Finistère
(spr. -tähr, Finis terrae), franz. Departement, der nordwestlichste Teil des Landes, bestehend aus einem Teil der ehemaligen Niederbretagne, wird im N. vom Canal la Manche, im W. und S. vom Atlantischen Ozean, im O. von den Departements Côtes du Nord und Morbihan begrenzt und umfaßt ein Areal von 6722 qkm (122,5 QM.). Die Küste, vor der mehr als 20 Inseln (die größten: Batz, Ouessant und Seins) lagern, ist im allgemeinen hoch, steil und sehr zerrissen, daher reich an Vorgebirgen und Buchten.
Überall starren Granit- und Gneisfelsen in die wilden Wogen hinaus und veranlassen auch zahlreiche Schiffbrüche. Die hervorragendsten Landspitzen sind: Pontusval, St.-Mathieu, Chévre, Penmarch etc.;
am gefährlichsten von allen ist die über 80 m hohe Pointe de Raz, der Insel Seins gegenüber, wo noch im 16. Jahrh. die Ruinen von Is, der alten Hauptstadt von Cornwallis, standen.
Unter den Baien sind die Forestbai, die großartige Reede von Brest und die Baien von Douarnenez und Audierne hervorzuheben. Das Innere des Landes durchziehen zwei Bergketten, die Montagne d'Arrée im N. und die Montagnes Noires, die einander parallel von W. nach O. laufen und die Höhe von 350 m nicht viel überschreiten. Flüsse [* 3] sind zahlreich vorhanden, doch nur Küstenflüsse. Nach W. fließen und münden: der Elorn in die Meeresbucht von Brest und die Aune, mit welcher sich der große Kanal [* 4] von Nantes [* 5] vereinigt;
nach S. der Odet in die lange Bucht von Quimper und die Isole, die, mit dem Ellé vereinigt, als Laita in die Bucht von Quimperlé fließt.
Das Klima [* 6] ist im allgemeinen kühl (äußerste Temperatur +23 und -6° C.), stürmisch und sehr feucht. Wolken bedecken fast ununterbrochen den Himmel, [* 7] und Regen und Nebel sind an der Tagesordnung. Das Departement zählt (1881) 681,564 Einw. und gehört mit 101 Einw. pro QKilometer zu den am dichtesten bevölkerten französischen Territorien. Die Einwohner wohnen meistens in kleinen Weilern zerstreut. Der Boden bringt Getreide [* 8] aller Art in einer den Konsum der Bevölkerung [* 9] übersteigenden Quantität, dann Kartoffeln, Futtergewächse, Gemüse und Flachs hervor; im S. (besonders bei Pont l'Abbé) wächst auch viel Obst, das meist zu Cider verwendet wird und in einem normalen Jahr über 86,000 hl ergibt.
Vom Gesamtareal kommen 2835 qkm auf Ackerland, 406 qkm auf Wiesen, 312 qkm auf Waldland und 2697 qkm auf Heide- und Weideland. Dichte Fichtenwälder oder ausgedehnte Heiden bedecken die Berge, zwischen denen sich Thäler mit lachenden Wiesen hinziehen; in der ebenern Gegend mangelt hier und da das Holz. [* 10] Die Viehzucht [* 11] liefert kleine, aber dauerhafte Pferde [* 12] (1881: 110,000 Stück, die größte Anzahl unter den französischen Departements), Rindvieh (399,000) und Schweine [* 13] (95,000). Auch die Bienenzucht [* 14] ist ansehnlich (über 72,000 Stöcke), und die Sardellenfischerei von Concarneau und Douarnenez rüstet jährlich über 1400 Fischerbarken mit einer Bemannung von 7000 Köpfen aus.
Das Mineralreich liefert jetzt, nachdem die ehemaligen Minen auf silberhaltiges Blei [* 15] zum Erliegen gekommen sind, nur noch Granit und Schiefer. Die Industrie ist nicht bedeutend, nur die Seilerei, Leinweberei und Gerberei, dann der Schiffbau sind erwähnenswert. Die bedeutenden Hafenorte sind: Brest, Morlaix, Roscoff, Landerneau, Port Launay, Douarnenez, Pont l'Abbé, Concarneau und Quimper. Der Verkehr im Land wird besonders durch den Nantes-Brester Kanal erleichtert; auch gehen von Brest zwei Eisenbahnlinien aus, einerseits über Morlaix nach Rennes und Paris, [* 16] anderseits über Quimper nach L'Orient und Nantes.
Das Departement zerfällt in fünf Arrondissements: Quimper, Brest, Morlaix, Châteaulin, Quimperlé, und hat Quimper zur Hauptstadt. Ein besonderes Interesse geben dem Lande die zahlreichen Denkmäler der alten Kelten. Namentlich war die kleine Insel Seins (jetzt eine baum- und schutzlose Sandbank) als Aufenthalt der heiligen wettermachenden Jungfrauen ein Heiligtum der keltischen Welt, und von Brest südostwärts finden sich zahlreiche Reste der sogen. Druidensteine.
Vgl. Fréminville,
Antiquités du Finistère
(1835);