Filz
,
frz. feutre; engl. felt. Die
Verfilzung
bildet dasjenige eigentümliche Mittel, durch welches Tierhaare ohne Spinnen und Weben direkt in ein zusammenhängendes
und unauflösliches Ganze gebracht werden, dem durch fortgesetzte Bearbeitung ein jeder für einen bestimmten Zweck nur immer
erforderliche Grad von Dichtigkeit und Form gegeben werden kann. Der Zusammenhang, den die
Haare durch das
bloße Ineinanderwirren erhalten, wird erklärlich durch den mikroskopischen Bau derselben; die meisten sind nicht einfache
glatte Röhrchen, sondern zeigen auf ihrer ganzen Oberfläche Unebenheiten, welche sich der Wiederauflösung entgegensetzen;
so besitzt das Wollhaar des Schafes tannenzapfenartig geordnete Schuppen, das Biberhaar feine nach vorn gerichtete
Spitzen
etc. Übrigens ist doch nur die Schaf- und die
Vigognewolle schon von Natur so beschaffen, daß sie sich
ohne weiteres gut verfilzen
läßt.
Andre
Haare, wie sie namentlich die Hutmacher verarbeiten, bekommen, bevor sie von den
Fellen geschnitten werden, eine saure
Beize von salpetersaurem
Quecksilber, welche das
Haar rauh und zum Kräuseln geneigt macht. Sodann erhalten
dergleichen
Haare immer auch einen kleinen Zusatz von Schaf- oder Lammwolle behufs der leichtern Verfilzung.
Die größte
Masse des Filzes
wird zu Herren- und Damenhüten verarbeitet. Die Hutmacherei hat in neuern Zeiten manchen Wandel erfahren,
ohne doch dabei an Bedeutung einzubüßen; sie bildet sich vielmehr zunehmend zum Großbetrieb mit Hilfe
von
Maschinen aus.
Die früheren teuren Kastorhüte von Biberhaaren sind fast ganz in Abgang gekommen; man verbraucht jetzt wohlfeilere, nur für eine Jahresdauer berechnete Ware. Ein großer Teil aller Kopfbedeckung besteht aus sog. Seidenhüten, mit einem Überzug von Seidenplüsch, an dem aber doch die Unterlage häufig aus F. besteht und nach Art der gewöhnlichen Hutmacherei hergestellt ist. Anderseits sind die jetzigen glanzlosen niederen Hüte ein vielgebrauchter, früher bedeutungsloser Artikel.
Das am meisten gebräuchliche Material
zu Hutfilzen
bilden Hasenhaare, demnächst solche von
Kaninchen, gröbere oder feinere
Schaf- oder Lammwolle, Ziegen- und Kamelhaar, letzteres besonders in Frankreich zu ordinären Hüten stark
verbraucht. Für feinere Ware verwendet man dann auch die
Haare von Biber, Bisamratten, Fischotter, Vigogne, das sog. Affenhaar
(s. Nutria), entweder zum Untermischen oder zur Bildung einer Plattierung, d. h.
einer feineren Außenschicht der Hutfilze.
Das Zusammenmischen verschiedner Haarsorten ist in der Hutmacherei durchgängig üblich; eine Hauptsache ist ferner gutes Sortieren. Die Haare der nämlichen Tierart geben schon verschiedene Sorten, die gleich beim Schneiden gesondert werden, indem man sowohl die Rückenhaare, die stets die besten sind, als die von der Brust und ebenso die vom Bauche getrennt hält. Die Hasenhaare bilden das Hauptmaterial für bessere, die vom Kaninchen für geringere Hüte. Behufs der Verarbeitung schlägt man zuvörderst die Haare auf geflochtenen Horden mit Stäben, um sie aufzulockern und Staub und andre Unreinigkeiten herauszutreiben. In größeren Fabriken wird die Reinigung durch Maschinen ausgeführt, welche aus Krempel- und Blaswerken bestehen.
Nachdem die Krempel die Haarmasse ganz fein zerzupft hat, gelangt sie sogleich in das Bereich des Gebläses,
das die
Haare emportreibt und die feinsten in einem geschlossenen Kanal am weitesten fortführt, indes die gröberen durch
ihre größere Schwere früher zu
Boden fallen. Auch die innige Mischung mehrer Sorten wird dann maschinenmäßig durch die
Wirkung von Krempeltrommeln besorgt. Der erste Schritt zur Bildung eines Hutfilzes
ist das sog.
Fachen, wozu ein 6 Fuß langer hölzerner Bogen mit eingespannter starker
Darmsaite gehört.
