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Abkömmlinge einer untergegangenen Schmelzfischgruppe. Im einzelnen ergibt sich hiernach folgende Einteilung:
A. Knorpelfische (Chondropterygii). Skelett knorpelig.
1. Ordnung: Selachier (Selachii) oder Quermäuler (Plagiostomi). 5-7 Kiemenöffnungen. Hierher Haie und Rochen [* 1] (Fig. 21 u. 22, s. Selachier).
2. Ordnung: Holocephalen (Holocephali). Eine Kiemenöffnung. Hierher die eigentümlich gestalteten Chimaeridae (Seekatzen).
3. Ordnung: Dipnoer (Dipnoi), Lungen- oder Lurchfische. Mit Kiemen und Lungen. Bilden den Übergang zu den Amphibien und zerfallen in Monopneumones (mit einer Lunge) [* 3] und Dipneumones (mit zwei Lungen). Zu den erstern gehört auch Ceratodus (s. d.).
B. Schmelzfische (Ganoidei).
Knorpel- und Knochenfische. Schuppen oder Knochenschilder der Haut [* 4] mit Schmelz überzogen. Zum größten Teil fossil. 7 Ordnungen, darunter genauer bekannt: die Störe (Acipenserini, [* 1] Fig. 20), Flösselhechte (Polypterini), Knochenhechte (Lepidosteini) und Kahlhechte (Amiadini).
C. Knochenfische (Teleostei). Skelett knöchern.
1. Ordnung: Physostomi. Schwimmblase mit Luftgang.
1. Unterordnung: Apodes, ohne Bauchflossen. Hierher unter andern die Aale (Muraenoidi, [* 1] Fig. 11) und Zitteraale (Gymnotini).
2. Unterordnung: Abdominales (Bauchflosser), mit Bauchflossen. Hierher unter andern die Heringe (Clupeidei, [* 1] Fig. 10), Lachse (Salmonoidei, [* 1] Fig. 8), Hechte (Esocini, [* 1] Fig. 9), Karpfen (Cyprinoidei, [* 1] Fig. 1, 5, 6, 7), Salmler (Characini) und Welse (Siluroidei, [* 1] Fig. 4).
2. Ordnung: Physoclisti. Schwimmblase ohne Luftgang.
1. Unterordnung:
Weichflosser
(Anacanthini).
Flossen ohne Stachelstrahlen. Hierher unter andern die Schlangenfische
(Ophidini),
Schellfische (Gadoidei,
[* 1]
Fig. 12) und
Schollen (Pleuronectides,
[* 1]
Fig. 13).
2. Unterordnung: Schlundkiefer (Pharyngognathi). Untere Schlundknochen verwachsen. Flossen mit oder ohne Stachelstrahlen. Hierher unter andern die Lippfische (Labroidei) und Hornhechte (Scomberesocides, [* 1] Fig. 14).
3. Unterordnung:
Stachelflosser (Acanthopteri,
Brustflosser, Kehlflosser).
Flossen stets mit Stachelstrahlen. Untere Schlundknochen
frei. Hierher unter andern
Stichlinge (Gasterosteoidei,
[* 1]
Fig. 16),
Barsche (Percoidei,
[* 1]
Fig. 15),
Panzerwangen
(Cataphracti), Meerbrachsen (Sparoidei),
Meerbarben (Mulloidei),
Labyrinthfische (Labyrinthici),
Harder (Mugiloidei),
Makrelen
(Scomberoidei,
[* 1]
Fig. 17), Bandfische
(Taenioidei), Meergrundeln (Gobioidei), Scheibenbäuche (Discoboli),
Schleimfische
(Blennioidei,
[* 1]
Fig. 18), Armflosser (Pediculati,
[* 1]
Fig. 19)
und Röhrenmäuler
[* 5] (Fistulares).
4. Unterordnung:
Haftkiefer
(Plectognathi).
Ober- und
Zwischenkiefer am
Schädel nicht beweglich. Hierher unter
andern die Kofferfische
(ostracionidae),
Nacktzähner (Gymnodontidae) und
Hornfische (Balistidae.
