Fischingen
(Kt. Thurgau, Bez. Münchwilen). 620 m. Gem. u. Pfarrdorf, im S.-Zipfel des Kantons, im engen obern Murgthal, zwischen Thur und Töss und 6 km s. der Station Sirnach der Linie Winterthur-St. Gallen. Strassen nach Kirchberg und Mühlrüti im Toggenburg und nach Au und Sternenberg im Tössthal. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen
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Sirnach-Dussnang-Fischingen. Gemeinde, die Dörfer u. Weiler Au, Buhwil, Dussnang, Wies, Oberwangen, Anwil, Grub, Matt, Sonnenhof, Tannegg, Bernhardsriet, Hamberg, Hatterswil, Schurten und Vogelsang inbegriffen: 399 Häuser, 2570 zur Mehrzahl kathol. Ew.; Dorf: 42 Häuser, 543 Ew. Grosse Kirchgemeinde. Alpweiden, Wiesen und Wälder; Holzhandel. Bienenzucht. Stickerei. Reizende Landschaft mit schön bewaldeten Höhenzügen. Angenehme Sommerfrische. Auf Ottenegg schöne Aussicht.
Etwas über dem Dorf, am Fuss des Hörnli, das ehemalige Kloster Fischingen, heute Waisenhaus mit etwa 240 Zöglingen. Es ist ein massiv viereckiges Gebäude mit einer 1685 erbauten Klosterkirche, deren Inneres prächtig geschmückt ist und die eine ausgezeichnete Orgel enthält. Chorgitter, Altäre, Kanzel und Orgel sind alle von seltener Pracht. In einem Seitenchor die Totengruft der h. Idda von Toggenburg, die einst von Wallfahrern viel besucht wurde. Das Benediktinerkloster Fischingen, um das herum sich später das Dorf ansiedelte, wurde um 1035 gegründet.
Viele Schenkungen von Seiten des Bischofes Ulrich von Konstanz und verschiedener anderer geistlichen und weltlichen Herren sicherten ihm grossen Reichtum und ausgedehnten Landbesitz (Dussnang, Affeltrangen, St. Margrethen, Krillberg, Bettwiesen, Balterswil, Bichelsee). Das Andenken an das Leben und die Leiden der h. Idda führten ihm Tausende von Pilgern zu, die zu Ehren der Heiligen gerne ihr Scherfchen entrichteten. Idda von Toggenburg war die Gemahlin des Grafen Heinrich v. Toggenburg und starb 1197 nach furchtbaren Qualen, die der Unschuldigen ihr eifersüchtiger Gatte auferlegt hatte. Im historischen Museum zu Basel befindet sich eine Glasmalerei mit der Ansicht des Klosters Fischingen und der Darstellung der wichtigsten Abschnitte aus der Legende von der h. Idda.
Nach der das Kloster in Asche legenden Feuersbrunst des Jahres 1138 ordnete Bischof Ulrich II. von Konstanz die beiden Mönche Gebino und Waltram aus dem Kloster Petershausen zur Neueinrichtung des Klosters Fischingen ab. Tussnang und Oberwangen, die bis dahin Eigentum von Petershausen gewesen waren, gingen nun an Fischingen über, das 1326 auch noch die Kirchenhoheit über Sirnach und später über Herrschaft und Schloss Tannegg erlangte. Von den Grafen von Toggenburg wurde als Schirmvogt des Klosters der jeweilige Burgvogt auf Tannegg bestimmt.
Zur Zeit der Einführung der Reformation ging die Mehrzahl der Mönche zusammen mit dem Abt zur Lehre Zwinglis über, und das Kloster leerte sich. Der 1540 vom Abt von St. Gallen hierher gesandte Abt Marx Schenkli, ein energischer Mann, stellte das Kloster wieder her, warb ihm neue Insassen und führte die Bevölkerung der Umgebungen wieder dem alten Glauben zu. Durch weise Verwaltung blühte das Kloster bald wieder auf und erwarb sich die Herrschaften Lommis, Spiegelberg und Wildern. Der letzte Abt, Franciscus, zog sich nach der Aufhebung des Klosters 1848 auf das Schloss Bettwiesen zurück, liegt aber in der Klosterkirche zu Fischingen begraben. Vergl. Kuhn, Kd. Thurgovia sacra... 3 Bde. Frauenfeld 1869-1883. - Pupikofer, J. A. Geschichte des Thurgaus. 2. Ausg. 2 Bde. Frauenfeld 1886-1889. Kornmeier. Geschichte der Pfarrei Fischingen.