2) Sternbild zwischen 341⅔° bis 28⅔°
Rektaszension und 31¼° nördlicher bis 6⅚° südlicher
Deklination, nach
Heis 128 dem
bloßen
Auge
[* 3] sichtbare
Sterne umfassend, deren hellster dritter bis vierter
Größe ist.
Die Gestalt der Fische ist meist gestreckt, spindelförmig, seitlich zusammengedrückt, seltener ballonähnlich aufgetrieben
(Diodon) oder schlangenartig
(Aale) oder sogar ganz flach
(Rochen). Mit ihr steht die Lebensweise im
Einklang, insofern
die größte Zahl der Fische auf das
Schwimmen angewiesen ist und nur wenige auf der Oberfläche des
Wassers dahintreiben oder
im
Sand wühlen oder auf ihm liegen. Die
Haut ist weich, locker, glatt und schleimig, nie verhornt, jedoch fast immer mit
Verknöcherungen
bedeckt, welche in der
Lederhaut ihren Sitz haben und auch meist von der
Oberhaut überzogen sind.
Man unterscheidet von solchen
Schuppen (s. d.) verschiedene
Arten und benutzt sie vielfach zur
Klassifikation der Fische. In gleicher
Weise entstehen die Knochentafeln, welche bei manchen
Fischen (z. B. den
Stören) den
Körper, namentlich aber den
Kopf bedecken
und sogar zum innern
Skelett
[* 7] als sogen. Hautknochen in Beziehung treten. Die vielfältigen,
oft prachtvollen Färbungen der
Haut werden durch Pigmentablagerungen in der untern Epidermisschicht, häufig durch verzweigte
Pigmentzellen
(Chromatophoren, s. d.) der
Lederhaut hervorgebracht.
Letztere enthalten rotes oder schwarzes
Pigment und können
sich ziemlich schnell zu winzig kleinen, schwarzen oder roten
Punkten zusammenziehen, so daß eine vorher
¶
mehr
schwarz oder rot gefärbte Stelle blaß oder farblos wird. Diese Farbenänderungen sind am auffälligsten während der Laichzeit
und beim Kampf (Stichlinge), aber auch die Umgebung, in welcher sich die Fische befinden, übt einen derartigen Einfluß aus,
so daß sich manche in Färbung dem Grund, auf dem sie verweilen, anzupassen vermögen (sogen. chromatische Anpassung).
Der sehr verbreitete metallische Glanz verdankt seine Entstehung kleinen kristallinischen Plättchen, welche die hintere Seite
der durchsichtigen Schuppen, den Kiemendeckelapparat und die Regenbogenhaut besetzen. In der Haut finden sich allgemein eigentümliche,
durch seitliche Porenreihen (Seitenlinien) nach außen mündende Gänge, welche man früher für schleimabsondernde Drüsen,
jetzt hingegen für Träger
[* 9] eines eigentümlichen Gefühlssinns hält.
Das Skelett bietet ein besonderes Interesse, weil es noch mit Formen beginnt, welche bei den höhern Wirbeltieren vielfach nur
während der Entwickelung auftreten. So ist bei Stören und andern Fischen die Wirbelsäule noch nicht in einzelne Wirbel geteilt
und hier sowie bei den übrigen Knorpelfischen noch nicht verknöchert. Aneinander bewegliche Wirbel finden
sich erst bei den Haifischen. Auch die Rippen fehlen noch bei einem Teil der Fische oder sind vielfach nur unvollkommen ausgebildet;
ein echtes Brustbein zur Verbindung derselben auf der Bauchseite existiert nirgends, wird aber zuweilen durch Hautknochen ersetzt.
Sehr oft kommen bei den Knochenfischen Y-förmige Knochenstäbe (Fleischgräten) vor, welche durch teilweise
Verknöcherung der die Muskeln
[* 10] trennenden Bänder entstehen. Die Wirbelsäule selbst zerfällt in den Rumpf- und den Schwanzteil;
nur an ersterm können sich Rippen befinden, letzterer schließt mit der Schwanzflosse (s. unten) ab. Ein besonderer Hals zur
Verbindung von Kopf und Rumpf fehlt. Der Schädel ist in einigen Ordnungen der Fische noch knorpelig, wird bei
den Stören von besondern Hautknochen schützend bedeckt und verknöchert bei den Knochenfischen zum größten Teil, so daß
also stets Reste des ursprünglichen Knorpelschädels (des sogen. Primordialkraniums) zurückbleiben. Er zerfällt bei diesen
Fischen in viele einzelne Knochenstücke und vereinigt sich innig mit den gleichfalls zahlreichen
Gesichtsknochen.
Diese zeigen sich in ihrer Grundform (bei den Haien etc.) als ein den Mund umspannender Knorpelbogen, der aus Unter- und Oberkiefer
besteht und durch einen besondern knorpeligen Fortsatz des letztern (Kieferstiel) am Schädel befestigt ist. Ähnliche knorpelige
Bildungen verbinden sich weiter nach hinten, an der Grenze zwischen Kopf und Rumpf, mit Schädel und Wirbelsäule
und stellen die Kiemenbogen dar (sogen. Visceralskelett); sie umgeben die Kiemenspalten, d. h.
die Öffnungen in der Haut, welche für die Zirkulation des Atemwassers nötig sind.
Auch diese Bogen
[* 11] sind bei Knochenfischen ungemein kompliziert gebaut und mit allerlei Hautknochen zum Schutz
der Kiemen in Verbindung gebracht. Die beiden Paare Extremitäten sind ursprünglich knorpelig; die vordern oder die Brustflossen
stehen dann mittels eines bogenförmigen Stückes, des Schultergürtels, mit der Wirbelsäule in Verbindung, während bei den
Bauchflossen der entsprechende Beckengürtel frei liegt. Mit der Verknöcherung wird der Schultergürtel zugleich komplizierter
und befestigt sich am Schädel selbst, während der Beckengürtel seine Lage je nach den einzelnen Fischgruppen ändert.
