollhaaren
Hüte.
Blut,
Fett und manche
Eingeweide
[* 14] galten früher als
Heilmittel. Die
Jagd bildet in
England einen besondern
Sport, zu dem sich größere
Jagdgesellschaften vereinigen, welche mit einer
Meute hierauf abgerichteter
Hunde
[* 15] einer besondern
Rasse, den Otterhunden, die
Flußgebiete absuchen.
Außerdem wird der Fischotter
bisweilen auf der Entenjagd erlegt, wenn der
Hund ihn auf
Kaupen in Brüchern findet, ebenso auf dem
Anstand beim Enteneinfall im
Winter an offenen Wasserstellen. Wo es viel
Ottern gibt, erlegt man sie auch
in mondhellen
Nächten auf dem
Anstand an den Ausstiegplätzen, d. h. an solchen
Stellen, an denen sie aus dem
Wasser steigen,
um Hindernisse zu umgehen oder den
Raub zu verzehren, und deren Zufrieren sie dadurch verhindern. Bei Spurschnee gelingt es
oft, sie einzukreisen, wenn sie in alten Erlenkaupen oder unter hohl gefrornem
Eis (Bolleis) versteckt
sind. Meist jedoch werden sie in starken
Tellereisen
[* 16] gefangen, welche man, gut befestigt, besonders an den Ausstiegen ins
Wasser legt.
Junge
Ottern fangen sich auch bisweilen in den von
Fischern gelegten
Reusen.
Vgl. Corneli, Der Fischotter
,
Naturgeschichte,
Jagd und
Fang (Berl. 1884).
[* 1]
^[Abb.:
Spur des Fischotters.
im
Trabe, in der
Flucht.]