Filippino
6 Wörter, 40 Zeichen
1) Fra Filippo, ital. Maler, geboren um 1406 zu Florenz, [* 4] trat mit 15 Jahren in das Karmeliterkloster daselbst und bildete sich nach Masaccio, später aber auch unter dem Einfluß des Masolino und des Angelico da Fiesole. Seit 1431 war er auch außerhalb seines Kloster thätig, und 1456 wurde er Prior des Nonnenklosters Santa Margherita in Prato, wo er die Nonne Lucrezia Buti verführte, die er später in sein Haus nahm. Sie wurden zwar gezwungen, wieder in das Kloster einzutreten, aber auf die Fürsprache von Lippis Beschützer Cosmo de' Medici entband Papst Pius II. beide ihrer Gelübde, so daß sie eine rechtmäßige Ehe eingehen konnten. Lippi starb in Spoleto. Er verband gewissermaßen die Richtung des Fiesole auf das Seelenvolle mit der des Masaccio, der auf kräftige historische Schilderung, energische Modellierung und freie Schönheit der Komposition ausging.
Die Chorkapelle der Pfarrkirche zu Prato enthält sein Hauptwerk: Fresken aus der Geschichte des heil. Stephan, des Täufers Johannes etc., die florentinische Akademie mehrere Altargemälde. Seine letzten Fresken sind die in der Tribüne des Doms zu Spoleto, bei denen Fra Diamante sein Gehilfe war. Lippi malte die Verkündigung, die Anbetung der Hirten, den Tod und die Krönung der Maria. Das königliche Museum zu Berlin [* 5] besitzt von eine Madonna, Maria in einer freundlichen Waldlandschaft das in Blumen liegende Kind anbetend, Maria als Mutter der Gnaden und unter ihrem weit ausgebreiteten Mantel eine Menge knieend Anbetender;
die Pinakothek zu München [* 6] die Verkündigung Mariä in einem Prachtgebäude mit der Aussicht auf einen Garten [* 7] und Maria mit dem Kind auf dem Schoß;
die Galerie des Lateran zu Rom [* 8] eine Krönung Mariä, das Louvre zu Paris [* 9] die Madonna mit dem Kind zwischen zwei Äbten und vielen Engeln;
die Uffizien zu Florenz eine Madonna mit dem Kind und zwei Engeln.
2) Filippino, Sohn des vorigen und der Lucrezia Buti, geb. 1457 oder 1458 zu Prato, war Schüler des Fra Diamante, bildete sich nach den Werken seines Vaters und des Sandro Botticelli und starb in Florenz. Unter seinen Wandmalereien, welche einen bedeutenden Fortschritt gegen seine Vorgänger bezeichnen, sind die Fresken aus der Geschichte des Petrus und Paulus in der Brancaccikapelle zu Florenz, die Ausschmückung der Kapelle Caraffa in Santa Maria sopra Minerva zu Rom (1488-93) mit Darstellungen aus der Geschichte des Thomas von Aquino und die Fresken aus der Legende der Apostel Johannes und Philippus in der Kapelle Strozzi in Santa Maria Novella zu Florenz (1502 vollendet) seine Hauptwerke. Unter seinen Tafelbildern sind die hervorragendsten: die Vision des heil. Franziskus (Florenz, Badia), die thronende Madonna zwischen vier Heiligen und die Anbetung der Könige von 1496 (Florenz, Uffizien), Christus am Kreuze zwischen Maria und Franziskus (Berlin, Museum), Joachim und Anna an der Goldenen Pforte (Kopenhagen, [* 10] Galerie) und die Vermählung der heil. Katharina (Bologna, San Domenico).
3) Lorenzo, ital. Dichter und Maler, geb. 1606 zu Florenz, gest. 1664 daselbst, hat sich besonders durch ein unter dem Anagramm Perlone Zipoli herausgegebenes komisches Epos in zwölf Gesängen: »Il malmantile racquistato« (Flor. 1676; mit Kommentar von P. Minucci, das. 1688 u. öfter; am besten hrsg. von Biscioni, das. 1731, 2 Bde., und von Carlieri, das. 1788; Prato 1815 und 1861), bekannt gemacht. Das Gedicht nimmt in Beziehung auf Reinheit des Stils und Eleganz des Ausdrucks eine hohe Stelle ein, ist aber stofflich von so ausschließlich florentinischem Charakter, daß es ohne Kommentar fast unverständlich bleibt. Als Maler folgte er der Manier des Santi di Tito. Von seinen Arbeiten sind besonders ein Christus am Kreuz [* 11] (Florenz, Uffizien), der Triumph Davids, Christus und die Samariterin (Wien, [* 12] kaiserliche Galerie) geschätzt.