Man unterscheidet so die Bauch-, Brust- und Kehlflossen, je nachdem die hintere Extremität in der Nähe des Afters oder dicht
bei der vordern oder
sogar noch vor ihr steht; auch können (bei den Aalen) die Bauchflossen gänzlich
fehlen. Die Flossen selbst bestehen aus einer Anzahl gegliederter Strahlen und lassen sich nur schwer mit den Gliedmaßen der
höhern Wirbeltiere vergleichen. Außer diesen paaren Flossen gibt es auch unpaare: am Rücken und Bauch befinden sich die Rücken-,
resp. Afterflossen, die beide wieder in einzelne Abteilungen zerfallen
können, und am Hinterende die Schwanzflosse, von sehr wechselnder Gestalt (Genaueres s. bei Flossen).
Der Schwanz ist das Hauptbewegungsorgan der Fische. Die Flossen dienen meist nur dazu, den Körper im Gleichgewicht
[* 12] zu halten und
beim Schwimmen die Stetigkeit und Richtung der Bewegung zu sichern. Ein toter Fisch liegt im Wasser auf dem
Rücken. Entfernt man Brust- und Bauchflosse der einen Seite oder auch nur die erstere, so fällt der Fisch auf diese Seite;
bei Wegnahme beider Brustflossen sinkt er mit dem Kopf nach unten. WerdenRücken- und Afterflossen abgeschnitten, so erfolgt
die Vorwärtsbewegung im Zickzack.
Das Lenken nach links wird durch einen Schlag des Schwanzes nach rechts und umgekehrt, eine Rückwärtsbewegung
durch einen Schlag der Brustflossen nach vorn bewirkt. Die zu allen diesen Bewegungen nötigen Muskeln sind der Hauptsache nach
die sogen. Seitenmuskeln, welche sich in vier Zügen zu beiden Seiten der Wirbelsäule vom Kopf bis zur Schwanzspitze erstrecken.
Durch quer von der Haut bis an die Wirbelabteilungen des Skeletts tretende, geschwungen verlaufende faserige Bänder werden
sie in einzelne hintereinander liegende Muskelscheiben zerteilt. Indem die Muskeln die hintere Partie des Rumpfes und den Schwanz
in raschem Wechsel nach rechts und links biegen, erzeugen sie die fortschnellenden Kräfte. Das Spiel der
Brust- und Bauchflossen bewirken Muskeln, welche aus der Seitenmuskelmasse an sie herantreten, und solche, welche die einzelnen
Skelettstücke der Flossen gegeneinander bewegen. Ebenso dienen besondere Muskeln zur Bewegung der unpaaren Flossen.
Das Nervensystem zeigt sehr einfache Verhältnisse. Das Gehirn
[* 13] bleibt stets klein und füllt die Schädelhöhle bei weitem
nicht aus; vom Rückenmark wird es an Masse bedeutend übertroffen. In dieser sowie in manchen andern Beziehungen
stellt es einen Zustand dar, welcher von den höhern Wirbeltieren schon im Embryonalleben durchlaufen wird. Die Augen sind
meist verhältnismäßig groß und mit einer fast kugelrunden, mächtigen Linse
[* 14] versehen. Augenlider fehlen noch ganz oder
bilden doch nur eine unbewegliche kreisförmige Hautfalte; nur die Selachier haben untere und obere Augenlider, oft sogar
noch eine Nickhaut.
Bei einigen Fischen (Chauliodus, Stomias) sind außer den Augen am Kopf noch eine Reihe ähnlich gebauter Organe am Bauch angebracht,
die aber wahrscheinlich als Leuchtorgane dienen. Das Gehörorgan ist noch wenig entwickelt; ein äußeres
Ohr
[* 15] fehlt ganz, im innern ist von der Schnecke höchstens eine Andeutung vorhanden. Bei vielen Knochenfischen steht es durch
eine Reihe kleiner Knochen
[* 16] mit der Schwimmblase in Verbindung. Das Geruchsorgan besteht aus paaren, blind geschlossenen Nasenhöhlungen;
nur bei den Lurchfischen durchbohrt das Nasenrohr den Gaumen und dient hier auch als Respirationsweg zur
Regulierung des in die Kiemen eintretenden Wassers. Der nervenreiche Teil des fleischigen Gaumens scheint der Sitz eines wenig
entwickelten Geschmackssinns zu sein. Zum Tasten mögen fleischige Lippen und deren Anhänge (Barteln), vielleicht auch die
einzelnen aus den Flossen sich lösenden Strahlen dienen, während das
¶
Die Verdauungsorgane sind vielfach sehr kompliziert gebaut. Die Mundöffnung liegt meist am vordern Ende des Gesichts, seltener
(z. B. bei den Haien) an der Unterfläche des Kopfes; zuweilen kann sie röhrenartig vorgestreckt werden.
Die weite Rachenhöhle ist meist reich mit Zähnen bewaffnet. Zahnlos sind nur wenige Fische (Störe, Seepferde). Meist sind die
Zähne
[* 18] an fast allen Knochen der Kiefer, der Mundhöhle
[* 19] und der Kiemenbogen, also bis tief in den Schlund hinein, reihenweise
angebracht; gewöhnlich dienen sie nur zum Fangen und Festhalten der Beute und sind darum kegelförmige,
gerade oder gekrümmte, glatte oder mit Widerhaken und Zacken versehene Fangzähne und nur selten wirkliche Mahlzähne.
Sie bestehen immer aus echtem Zahnbein und sind bei den Haien noch den Stachelschuppen auf der äußern Körperhaut äußerst
ähnlich, auch teilweise beweglich, bei den übrigen Fischen jedoch mit den Knochen verwachsen. Von einer
Zunge kommen nur Rudimente vor, Speicheldrüsen fehlen. Die Rachenhöhle ist nach hinten durch die Querspalten der Kiemenbogen
verengert. Dann folgen meist eine kurze Speiseröhre und ein weiter Magen,
[* 20] der sich nicht selten in einen ansehnlichen Blindsack
verlängert. Am Anfang des eigentlichen Darms finden sich häufig blinddarmartige Anhänge in größerer
Zahl.
