Finsch
,
Otto, Zoolog und Reisender, geb. zu
Warmbrunn als der Sohn des verdienstvollen
Glasmalers
Moritz Finsch
, der schon Ende der 20er Jahre Tüchtiges auf diesem Gebiet leistete und die
Glasmalerei
[* 2] zuerst auf
Hohlglas
übertrug, war für den Kaufmannsstand bestimmt, gab denselben aber auf, als sich ihm Gelegenheit zu einer naturwissenschaftlichen
Reise nach
Ungarn
[* 3] bot, die er später nach der Türkei
[* 4] ausdehnte. Er durchforschte den
Kleinen
Balkan, war
eine Zeitlang
Hauslehrer in
Rustschuk, kehrte nach mehr als dreijähriger
Abwesenheit zurück, ward 1861
Assistent am königlich
niederländischen Reichsmuseum für
Naturgeschichte zu
Leiden
[* 5] und bildete sich hier zu einem hervorragenden Spezialkenner der
höhern
Klassen der
Wirbeltiere aus.
Nachdem er 1864 die Leitung des naturhistorisch-ethnologischen Museums in Bremen [* 6] übernommen, bereiste er Deutschland, [* 7] England, Italien, [* 8] Frankreich und Skandinavien sowie 1872 die Vereinigten Staaten [* 9] und erwarb sich besonders als Ornitholog Ruf durch seine »Monographie der Papageien« (Leid. 1867-1869, 2 Bde.) und die mit Hartlaub publizierten Werke: »Ornithologie Zentral-Polynesiens« (Halle [* 10] 1867);
»Die Vögel [* 11] Ostafrikas« (Leipz. 1870).
Auch schrieb
er:
»Neuguinea und seine Bewohner«
(Brem. 1865) und redigierte den wissenschaftlichen Teil des Expeditionswerks des
Vereins für
die deutsche Nordpolfahrt zu
Bremen, in dessen Auftrag er 1876 mit
Brehm und
Graf
Waldburg-Zeil eine Forschungsreise nach Westsibirien
unternahm, die
sich östlich bis in den chinesischen
Altai, nördlich bis zur Karabai ausdehnte. Als
Frucht
dieser
Reise schrieb er: »Die
Wirbeltiere Westsibiriens«
(Wien
[* 12] 1876) und
»Reise nach Westsibirien« (Berl. 1879, 2 Bde.).
Mit Unterstützung der
Humboldt-Stiftung bereiste Finsch
1879-82
Hawai,
[* 13]
Mikronesien,
Melanesien und
Neuseeland und sandte reiche Sammlungen
in die
Heimat.
Besonders wertvoll ist seine Sammlung von Gesichtsmasken von Völkertypen der
Südsee und des
Malaiischen
Archipels (Berl. 1884), zu deren Vervollständigung Finsch
längere Zeit in
Java verweilte. 1884 erforschte er im Auftrag der
Neuguineakompanie die Nordostküste von
Neuguinea, was zur Erwerbung derselben als deutsches
Schutzgebiet
(Kaiser Wilhelms-Land)
führte (vgl. »Nachrichten aus
Kaiser Wilhelms-Land und dem
Bismarck-Archipel«, Heft 1-4, Berl. 1885).
Finsch
veröffentlichte noch: »Über Bekleidung,
Schmuck und Tättowierung der
Papua auf der Südostküste von
Neuguinea«
(Wien 1885,
mit Abbildungen).