Finnenkran
kheit
[* 2] der
Schweine
[* 3]
(Perlkrankheit,
Hirsesucht), Wurmleiden der
Schweine, das durch die
Finnen
(Cysticercus cellulosae
R.), die
Larve des gemeinen Bandwurms
(Taenia solium
L., s.
Bandwürmer), veranlaßt wird. Die
Finnen kommen
zwar bei den
Schweinen am häufigsten im
Zellgewebe zwischen den
Muskeln
[* 4] und Muskelfasern vor und finden sich daselbst besonders
zahlreich an den Hinterschenkeln (an den
Schinken), in der
Zunge, in den Augenlidern
, längs des
Rückens, auf und unter den
Schultern, in der
Schamgegend und am
Hals; doch ist keine
Stelle des
Körpers ganz von ihnen frei, und man
hat sie namentlich auch an den serösen
Häuten, in der
Brust- und
Bauchhöhle, in der
Leber, in der
Lunge,
[* 5] am
Herzen und selbst
im
Gehirn
[* 6] gefunden.
Kennzeichen des Vorhandenseins der Finnen mangeln an lebenden Schweinen in den meisten Fällen entweder gänzlich, oder sind nur sehr undeutlich. Zuweilen sind die Finnen unter der Zunge und an der innern Fläche der Augenlider als kleine, runde Knötchen zu fühlen; wenn Finnen im Gehirn sitzen, so treten oft epileptische Krämpfe oder Lähmungen ein, und wenn sehr zahlreiche Finnen im Körper vorhanden sind, so bildet sich allmählich Abzehrung aus. Mit Sicherheit ist die Gegenwart der Finnen nur beim Schlachten [* 7] der Schweine nachzuweisen.
Bei der Untersuchung eines geschlachteten finnigen
Schweins findet man die in hirsekorn- bis erbsengroßen
Bläschen eingekapselten
Finnen an verschiedenen
Stellen und in mehr oder minder großer
Menge, mitunter so zahlreich verbreitet, daß das
Fleisch wie von ihnen durchsäet ist (s. Figur). Bei näherer
Ansicht zeigt sich das letztere mehr welk und weich, als gutes
Schweine
fleisch gewöhnlich zu sein pflegt; es knirscht auch beim Zerschneiden, knistert auf dem
Rost und knackt beim
Kauen
unter den
Zähnen.
Durch das
Kochen quellen die
Finnen stärker auf und treten sichtbar hervor. Übrigens hat das
Fleisch einen
natürlichen
Geruch und neben den
Finnen mehrenteils eine gesunde, rote
Farbe; nur hin und wieder ist es blaß oder gelblich.
Im gekochten wie im gebratenen Zustand hat aber das finnige
Fleisch einen süßlichen, weichlichen
Geschmack (der jedoch von
manchen
Menschen angenehm gefunden wird). Die
Heilung der Finnenkran
kheit ist noch niemals gelungen, die
angepriesenen
Arzneimittel haben sich als erfolglos erwiesen. Um die
Krankheit zu verhüten, müssen die jungen
Schweine von
Orten, welche durch menschliche
Exkremente
verunreinigt sind, fern gehalten werden.
Wird rohes finniges Schweine
fleisch von
Menschen genossen, so kann bei diesen sich im
Darm
[* 8] aus der
Finne
der Bandwurm
[* 9] entwickeln. Der
Genuß des finnigen
Fleisches ist dagegen unschädlich, wenn dieses vorher stark gekocht, gebraten
oder eingesalzen und stark geräuchert wurde.
Beim
Rind
[* 10] kommt in den
Muskeln, im Herzfleisch, in der
Leber,
Lunge, im
Gehirn und
in der Nierenkapsel eine
Finne vor, welche die
Larve des unbewaffneten Bandwurms
(Taenia mediocanellata)
des
Menschen ist. Krankheitserscheinungen verursachen die
Finnen beim
Rind in der
Regel nicht; ihre Gegenwart ist auch nur beim
Schlachten der
Tiere nachzuweisen. Bezüglich der
Prophylaxis sowie bezüglich der Vorsichtsmaßregeln beim
Genuß des finnigen
Rindfleisches ist wie bei der
Finne der
Schweine zu verfahren.