Der After liegt meist weit nach hinten, nur bei Kehlflossern und den Knochenfischen ohne Bauchflossen auffallend weit vorn
bis an die Kehle. Alle Fische besitzen eine große, fettreiche Leber, meist auch eine Gallenblase und eine Bauchspeicheldrüse.
Die bei zahlreichen Fischen sich findende vielgestaltige, zuweilen paare Schwimmblase entspricht mit Rücksicht auf die Entstehung
den Lungen, liegt am Rückgrat über dem Darm
[* 21] und steht mit dem Innern desselben oder dem Schlunde durch einen Kanal
[* 22] in Verbindung
oder ist völlig geschlossen. Ihre Wandung ist äußerst elastisch, zuweilen mit Muskeln ausgestattet,
innen glatt oder zellig und dann der Amphibienlunge ähnlich. Bei den sogen. Lurchfischen wird sie geradezu zur Lunge,
[* 23] indem
Gefäße mit venösem Blut an sie herantreten und andre Gefäße das arteriell gewordene Blut abführen. Über ihre sonstige
Bedeutung für den Fisch s. Schwimmblase.
Die Atmung der Fische erfolgt fast immer durch Kiemen (s. d.). Diese liegen am Eingang des Verdauungskanals
und bestehen aus Reihen feiner Blättchen, in deren Innerm viele Blutgefäße verlaufen. Sie werden von den knorpeligen oder
knöchernen Kiemenbogen getragen und liegen entweder frei in einer einzigen großen Kiemenhöhle, welche durch einen Spalt
mit dem umgebenden Wasser kommuniziert, oder sind jede für sich in besondern Taschen untergebracht. Stets
gelangt das Wasser durch den Mund hindurch in den Kiemenraum und fließt nach Bespülung der Kiemen nach außen ab. Bei einigen
Fischen sind jedoch besondere Einrichtungen in der Kiemenhöhle behufs Atmung von Luft vorhanden; andre atmen zuzeiten mittels
der Schwimmblase.
Der Kreislauf des
[* 24] stets roten Bluts geschieht innerhalb eines geschlossenen Gefäßsystems. Das weit vorn
an der Kehle liegende Herz besteht (bis auf die an die Amphibien sich anschließenden Lurchfische) aus einem dünnwandigen, weiten
Vorhof und einer sehr kräftigen, muskulösen Kammer. Ersterer nimmt das aus dem Körper zurückkehrende venöse Blut auf, und
die Kammer führt es durch einen aufsteigenden Arterienstamm zu den Respirationsorganen. Der Lauf des venösen Bluts wird komplizierter
durch die Einschiebung eines doppelten Pfortadersystems für Leber und Niere.
Lymphgefäße finden sich überall. Die Harnorgane der Fische sind paare Nieren, welche sich meist längs des Rückgrats vom Kopf
bis zum Ende der Leibeshöhle erstrecken und zwei Harnleiter entsenden, die sich zu einer hinter dem Darmkanal
gelegenen Harnröhre vereinigen. Letztere erweitert sich häufig zu einer Harnblase und mündet bei den meisten Knochenfischen
mit der Geschlechtsöffnung gemeinsam oder auf einer besondern Papille hinter der Geschlechtsöffnung, bei den Haien und Lurchfischen
hingegen in den Endabschnitt des Darms (sogen. Kloake) aus.
Mit sehr seltenen Ausnahmen sind die Fische getrennten Geschlechts. Äußere Geschlechtsunterschiede finden sich nur selten, wie
die Haken im Oberkiefer des männlichen Salms, die Bruttasche bei den männlichen Lophobranchiern etc. Die männlichen und
weiblichen Geschlechtswerkzeuge sind sich oft so ähnlich, daß die Untersuchung ihres Inhalts zur Bestimmung
des Geschlechts erforderlich ist. Die Eierstöcke sind meist paare, bandartige Säcke, welche unterhalb der Nieren zu den Seiten
des Darms und der Leber liegen.
Die Eier
[* 25] entstehen an der innern Eierstockswandung und gelangen dann in den Hohlraum der zur Fortpflanzungszeit mächtig
anschwellenden Säcke. Die Eierstöcke entbehren, wie die fast ausnahmslos paaren Hoden, im einfachsten
Fall besonderer Ausführungsgänge; die Geschlechtsstoffe gelangen alsdann in den Leibesraum und von hier entweder durch
eine eigne Öffnung (Abdominalporus) oder mittels eines in den Mastdarm mündenden Kanals nach außen. Häufiger sind besondere
Ei-, resp. Samenleiter vorhanden, welche sich zwischen dem After und der Mündung der Harnröhre auf einer
besondern Papille nach außen öffnen. Äußere Begattungsorgane finden sich nur bei den männlichen Haien als lange Knorpelanhänge
der Bauchflossen. -
Bei weitem die meisten Fische legen ihre sehr zahlreichen Eier in Klumpen als sogen. Laich ins Wasser ab und lassen sie dort von
den Männchen mit ihrem Samen
[* 26] befruchten. Einige Knochenfische und ein großer Teil der Haie gebären lebendige
Junge. Meist erfolgt die Fortpflanzung nur einmal im Jahr, am häufigsten im Frühjahr, ausnahmsweise (viele Salmoniden) im
Winter. Die Männchen färben sich in dieser Periode lebhafter und zeigen oft eigentümliche Hautwucherungen (Hochzeitskleid);
auch bei den Weibchen treten Veränderungen ein (z. B. beim Bitterling entwickelt sich eine lange Legeröhre
zum Ablegen der Eier in die Kiemenfächer der Flußmuschel).
