Firnis
,
eine
Flüssigkeit, welche in dünner
Schicht an der
Luft schnell trocknet und eine glänzende, meist durchsichtige,
harte
Decke
[* 2] auf den damit überzogenen Gegenständen bildet. Man unterscheidet fette Firnisse
,
Terpentinöl- und alkoholische
Firnisse.
Die erstern sind weitaus am dauerhaftesten, widerstehen der
Wärme
[* 3] und
Feuchtigkeit am besten, trocknen aber am langsamsten.
Die einfachen fetten Firnisse
sind trocknende
Öle
[* 4] (besonders
Lein- und
Mohnöl), deren Fähigkeit, an der
Luft zu
trocknen, durch Behandeln mit
Bleiglätte,
Braunstein, borsaurem
Manganoxydul oder
Bleizucker erhöht worden ist.
Zur
Darstellung von Leinölfirnis
(Ölfirnis) kocht man am besten kalt geschlagenes, möglichst helles und altes
Leinöl etwa 2
Stunden,
fügt dann 1,5 Proz.
Mennige, 1,5 Proz.
Bleiglätte und etwas
Umbra hinzu und kocht noch 3
Stunden.
Hellern
(aber weniger guten) Firnis
erhält man durch längeres
Macerieren von
Leinöl mit
Bleiessig. Da der Bleigehalt des Leinölfirnisses
bisweilen nachteilig ist, so stellt man auch Firnis
mit Manganverbindungen dar, indem man z. B.
Leinöl mit 0,66 Proz. borsaurem
Manganoxydul 2-3
Tage bei 100° digeriert.
Ebenso wird
Leinöl in sehr hellen Firnis
verwandelt, wenn
man es im geschlossenen
Kessel mit
Dampf
[* 5] von 3,5
Atmosphären
erhitzt und unter Umrühren 4
Stunden lang feine Luftstrahlen hineinleitet. Einen sehr dunkeln
Lack zum
Lackieren von
Leder
(Blaulack)
erhält man durch
Kochen von
Leinöl mit
Berliner Blau,
[* 6] bis es die erforderliche
Konsistenz besitzt. Das
Berliner Blau wird
hierbei gar nicht verändert und kann nach dem
Absetzen und
Auswaschen mit
Terpentinöl von neuem benutzt werden.
Außer diesen einfachen fetten Firnissen
sind auch
Lösungen von
Kopal oder
Bernstein
[* 7] in
Leinöl gebräuchlich. Zur
Darstellung
des Kopalfirnisses
wird der
Kopal geschmolzen und in das siedende
Öl eingetragen, worauf die
Lösung unter
Zusatz von
Bleiglätte bis zur erforderlichen
Konsistenz gekocht und schließlich mit
Terpentinöl vermischt wird. Man kann
auch den
Kopal in einem Destillationsapparat schmelzen und auf 360° erhitzen, bis er etwa 25 Proz.
seines
Gewichts verloren hat, worauf er sich ohne weiteres in
Leinöl löst.
Oder man setzt feines Kopalpulver an einem trocknen
Ort in dünner
Schicht 6
Wochen der
Luft aus, erhitzt
es dann mit
Terpentinöl und setzt siedend heißen Leinölfirnis
zu. Dieser Firnis ist wasserhell und für alle feinern Gegenstände,
auch in der
Malerei, verwendbar.
Bernsteinfirnis wird ganz ähnlich wie Kopalfirnis
dargestellt; einen sehr schnell trocknenden
Firnis
erhält man durch
Lösen von rohem oder geschmolzenem
Bernstein
in
Chloroform. Der billige Harzfirnis
(Harzlack) ist eine
Lösung von
Fichtenharz oder
Kolophonium in heißem Leinölfirnis
und dient zu gröbern
Arbeiten, z. B. zum
Tränken von
Mauerwerk, welches mit
Ölfarbe gestrichen werden soll.
Gleiche Teile weißes
Harz und
Leinöl geben den Leinölharzlack
(Harzbeize), welcher zu
Anstrichen auf
Holz
[* 8] benutzt wird. Die Harzölfirnisse sind
Lösungen von
Kopal,
Bernstein,
Kolophonium od. andern
Harzen in schwerflüchtigen
Harzölen.
Zur Klasse der Terpentinölfirnisse gehört hauptsächlich der Dammarafirnis, zu dessen Darstellung man Dammaraharz in kochendem Terpentinöl löst. Bisweilen wird der Firnis mit 2-3 Proz. Leinöl versetzt, um ihn weniger spröde zu machen, während man anderseits auch Alkohol zusetzt oder, um den Firnis härter und widerstandsfähiger zu machen, geschmolzenen Kopal darin löst. Ein aus Mastix, Sandarach und Kolophonium bereiteter Terpentinölfirnis, der mit Aloe, Kurkuma, Drachenblut, Gutti, Orlean, Pikrinsäure, Sandelholz etc. gefärbt wird, bildet den Goldfirnis (Goldlack, Goldlackfirnis), der auf Metall einen glänzenden, goldgelben Überzug gibt.