[* 1]
Fig. 3).
5. Unterordnung: Büschelkiemer (Lophobranchii, [* 1] Fig. 2). Kiemen büschelförmig, Schnauze röhrenförmig. Hierher unter andern die Seepferdchen [* 6] (Hippocampidae).
Von den Fischen früherer Erdperioden sind fast nur die harten Teile (Skelett, [* 7] Zähne, [* 8] Schuppen, Flossenstacheln und Knochenplatten der Haut) erhalten geblieben, während die Weichteile vielleicht an der Bildung von Kohlenwasserstoffen mitgeholfen haben, welche die bituminösen Schiefer durchtränken. Versteinerte Exkremente (Koprolithen) sind nicht eben häufig und deuten, da sie spiralig gedreht sind, auf die Spiralklappe im Darm [* 9] der Haie und Schmelzfische hin.
Die meisten fossilen Fische
[* 10] waren Meeresbewohner; erst aus der Tertiärzeit kennt man mit Sicherheit
und in größern
Mengen auch Süßwasserfische.
Den Aufschwung, den die
Kunde der versteinerten in den letzten Jahrzehnten
genommen, verdankt man größtenteils
Agassiz, der ein förmliches
System derselben auf die
Beschaffenheit der versteinerungsfähigen
Hautbedeckungen gründete. Er unterschied vier große
Gruppen:
Plakoiden (mit nur einzelnen verknöcherten
Schmelzpunkten
[Chagrin]
oder Schmelzplatten in der
Haut),
Ganoiden
(Eckschupper,
Schmelzfische oder
Schmelzschupper,
Knorpel- oder
Knochenfische, die als
Bedeckung viereckige oder rundliche Schmelzschilder oder größere Knochenschilder, überzogen von einer
Schmelzlage, besaßen),
Ktenoiden
(Kammschupper, mit hornigen, schmelzlosen
Schuppen, die am freien hintern Ende gezahnt sind,
so daß der
Fisch beim Rückwärtsstreichen rauh erscheint, wie z. B.
Barsch, s. Tafel
»Kreideformation«)
[* 11] und
Cykloiden
(Kreis- oder
Rundschupper, ebenfalls mit dünnen, schmelzlosen, rundlichen, aber am Hinterrand nicht gezahnten
Schuppen versehen, wie
Hering,
Karpfen,
Hecht, s. Tafel
»Kreideformation«). -
Die Selachier (Haie und Rochen) sind schon im Obersilur sicher konstatiert; ganze Tiere sind selten, dagegen finden sich Stacheln und Zähne vielfach vor (s. Selachier). Die Ganoiden sind vor allen für die Urzeit charakteristisch und dort durch viele ausgestorbene Familien vertreten. Unter ihren ältesten Formen finden sich die wunderlichen Cephalaspiden oder Schildköpfe (Eucephalaspis auf Tafel »Devonische Formation«),
mit fast ganz knorpeligem
Skelett und dem
Mund auf der Bauchseite,
wie bei den
Haifischen; sie machen im
Devon
[* 12] etwa acht Zehntel aller gefundenen Fische
aus und sind an manchen
Orten in Wagenladungen vorhanden. Zu den Panzerganoiden
(Plakodermen), bei denen der ganze
Körper von einem aus Knochenplatten
gebildeten
Panzer umschlossen wird, aus dem nur der flossenlose, kurze
Schwanz und wunderliche seitliche Bewegungswerkzeuge
frei hervorstehen, gehört der merkwürdige
Asterolepis (s. Tafel
»Devonische Formation«) aus
Schottland
und Rußland.