Beide Geschlechter sammeln sich zur Laichzeit in größern Scharen, suchen seichte Brutplätze in der Nähe der Flußufer oder
am Meeresstrand, unternehmen bisweilen ausgedehnte Wanderungen, steigen auch in die Flüsse
[* 27] und gehen mit
Überwindung bedeutender Hindernisse (Salmsprünge) stromaufwärts bis in die kleinen Nebenflüsse, wo sie an geschützten,
nahrungsreichen Orten die Eier ablegen. Dagegen zieht der Aal zur Fortpflanzungszeit aus den Flüssen ins Meer,
¶
[* 2] entbehren zwar des Stimmapparats, indes bringen mehrere ArtenTöne und Geräusche hervor. Ein Hornfisch (Balistes
spec.) von den Kapverdischen Inseln erzeugt mit den Zähnen ein metallisch klingendes Geräusch, ein Wels (Synodontis) mit den
großen Stacheln der Brustflosse und ein Flughahn (Dactylopterus volitans C. V.)
mit dem Gelenk des Kiemendeckels einen knarrenden Ton. BeimKnurrhahn (CottusscorpiusL.) der Ost- und Nordsee wird ein knurrendes
Geräusch durch die kräftig bewegte Muskulatur des Schultergürtels erzeugt und durch Resonanz der großen Mundrachenhöhle
verstärkt.
Bei Balistes vetulaL. entsteht ein knarrendes Geräusch durch stoßweise Rückwärtsbewegung der Stacheln
der vordern Rückenflosse. Bei südamerikanischen Siluriden u. Characiniden gibt die Schwimmblase gleich einer Trommel einen
Ton, wenn sie von einem harten vibrierenden Skelettteil getroffen wird. Die Stärke
[* 28] des erzeugten Tones hängt von der Stärke
und Elastizität der Schwimmblasenwandung und von ihrer mehr oder minder engen Berührung mit dem Skelett
ab. Bei der Dorade (Dorasmaculatus C. V.)
wird die Übertragung der Schwingungen der Schwimmblase auf das umgebende Medium durch eine bewegliche, Knochenplatten enthaltende
Hautpartie vermittelt, welche nicht durch Muskelmassen unterlagert, unmittelbar der Schwimmblase aufliegt.
Möbius beobachtete an Balistes aculeatusL. lebhaftes Vibrieren einer kleinen Hautstelle dicht hinter der
Kiemenöffnung und fand, daß diese in Beziehung steht zu der Erzeugung eines Trommelgeräusches, welches von schnell aufeinander
folgenden Zusammenziehungen der Seitenrumpfmuskeln ausgeht und durch Schwingungen gewisser Knochen und der Schwimmblase verstärkt
wird. Die Bedeutung aller dieser Geräusche muß wohl darin gesucht werden, daß sie zur Abschreckung von Feinden dienen.
Bei den südamerikanischen Siluriden werden die Töne am stärksten und von ganzen Schwärmen dieser Tiere
zur Zeit der Begattung abgegeben und sind daher wohl als Anlockungsmittel zum Zweck der Begattung zu betrachten.
Das Vermögen der Fische, die Hautfarbe zu wechseln, indem sich sternförmig verästelte Farbstoffzellen (Chromatophoren, s. d.,
Bd. 4) bald bis in ihre Ausläufer füllen und dadurch der Haut eine dunklere Farbe erteilen, bald kugelförmig
zusammenziehen und den Farbstoff dadurch dem dicht unter der Haut gelegenen Gewebe
[* 29] entziehen, ist durch Lode in Wien
[* 30] einer erneuten
Untersuchung unterzogen worden. Er fand zunächst die ältern Beobachtungen Pouchets bestätigt, nach denen der Anreiz zur
Zusammenziehung und Hellerfärbung in heller Umgebung vom Auge ausgeht, weshalb auf dem einen Auge geblendete Fische halb¶
mehr
dunkel und halb hell erscheinen; seine neuen Untersuchungen beschäftigten sich namentlich mit den Bahnen des Reizes. Er bediente
sich dabei des Induktionsstromes als Erregungsmittels, wobei man unter dem Mikroskop
[* 32] sieht, wie die vorher zierlich verzweigten
sternförmigen Pigmentzellen allmählich ihre Fortsätze einziehen und zur Kugelgestalt zurückkehren, während die gereizten
Hautstellen heller werden. Dieses Hellerwerden kann man auch dem bloßen Auge am lebenden Tiere, z. B.
einer Forelle, demonstrieren, nämlich durch schwache Ströme, die man mittels breiter Lederbausch-Elektroden auf bestimmte
Hautstellen wirken läßt.
Die so erzeugten hellern Stellen kehren erst nach einer halben Stunde zur allgemeinen Körperfarbe zurück. Daß diese Wirkungen
durch Nervenreiz zu stande kommen, wies Lode dadurch nach, daß er die Ströme durch Nadeln
[* 33] dem Rückenmark
zuführte, worauf die in der Ruhe dunkel gefärbte Forelle unter Krämpfen eine hellgraue Färbung annahm, außer an den Stellen,
wo vorher die Hautnerven durchschnitten wurden; solche Stellen blieben dunkel. Wurde das Rückenmark an einer Stelle
durchschnitten, so wurde bei der Reizung des unversehrten Teiles der Krampf nur in den nichtgelähmten Teilen, die Entfärbung
jedoch über den ganzen Körper beobachtet, woraus hervorgeht, daß die Nerven,
[* 34] welche die Farbstoffzellen regieren, nicht
im Rückenmark verlaufen, obwohl sie mit demselben in Verbindung stehen. Es ist, wie schon Pouchet nachwies,
der sympathische Nerv, von dem diese Reize weiter verbreitet werden.
An der allgemeinen Entfärbung nahmen die über den ganzen Körper verteilten roten Flecke der Forelle keinen Anteil; die roten
Farbstoffzellen sind also nicht kontraktil und reizbar. Da ähnliche Ergebnisse bei verschiedenen Fischarten erhalten wurden,
so ist der Schluß gestattet, daß diese Ergebnisse für Fische allgemein gelten, daß bei ihnen allen
die Farbstoffzellen in der Ruhe ausgedehnt sind, und daß sie durch Reize, mögen es nun das auf das Auge wirkende Licht
[* 35] oder
elektrische Reize sein, die man vom Rückenmark oder von außen her lokal zuleitet, kontrahiert werden. Es gelang Lode,
nach einem besondern Verfahren den Eintritt von Nervenfasern in die Chromatophoren zu verfolgen.