Die zu einem Hut abgewognen Haare liegen auf der Horde; der Arbeiter setzt durch ein Schlagholz die Bogensaite in fortgesetzte Schwingungen und treibt damit die Haare empor, welche sich dann in einer äußerst lockern Schicht übereinanderlegen. Diese Facharbeit, die sehr viel Geschick erforden ^[richtig: erfordern] soll, wird gleichwohl schon in den großen Fabriken durch eine Maschine sehr gut ausgeführt, in welcher im verschlossenen mit Glasdeckel versehenen Kasten ebenfalls die Saite schwirrt und die Haare zum Fliegen zwingt.
Bezüglich der weitern Verarbeitung der lockern Haarschicht (Fache) genüge zu wissen, daß nachdem derselbe
bestimmte für die betr. Hutform erforderliche Gestalt erhalten hat durch vielfaches schiebendes
Drücken, Kneten und Rollen unter gleichzeitiger Verwendung von Wärme und Feuchtigkeit das Verfilzen
bewirkt wird; daß
sich der Filz
in feuchtwarmen Zustande über hölzernen oder eisernen Formen in bestimmte Gestalt bringen
läßt (hierzu dienen kräftige mit Dampf geheizte meist hydraulische Hutpressen) und diese Gestalt nach dem Trocknen über
der Form auch erhält. Das Steifen der Filze
geschieht durch Tränken mit besondren Substanzen. Filz wird ferner hergestellt
zu Fußbekleidung, Schuhen, Stiefeln, Socken, zu ganz billigen, aber auch weniger dauerhaften Unterröcken. Der
hierzu verwendete Filz
ist meist
¶
mehr
gröber; in neuerer Zeit werden auch Waren dieser Art produziert, die auf Feinheit und Eleganz Anspruch machen können. Filz
beutel
in Trichterform dienen zum Filtrieren. Filz
stoffe in Tafeln und längern Stücken werden zu verschiednen Zwecken und daher
von mancherlei Beschaffenheit meist in besondern Fabriken hergestellt. Vermöge neuer Maschinen kann man dabei
in der Länge und Breite sehr weit gehen; der Gang ist gewöhnlich der, daß auf Krempelmaschinen Watten gebildet werden,
die dann eine Walkmaschine, in so vielfacher Anzahl übereinander gelegt, als der Zweck erfordert, zu einem Fils vereinigt.
Dergleichen Stücke werden zum Teil aus farbiger Wolle gefertigt oder nachher gefärbt, bedruckt, appretiert
und als sog. Filztuch
zu Regenmänteln, oder als Teppiche und Decken, Futterstoffe u. dgl. verwendet.
Andre Filz
tafeln werden zu Sohlen und sonstigen kleinen Stücken zerschnitten. Filztafeln von gröberem Stoffgefüge, die
mit Teer, Asphalt und dergleichen Stoffen getränkt zur Dachbedeckung dienen (Dachfilz
), werden in Leipzig, Magdeburg, Berlin
und andern Orten fabriziert. In ähnlicher Weise werden feinere F. durch Tränken mit Firnis und Lackieren
in Lackierfilz verwandelt und zu Mützenschirmen und anderer Verwendung benutzt.
Grobe Filze dienen ferner beim Schiffsbau, als Unterfütterungen für den Kupferbeschlag, zur Ummantelung von Dampfcylindern und Dampfrohren um Wärmeverluste zu verhüten. Ein besonders feines Filzprodukt, nicht der Dicke nach, die sehr beträchtlich ist, bildet der Hammerfilz für Pianofortebauer, der in besondern Fabriken aus der feinsten Merinowolle hergestellt und schneeweiß gebleicht wird. Derselbe sortiert sich in Hammerfilz erster und zweiter Qualität und Dämpferfilz, wozu noch roter und grüner Unterfilz kommt. - Verzollung: Hutfache gem. Tarif im Anh. Nr. 41 c 1;.
Hutstumpen noch nicht in die Form gebracht Nr. 41 d 4;
in die Form gebrachte Stumpen sowie fertige Filzhüte Nr. 18 f 2;
grobe ungefärbte Filze aus Rindvieh- Hunde- Hirsch- und ähnlichen Haaren sowie Dachfilze Nr. 41 d 2;
gefärbte Filze aus den genannten Haaren sowie unbedruckte Filze aus Wolle Nr. 41 d 4;
bedruckte Nr. 41 d 6 α.
Fußdecken aus Wollenfilz einschließlich der bedruckten Nr. 41 d 4.