Die übrigen fossilen Ganoiden haben zum Teil mehr rundliche und dachziegelförmig sich deckende Schuppen: cyklifere Ganoiden, wie bei der lebenden Amia, oder viereckige, nur aneinander stoßende: rhombifere Ganoiden, wie beim lebenden Lepidosteus und Polypterus. Zu den Cykliferen gehören die Cölakanthen mit hohlen Flossenstacheln, wie z. B. der über 60 cm große Holoptychius, welcher sich durch die prachtvolle Skulptur seiner großen Schmelzschuppen und seine mächtigen Fangzähne auszeichnet; ferner vielleicht die auch wohl zu den Knochenfischen gerechneten, zum Teil heringsähnlichen Leptolepiden, vom Lias bis zur Wälderformation häufig (Megalurus, s. Tafel »Juraformation [* 13] II«), [* 14]
und die ebenfalls dünnschuppigen Amien der Mitteltertiärzeit, in Amerika [* 15] noch lebend. Die ungleich zahlreichern rhombiferen Ganoiden umfassen die Dipterinen, mit doppelter Afterflosse;
die Akanthodier, mit mikroskopisch kleinen Schuppen (s. Tafel »Devonische Formation«);
die zahlreichen Lepidotiden, mit großen Schuppen und feinen, bürstenförmigen Zähnen (Palaeoniscus, s. Tafel »Dyasformation«; Aspidorhynchus, s. Tafel »Juraformation II«, [* 14] u. a.);
die raubgierigen Sauroiden, ebenfalls großschuppig, mit kräftigen, gekrümmten Fangzähnen, vom Devon bis zum Jura, und endlich die pflasterzahnigen Pyknodonten, deren runde oder elliptische Zähne vorzugsweise unter dem Namen Bufoniten begriffen werden (Platysomus, s. Tafel »Dyasformation«, u. a.). -
Die Lurchfische (Dipnoi) sind durch Zahnreste von Ceratodonten (s. Ceratodus) aus der Trias vertreten. -
Von den Knochenfischen (Teleostei) erscheinen die Physostomen bereits in der Kreide, [* 16] in welcher auch die Haftkiefer, Schlundkiefer und Stachelstrahler auftreten, während die Weichstrahler (z. B. Rhombus, s. Tafel ¶
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»Tertiärformation [* 20] I«) und die Büschelkiemer erst im ältern Tertiärgebirge beginnen. Viele Gattungen dieser fossilen Fische sind völlig ausgestorben.
Bei mehreren alten Völkern, namentlich den Syrern, Assyrern, Phönikern und Ägyptern, wurden die Fische göttlich verehrt und daher wenigstens von den Priestern nicht genossen. Auch die Pythagoreer enthielten sich derselben, da sie in ihnen ein Natursymbol des Stillschweigens ehrten. Aus dem Erscheinen gewisser Fische weissagten Priester in Lykien. Als Hieroglyphe bezeichnet der Fisch Vermehrung, Reichtum. Er ist auch altchristliches Symbol (s. Fisch, S. 292), und in Wappen [* 21] werden Fische als Symbol der Vaterlandsliebe und Vorsicht gedeutet.
Vgl. Bloch, Allgemeine Naturgeschichte der Fische (Berl. 1782-95, 12 Bde.);
Derselbe, Systema ichthyologiae (das. 1801);
Lacépède, Histoire naturelle des poissons (Par. 1798-1805, 6 Bde.);
Cuvier und Valenciennes, Histoire naturelle des poissons (Par. u. Straßb. 1829-49, 22 Bde.);
Joh. Müller, Über den Bau und die Grenzen [* 22] der Ganoiden und das natürliche System der Fische (Berl. 1846);
Günther, Catalogue of the fishes in the British Museum (Lond. 1859-70, 8 Bde.);
Derselbe, Introduction to the study of fishes (das. 1880; deutsch bearbeitet von Hayek u. d. T. »Handbuch der Ichthyologie«, Wien [* 23] 1885);
Heckel u. Kner, Die Süßwasserfische der österreichischen Monarchie (Leipz. 1858);
Siebold, Die Süßwasserfische von Mitteleuropa (das. 1863);
Mulder-Bosgoed, Bibliotheca ichthyologica et piscatoria (Haarl. 1874);
v. Baer, Entwickelungsgeschichte [* 24] der Fische (Leipz. 1835);
Vogt, Embryologie des salmones (Neuchât. 1852);
Agassiz, Recherches sur les poissons fossiles (das. 1833-42, 5 Bde.);
Pictet, Traité de paléontologie, Bd. 2 (2. Aufl., Par. 1854).