Darin, daß die Pigmentzellen der in der Ruhe ausgedehnt sind und durch Reize zusammengezogen werden, stimmen sie mit denen
des Chamäleons überein und unterscheiden sich von denen der Kephalopoden, die umgekehrt in der Ruhe zusammengezogen sind
und durch Reize ausgedehnt werden. Vom Chamäleon unterscheiden sich die aber wieder durch die umgekehrte und unmittelbare
Beziehung zum Lichte. Das Chamäleon wird umgekehrt wie die in dunkler Umgebung hell; bei ihm wirkt die Dunkelheit als Reiz,
und dieser Retz wirkt unmittelbar auf die Haut, so daß man auf einem in die Sonne
[* 36] gesetzten Chamäleon durch
einen beschattenden Stanniolgürtel einen hellen Streifen hervorbringen kann. Bei den Fischen wirkt dagegen das Licht unmittelbar
auf die Haut gar nicht erregend, sondern nur durch das Auge. (»Berichte der WienerAkademie der Wissenschaften«, 1890.)
Hinsichtlich der fliegenden Fische hatte sich K. Möbius in seiner Schrift über dieselben der Burmeisterschen
Ansicht angeschlossen, nach welcher die flügelförmig vergrößerten Flossen nur als Fallschirme dienen sollten, die nicht
durch Bewegungen den Flug unterstützen, sondern nur verhindern, daß der mittels kräftiger Seitenbewegungen seines Körpers
aus dem Wasser emporgeschnellte Fisch alsbald wieder herabsinke. Seitz, welcher die fliegenden Fische oftmals,
im niedrigen Kahne sitzend, im IndischenMeere über sich hinwegstreichen
sah, wenn sie vom Dampfer aufgestört wurden, widerspricht
diesen, wie er meint, vom Schiffsdeck gemachten Beobachtungen durchaus; er beobachtete eine äußerst lebhafte Flatterbewegung
der Flossen, deren Schwingungsweite im Gipfelpunkt der Flugbahn bei 20 cm langen Flugflossen ca. 10-12 cm
betrug.
Erst wenn der höchste Punkt der Bahn erreicht war, werden die Flügel wagerecht ausgebreitet oder, noch häufiger, etwas nach
oben gerichtet, und so erfolgt dann das Durchfliegen des absteigenden Astes der äußerst langgestreckten Flugbahn ohne weitere
regelmäßige Bewegungen. Nur wenn ein nochmaliges späteres Aufsteigen, z. B. um einen Wellenkamm
zu überfliegen, stattfinden soll, treten von neuem Flatterbewegungen, meist von sehr geringer Schwingungsweite,
auf.
Die Form der Flossen vergleicht Seitz mit derjenigen gewisser Schmetterlingsflügel, wie sie gerade den geschicktesten Fliegern
unter den Tagfaltern eigen sind. Der Flugfisch vermag auch die Flossen, wenn man ihn eingefangen am Schwanze hält, mit außerordentlicher
Geschwindigkeit und Kraft
[* 37] zu regen, wie ein Nachtfalter, der eben auffliegen will. Die Zahl der Flossenschläge
während des Fluges steht mit der Größe des Tieres in einem umgekehrten Verhältnis und schwankt zwischen 10 u. 30 in der Sekunde.
Die Fluggeschwindigkeit steigt mit der Größe des Fisches und betrug bei Tieren von 10 cmLänge ziemlich
genau 7,2 m. Die Zeitdauer des Fluges, welcher fast immer eine Flucht vor wirklichen oder eingebildeten Verfolgern zu sein
scheint, wechselt von einer Viertelsekunde bis fast zu einer Minute.
Über den afrikanischen Molchfisch (Protopterus annectens) und seine eigentümliche Gewohnheit, sich während der trocknen Jahreszeit
einzukapseln, haben Wiedersheim, Krauß, Bartlett, Parker und namentlich Stuhlmann, der 1888-89 in Kilimane
an der Ostküste Afrikas weilte, um die Lebensweise des merkwürdigen Tieres genauer zu beobachten, in den letzten Jahren eingehendere
Untersuchungen angestellt. Das über einen großen Teil Mittelafrikas verbreitete und von den Eingebornen verzehrte, bis
zu 1,75 m Länge erreichende aalartige Tier, welches mit mittelgroßen Schuppen bekleidet ist und vier lange,
fadenförmige Seitenflossen besitzt, kommt dort in großer Zahl in den Sümpfen vor, die sich während der Regenzeit mit Wasser
füllen, und steigt alle paar Minuten an die Oberfläche, um mit weit geöffneter Schnauze einen Atemzug zu thun, worauf es
Blasen durch die Kiemenlöcher entweichen läßt.
In der heißen Jahreszeit trocknen die meisten Sümpfe aus, und die Tiere graben sich in den lockern, sandigen Grund, bis sie
in eine Schicht gelangen, die während dieser in Kilimane vom Juli bis zum Januar dauernden Jahreszeit etwas Feuchtigkeit zurückhält,
um sie in einer Art Schlafzustand zu überstehen. Hier rollen sie sich zusammen und scheiden aus den
Schleimbecherzellen der Epidermis
[* 38] periodenweise ein Sekret aus, welches zu einer festen Kapselmembran von bräunlicher Farbe
und nach außen blätterigem Gefüge erhärtet und gegen den Luftgang hin, durch den das Tier sich eingegraben hat, eine Art
schräg zum Gange stehenden, wie ein Trommelfell prall gespannten Deckels bildet, der häufig mit einem
kleinen Spalt oder Löchelchen versehen ist (s. Figur, S. 287). In dieser Kapsel und dem sie umgebenden Erdkloß kann das Tier
mit Leichtigkeit versandt werden, und solche eingekapselte Tiere sind in den letzten Jahren vielfach nach Paris,
[* 39] London,
[* 40] Berlin
[* 41] u. a. O. versandt worden, wo man sie durch Einlegen in mäßig erwärmtes Wasser leicht erwecken kann. Wiedersheim
hat sie zuerst mit dem Meißel
[* 42] frei
¶
mehr
gelegt, um die Lage, die sie in der Kapsel einnehmen, festzustellen. Er fand sie mit zwei Knickstellen zusammengebogen, so
daß der breite Schwanz den Kopf von obenher wie ein Schleier umhüllt, während die ganz dicht an den Deckel und seine Öffnung
lagernde Schnauze unten hervorschaut. Da Wiedersheim den Schwanz sehr blutgefäßreich und gerötet fand,
glaubte er ihn an der Atmung während das ^[richtig: des] Sommerschlafs beteiligt, was indessen nach Stuhlmann nicht der Fall
sein soll.
