Titel
Fieschi
(spr. fjéski), 1)
Giovanni Luigi de' Fieschi
,
Graf von
Lavagna,
Herr von
Pontremoli, gewöhnlich
Fiesco genannt, wurde 1524 oder 1525 aus
einer berühmten genuesischen
Familie, aus der drei
Päpste, namentlich
Innocenz IV., hervorgingen, geboren
und kam durch den frühen
Tod seines
Vaters in den
Besitz eines bedeutenden
Vermögens.
Schon als
Knabe von feurigem
Ehrgeiz erfüllt,
nahm er 1544 an einem
Plan,
Genua
[* 2] mit französischen
Truppen zu überfallen, teil; doch ward das dazu bestimmte
Korps von den Österreichern geschlagen.
Eifersüchtig auf die auf seiten
Karls V. stehenden und auf dessen Macht sich stützenden
Doria, beschloß er mit seinen
Brüdern
Girolamo und Ottobuono und andern unzufriedenen Edelleuten den
Sturz jenes
Geschlechts, an dessen
Spitze der
Doge
Andreas
Doria
und sein übermütiger, eitler
Neffe Gianettino
Doria standen. Das Unternehmen, das zugleich
Genua vom
Bund
mit dem
Kaiser losreißen sollte, wurde im geheimen von dem
Papst und von
Frankreich unterstützt. Fieschi
sammelte unter dem Vorwand
der
Ausrüstung einiger
Galeeren für einen Zug
gegen die
Türken mehrere
Hundert
Söldner, besetzte in der
Nacht vom 1. zum mit
seinen Verschwornen das
Thor von St.
Thomas, überrumpelte den
Hafen und bemächtigte sich der
Galeeren und der Hauptplätze
der Stadt.
Gianettino
Doria wurde niedergestoßen,
Andrea flüchtete. Fieschi
selbst aber verunglückte, indem er durch das
Umschlagen eines
vom
Ufer zu den
Galeeren führenden
Brettes in das
Meer stürzte und durch seine schwere
Rüstung
[* 3] auf den
Grund gezogen wurde. Die
Bewegung endete hiermit, und
Doria kehrte zurück. Fieschis
Familie und die übrigen Verschwornen wurden
auf ewig aus
Genua verbannt. Girolamo Fieschi
mußte sein
Schloß Montobio nach 42tägiger Belagerung übergeben und wurde hingerichtet.
Ottobuono Fieschi
entkam nach
Frankreich und trat in französische
Dienste,
[* 4] geriet
aber acht Jahre später in
spanische Gefangenschaft, wurde an
Genua ausgeliefert und hier ertränkt. Fieschis
Witwe Eleonore Cybò, eine hochbegabte
Frau,
Schwester des
Fürsten von
Massa e Carrara, geb. 1523, heiratete später den
General Chiappino
Vitelli, der zuletzt als spanischer
Generalfeldmarschall gegen die
Niederlande
[* 5] diente, und starb 1594. Durch
Rousseau, der Fieschi
einen der merkwürdigsten
Charaktere der Geschichte nannte, auf diesen großen
Stoff hingewiesen, hat
Schiller die
Verschwörung Fieschis
in der berühmten
Tragödie
»Fiesco« verarbeitet, die 1784 in
Mannheim
[* 6] zuerst zur Aufführung kam.
Vgl. Brea,
Sulla congiura del conte G. Luigi
Fieschi
(Genua 1863);
Celesia, La congiura del conte G. Luigi Fieschi
(das. 1864);
Canale, Storia della repubblica di Genova ¶
mehr
1528-50, ossia le congiure di e Giulio Cibò (das. 1874).
2) Joseph, auch Joseph Gérard oder Joseph Marco, bekannt durch das Attentat auf das Leben des Königs Ludwig Philipp von Frankreich, geb. zu Murano auf Corsica, [* 8] machte in der corsischen Legion den Feldzug von 1812 in Rußland mit, trat dann in neapolitanische Dienste und kehrte nach dem Frieden 1814 nach Corsica zurück. Nach den Hundert Tagen 1815 verabschiedet, nahm er an der Expedition teil, durch welche Franceschelli Murat wieder auf den Thron [* 9] von Neapel [* 10] erheben wollte, ward aber mit jenem gefangen und zum Tod verurteilt, jedoch als französischer Unterthan begnadigt.
Nach seiner Rückkehr nach Corsica hatte er wegen mehrerer Diebstähle eine zehnjährige Freiheitsstrafe zu verbüßen und ging
beim Ausbruch der Julirevolution (1830) nach Paris,
[* 11] wo er sich unter dem Vorwand, er sei ein politischer Märtyrer, eine Pension
und verschiedene Anstellungen zu verschaffen wußte. Wegen Veruntreuung entlassen und so der äußersten
Not preisgegeben, faßte der Abenteurer den Plan eines Attentats auf den König. Er erdachte sich zu diesem Zweck eine aus 24 Flintenläufen
bestehende Höllenmaschine, deren Explosion auf dem Boulevard du Temple stattfand. Der Marschall Mortier und elf Personen
aus dem Gefolge des Königs wurden getötet, der König selbst nur leicht verletzt. Fieschi
wurde mit
seinen Mitschuldigen Pépin und Morey guillotiniert.
Vgl. M. Ducamp, L'attentat Fieschi
(Par. 1877).