Solcher Goldfirnis erhält sehr allgemein einen Zusatz von Leinölfirnis, Bernstein und Kopallack und gewinnt dadurch bedeutend an Haltbarkeit. Der Isochromfirnis zum Überziehen von Gemälden und kolorierten Kupferstichen ist eine Lösung von Mastix und venezianischem Terpentin in Terpentinöl. Die Terpentinölfirnisse hinterlassen das Harz in weniger sprödem Zustand als die Weingeistfirnisse, sie werden indes meist nur in Mischung mit fetten Firnissen (als Lackfirnis, Öllack, fetter Lack) benutzt.
Häufig wird in den Firnissen das Terpentinöl durch Spiköl, Lavendelöl, Harzöl und leichtes Steinkohlenteeröl vom spez. Gew. 0,85 ersetzt. So erhält man Asphaltfirnis, der in dünnen Schichten gelb und durchsichtig, in stärkern schwarz erscheint, durch Lösen von Asphalt in einem dieser Lösungsmittel. Einen Firnis zum Anstreichen von Eisen [* 9] erhält man durch Lösen von Steinkohlenteerpech in erwärmtem, schwererem oder leichterm Steinkohlenteeröl, je nachdem der Anstrich dicker oder dünner ausfallen soll.
Zur Darstellung von wasserhellem Kautschukfirnis läßt man Kautschuk in Schwefelkohlenstoff aufquellen, löst die Gallerte in leichtem Steinkohlenteeröl, destilliert den Schwefelkohlenstoff im Wasserbad ab und verdünnt den Rückstand mit Steinkohlenteeröl. Dieser Firnis trocknet sehr schnell, gibt keinen Glanz und eignet sich besonders zum überziehen von Zeichnungen, Landkarten [* 10] etc. Zu demselben Zwecke kann man auch Kollodium mit 1/22 seines Volumens Rizinusöl benutzen.
Die alkoholischen Firnisse werden hauptsächlich für Holz-, Papier- und Buchbinderarbeiten, auch für Vergolder- und Metallarbeiten benutzt und durch einfaches Lösen der gepulverten und mit Glaspulver vermischten Harze in Alkohol dargestellt. Einen vielfach verwendbaren Universalfirnis erhält man z. B. aus 4 Teilen Sandarach, 2 Teilen Mastix, 2 Teilen Kolophonium, 1 Teil Kampfer und 24 Teilen Alkohol von 90 Proz. Tr. Dieser Firnis wird härter, wenn man die Hälfte des Sandarachs durch gebleichten Schellack ersetzt und die Menge des Kampfers verdoppelt. Alkoholischer Kopalfirnis wird durch Lösen von westindischem Kopal in einem Gemisch von sehr starkem Alkohol, Äther und Terpentinöl dargestellt. Auf Metall haften die alkoholischen Firnisse sehr gut, wenn man ihnen 0,5 Proz. Borsäure zusetzt. Diese Firnisse werden häufig mit Anilinfarben gefärbt, liefern aber nur dann brillante Effekte, wenn sie völlig klar sind. ¶
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Die Weingeistfirnisse sind am wenigsten dauerhaft; sie trocknen sehr rasch und geben einen stark glänzenden Überzug, werden aber auch leicht rissig und lösen sich in Form eines weißen Pulvers ab, wenn man ihnen nicht durch Mastix, Elemi, Terpentin hinreichende Zähigkeit gibt. Die Lösung der Harze befördert man durch Beimischung von grobem Glaspulver, welches die Bildung kompakter Massen verhindert; man benutzt zur Darstellung dieser Firnisse am besten eine Destillierblase, welche derartig mit einem Kühlapparat verbunden ist, daß der in letzterm verdichtete Alkohol in die Blase zurückfließt. Im kleinen benutzt man einen Glaskolben, der mit feuchter, mehrmals durchstochener Blase verbunden wird.
Zur Klärung werden die Firnisse nach vollständigem Absetzen durch einen in den Hals gesteckten Baumwollbausch filtriert, auch kann man sie durch Digerieren mit frisch ausgeglühter Knochenkohle mehr oder weniger entfärben.
Vgl. Creuzburg, Lehrbuch der Lackierkunst etc. (10. Aufl., Weim. 1884);
Winckler, Lack- und Firnisfabrikation (3. Aufl., Leipz. 1876);
Andés, Jahresbericht über Neuerungen etc. (das. 1877);
Derselbe, Die trocknenden Öle etc. (Braunschw. 1882). -
Im übertragenen Sinn ist Firnis s. v. w. äußerer Schein oder Anstrich, der einen Gegenstand bedeutender oder glänzender, als er in der That ist, erscheinen läßt.