Bei Berührungen stießen die Tiere in der Kapsel wie im Freien einen schmatzenden oder schnalzenden Laut aus und machten, wenn
die Kokons behufs der Konservierung in Chromessigsäure gelegt wurden, sofort ebenso energische Abwehrbewegungen
wie wache und frei lebende Tiere. Von besonderm Interesse ist, daß Stuhlmann das Ruhestadium jederzeit künstlich herbeiführen
konnte, wenn er ein solches Tier von mit Wasser zu einem dicken Brei angerührter Erde umhüllt in eine Holzkiste brachte, aus
der das Wasser langsam fortsickern und verdunsten konnte. Allerdings gingen dabei ca. 75 Proz. der Versuchstiere
ein, aber eine Reihe so eingeschläferter Tiere blieb in Kilimane fast einen Monat lang am Leben und konnte in diesem Zustand
bis nach Sansibar
[* 44] gebracht werden.
Ihre Seitenflossen haben außerdem einen ganz andern Bau wie echte Fischflossen, und Gegenbaur sieht in der
Flosse von Ceratodus die Grundform, aus der sich sowohl die gewöhnliche Flosse als der Fuß der höhern Wirbeltiere herleiten
läßt. Allein andre Zoologen, wieOwen, Joh. Müller, Agassiz und Günther, wollten nichts von der Trennung
des bis zur Steinkohlenzeit zurückverfolgbaren Tierstammes von den Schmelzfischen hören, weshalb sie in vielen Handbüchern
noch immer bei den Fischen stehen.
[* 2] Eine vergleichende Untersuchung der verschiedenartigen Schuppenbedeckung der Fische führt zu dem Resultat, daß
sowohl die in Plakoid- und Ganoidschuppen als auch die in Cykloid- (Rund-) und Ktenoid- (Zahn-) Schuppen unterschiedenen
typischen Schuppen der Knochenfische wenigstens zum Teil homologe Bildungen sind. Die Plakoidschuppen, aus welchen sich durch
Verschmelzung mehr oder minder umfangreicher Gruppen von Schuppen die großen Hautschilde der Ganoiden herleiten, bestehen ihrem
Bau und ihrer Entwickelung nach aus drei verschiedenen Teilen:
1) dem aus dem Epithel abstammenden Schmelz, 2) dem aus einer unmittelbar
¶
mehr
unter dem Epithel liegenden Cutispapille gebildeten Dentin, 3) der aus den tiefern Schichten der Cutis stammenden Basalplatte.
Im Bau derZahn- und Rundschuppen, der Teleostier-Schuppen, lassen sich unterscheiden:
1) eine auf der Oberseite der Schuppen liegende, kurzweg als Deckschicht bezeichnete Schicht und 2) ein System darunterliegender,
in ihrem Bau übereinstimmender Lamellen, welche Hofer als Basallamellen und in ihrer Gesamtheit als Basalplatte
bezeichnet. Da die Cykloid- und Ktenoidschuppen niemals Schmelz besitzen, sind sie also nur einem Teil der Plakoidschuppen
homolog, und zwar entspricht die aus zartem Hyalodentin bestehende Deckschicht der Cykloid-Ktenoidschuppen dem Dentin der
Plakoidschuppen, die Basalplatte ersterer der Basalplatte letzterer.
Diese Homologie erhält ihre Begründung durch die Entwickelungsgeschichte:
[* 47] in allen Schuppen entsteht das Dentin aus homologen
Cutispapillen, und ebenfalls in allen Schuppen entsteht die Basalplatte aus dem geschichteten Teil der Cutis. Was das stammesgeschichtliche
Verhältnis der Cykloid- und Ktenoidschuppen unter sich anbelangt, so ist die Cykloidschuppe die phyletisch ältere Bildung,
und aus ihr hat sich erst die Ktenoidschuppe differenziert. Die Ktenoidschuppe legt sich zuerst cykloid an, und die Dornen
des Hinterrandes treten erst später als besondere Modifikationen der Deckschicht, nicht aber selbständig auf.
Die Entwickelung beider Schuppenarten beginnt prinzipiell in der gleichen Art und Weise; die ersten Zeichen der beginnenden
Schuppenbildung machen sich in der Cutis bemerkbar, und zwar in der obersten Lage der Cutis, unmittelbar unter dem Epithel,
in der Art, daß zunächst eine lebhaftere Zellteilung der Cutiszellen stattfindet, die an bestimmten Stellen zur Bildung von
Cutispapillen führt; zugleich verändern sich die unmittelbar darüber gelegenen Epithelzellen in der Weise,
daß sie cylinderförmig werden und eine deutlich entwickelte Schmelzmembran repräsentieren, wie sie von der Bildung der
Plakoidschuppen bekannt. Im weitern Verlauf aber bildet sich diese Schmelzmembran wieder zurück zu gewöhnlichen Epithelzellen,
ohne jemals Schmelz auszuscheiden, so daß diese Bildung nur als rudimentäres Organ anzusehen ist; sein Auftreten in der Entwickelungsgeschichte
der Cykloid- und Ktenoidschuppen beweist die Abstammung dieser von den Plankoidschuppen.
Die Cutispapillen dagegen bilden sich scheibenförmig um, und diese Scheibe beginnt sich zugleich an ihrem Hinterende etwas
zu heben als erste Andeutung der spätern dachziegelförmigen Anordnung der Schuppen. Indem nun in der Mitte der Scheibe eine
zarte, außerordentlich feine Lage einer homogenen Substanz des Hyalodentins auftritt, findet eine Scheidung
der die Scheibe bildenden Cutiselemente statt, und es bildet sich nach oben zu die Deckschicht, nach unten hin die Basalschicht
aus; erst hier tritt dann eine Scheidung in der Bildung der Cykloid- und Ktenoidschuppen ein. Daß die Ktenoidsich nach der
Cykloidschuppe entwickelt, wird auch bestätigt durch die häufig zu beobachtende Thatsache von Rückschlägen der Ktenoid-
in Cykloidschuppen, z. B. beim Barsch, während das Gegenteil nicht vorkommt. (Hofer, im »Sitzungsbericht der MünchenerGesellschaft fürMorphologie« 1890/91.)
Bei den Haifischen kennt man schon seit längerer Zeit ein eigentümliches Verhalten, welches mit ihrer niedern
Organisationsstufe zusammenzuhängen scheint. AlleOrgane der Haifische und Rochen erweisen sich nämlich, wie Städeler und Frerichs
bereits 1858 beobachteten, ungewöhnlich reich an
Harnstoff,
jenem Zersetzungsprodukt, welches bei höhern Tieren schnellstens aus dem Kreislauf ausgeschieden wird, und wenn dies nicht
geschieht, schwere Störungen hervorbringt. W. v. Schröder, der diese Untersuchungen in neuerer Zeit am
Katzenhai wiederholte, fand im Mittel das Blut desselben so reich an Harnstoff wie den menschlichen Urin; die Muskeln, welche
bei höhern Tieren fast ganz frei vonHarnstoff sind, enthielten 1,95 Proz. und die Leber 1,36 Proz. Harnstoff. Da diese Befunde
keinen Aufschluß über den Ort der Harnstoffbildung im Körper geben und der Genannte früher gefunden
hatte, daß die Leber diesen Körper bildet, so entfernte er bei mehreren Katzenhaien die Leber und bestimmte während der Lebensdauer
der Versuchstiere den Harnstoffgehalt der Muskeln. Es ergab sich aber im Vergleich zu andern Tieren nur eine so geringe Abnahme,
daß man der Leber einen Einfluß nicht zuschreiben kann und wahrscheinlich die Trägheit der Niere, welche
sonst die Abscheidung bewirkt, verantwortlich machen muß. Es spricht indessen für die geringe Erhebung derOrganisation,
daß diese Anhäufung eines Abfallstoffes in Blut und Geweben nicht schädigend einwirkt.
Über die Funktion der Schwimmblase bei den Fischen hat O. Liebreich einige gelegentliche Studien gemacht
und gefunden, daß deren Thätigkeit beim Schwimmen völlig dem Prinzip des kartesianischen Tauchers entspricht, mit dem Unterschiede,
daß der äußere Druck, welcher den Taucher zum Sinken bringt, beim Fisch auch durch Muskelzusammenziehung willkürlich geleistet
werden kann, wenn die Höhe der Wassersäule nicht ausreicht, dem Fisch das für alle Schwimmbewegungen
förderliche spezifische Gewicht =1 durch Zusammendrückung der Schwimmblasenluft zu erteilen.
In der Tiefe des Druckgleichgewichts, wo er so schwer wie das Wasser ist, wird er darum am bequemsten schwimmen, weil er dort
weder von seiner Körperschwere nach unten, noch von der eingeschlossenen Luft nach oben gezogen wird;
aber auch oberhalb dieser Ebene, wo er etwas leichter ist als das Wasser, wird er bequem zu schwimmen im stande sein, da er den
Auftrieb
[* 48] durch Zusammendrückender Schwimmblase leicht ausgleichen kann. Liebreich nennt den Raum, den das Wasser bis zu dieser
Tiefe einnimmt, die Hydrosphäre des Fisches. In derselben wird er sich um so bequemer bewegen, je mehr
er sich der Gleichgewichtsebene nähert. Aber auch oberhalb derselben kann er seinen Körper durch Zusammenpressen schwer
genug machen, um sich in allen Höhen seiner Hydrosphäre beliebig lange schwebend zu erhalten.
Fritsch hat seine Studien über die elektrischen in jüngster Zeit an den Arten der Nilaales (Mormyrus) fortgesetzt.
Von diesen Fischen weiß man überhaupt erst seit 1881 mit Sicherheit, daß sie zur Gruppe der elektrischen Fische gehören, während
man bis dahin nur den Zitterrochen
[* 49] (Torpedo), Zitterwels (Malapterurus), Zitteraal (Gymnotus electricus) und den gemeinen Rochen
hierher zählte. Als Fritsch damals in El-Mansura (Ägypten)
[* 50] weilte, brachte ihm, während er sich gerade
zur Abreise rüstete, ein arabischer Fischer den Nilaal (Mormyrus oxyrhynchus), einen von den alten Ägyptern verehrten und
auf ihren Denkmälern häufig dargestellten Nilfisch. Zufällig berührte ein befreundeter Kaufmann denselben und glaubte dabei
etwas wie einen schwachen elektrischen Schlag zu verspüren, was dann wiederholt auch von Fritsch selbst
erprobt wurde. Dabei stellte sich zweierlei heraus, einmal, daß der elektrische Schlag des Nilaales von sehr geringer Kraft¶
mehr
ist, sodann daß der Schlag nur dann gut auszulösen ist, wenn man die beiden Finger genau den beiden Polen der horizontalen,
aus Platten aufgebauten elektrischen Säulen
[* 52] zu beiden Seiten des Schwanzes anlegt. Aus diesem Verhalten wird verständlich,
daß die elektrische Natur des Nilaales so lange Zeit unbekannt bleiben konnte, obwohl man schon lange
an ihm ein Gebilde kannte, das den elektrischen Organen der Zitterfische in seinem anatomischen Bau entspricht. Man hatte es
als pseudoelektrisch, als den Anfang der Umbildung einer Muskelpartie zu einem elektrischen Organ und den Nilaal als »pseudoelektrischen
Fisch« bezeichnet.
Nur vereinzelt, so von Babuchin aus Moskau,
[* 53] war (1877) darauf hingewiesen worden, daß man doch durch
die Zuckungen eines Krötenschenkels (der in Ermangelung eines Froschpräparats angewandt werden mußte) elektrische Ströme
an diesem wie an dem ähnlichen, ebenfalls als pseudoelektrisch bezeichneten Schwanze des Zitterrochens nachweisen könnte,
daß es somit wirkliche pseudoelektrische Organe gar nicht gäbe, sondern nur stärker und schwächer
elektrische.
Bei dem nahe verwandten Nilkarpfen (Mormyrus cyprinoides) konnte Babuch in indessen auch keine schwachen Ströme feststellen.
Um diese Fragen zur Entscheidung zu bringen, begab sich Fritsch im Winter 1891 von neuem nach Ägypten, namentlich um die Richtung
des elektrischen Schlages beim Nilaal festzustellen. Bezüglich dieser Richtung hatte Pacini gefunden, daß
zwischen den Nervenendigungen im elektrischen Organ und der Schlagrichtung bestimmte Beziehungen bestehen, in der Art, daß
die Fläche der elektrischen Platten, in welche sich die Nervenendigungen versenken, im Augenblick des Schlages negativ, die
andre positiv elektrisch wird.
Nur bei einer Art der elektrischen Fische, dem ebenfalls im Nil vorkommenden Zitterwels, stellte sich eine
Ausnahme von dieser Pacinischen Regel heraus, bei dem Nilaal aber bewährt sich, wie Fritsch nunmehr bei seinen zu Kafr ez Sayat
im Nildelta angestellten Versuchen festgestellt hat, die Pacinische Regel. Als Hilfsmittel für diese Feststellung diente ihm
ein von DuBois-Renmond gefertigter Multiplikator von 41,000 Windungen, der historisches Interesse besitzt,
sofern schon JohannesMüller damit seine Studien am gemeinen Rochen betrieben hat.
Den Einfluß der Nahrung auf die Körperform zeigt bei den Fischen in bemerkenswerter Weise der Gründling (Gobio), von dem wir
in unsern süßen Gewässern eine Art mit in die Länge gezogenem Kopf und längern Bartfäden (GobiofluviatilisCuv. Val.) und eine kurzschnauzige Art (GobioobtusirostrisAgass.) unterscheiden. Knauthe fand bei jahrelang fortgesetzten Versuchen,
daß sich aus dem Laich der kurzschnauzigen Art, wenn die ausgeschlüpften Tiere in sehr nahrungsarmen Teichen zum Aufwuchs
gelangten, in überwiegender Zahl langschnauzige Tiere entwickelten; in einem Fall entstanden sogar 85 Proz.
der langschnauzigen Form; der Rest verhielt sich in der Mitte zwischen GobiofluviatilisCuv. Val. und obtusirostrisAgass.,
nur 3-5 Proz., und zwar die allerkräftigsten Fischchen arteten den Eltern nach und wurden echte
G. obtusirostris. Brut und Laich der kurzschnauzigen Gründlinge, in etwas nahrungsreichere Gewässer gebracht, entwickelten
sich dergestalt, daß die größern und kräftigern Individuen die Form der Eltern (obtusirostris), die
kleinern dagegen mehr oder minder deutlich die langschnauzige annahmen. Versuche endlich, die mit der BrutGobio fluviatilis,
des Gründlinges mit sehr langgezogenem Kopf, in einem ungemein
nahrungsreichen
Tümpel angestellt wurden, führten zu dem Resultat, daß bei 70-80 Proz. von den Fischen der Kopf breit
und kurz wurde (obtusirostis). Die Experimente erinnern an die durch Nathusius und Nehring bekannt gewordene Thatsache, wonach
bei Schweinen eine in der Jugend reichlich verabreichte Nahrung danach strebt, den Kopf der Tiere breiter und kürzer zu machen,
während kärgliche Nahrung das entgegengesetzte Resultat erzeugt (»Zool. Anz.« 1891).
Die von der Krankheit befallenen Fische taumeln an der Oberfläche des Wassers, als wären sie mit Kockelskörnern vergiftet. Äußerlich
macht sich die Krankheit der Barben bemerklich durch mißfarbige Schwellungen der Haut und durch tiefe,
kraterartige Geschwüre, die am Kopf, am Rumpf und am Schwanz sich tief in den Körper erstrecken. Die Beulen sind durchschnittlich
walnußgroß, erreichen aber eine Länge bis 5 cm und werden bis 2 cm dick; durch ihren Aufbruch bilden sie
kraterartige, blutgeränderte Geschwüre.
Diese sind sämtlich erfüllt von einer gelben, bald mehr käsigen, bald mehr eiterartigen Masse, die sich unter dem Mikroskop
als der Hauptsache nach aus Psorospermien bestehend erweist; außerdem wimmelt es in diesen Geschwüren von großen, beweglichen
Bacillen. Die Sporen, d. h. die Fortpflanzungskörper des in der Barbe schmarotzenden Organismus, erscheinen
als linsenförmige, glänzende Körperchen, deren Durchmesser rund 0,01 mm beträgt. Jede Spore besitzt einen in Spiralwindungen
aufgerollten Faden,
[* 56] der an dem spitzen Pol derSpore herausgeschleudert werden kann, dabei aber mit seinem einen Ende an der
Spore befestigt bleibt; der ausgetriebene Faden erreicht an Länge den vier- bis fünffachen Durchmesser
der Spore.
Wahrscheinlich dient der Faden dazu, um die aus den ausgebrochenen Beulen der Fische ins Wasser gelangten Sporen an fremde Gegenstände,
besonders wohl Fische, zu befestigen. Das weitere Schicksal der Spore, der aus ihr entstehenden schmarotzenden Organismus und somit
die Art und Weise der Infektion der Barben ist noch völlig unbekannt. Bemerkenswert ist, daß bei der Barbe
nur die Muskeln an dieser Sporeninfektion erkranken; Leber, Milz, Ovarien, Eier, Kiemen 2c. finden sich frei. An der Schleie findet
sich eine Sporidienkrankheit mit ganz genau der gleichen Spore, hier aber in der Gallenblase, Schwimmblase, Milz und in Anhängseln
der großen Arterien. Auch andre Parasiten, besonders Würmer,
[* 57] sowohl im geschlechtsreifen Zustand (Fadenwürmer) als auch eingekapselte
Larven (Bandwürmer), finden sich sehr zahlreich in Fischen. Von besonderm Interesse ist die Parasitenfauna der Wanderfische,
da sie sich zum
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