Feuilleton
(franz., spr. föj'tong, »Blättchen«),
aus der französischen Journallitteratur in die deutsche übergegangene Bezeichnung desjenigen Teils einer politischen
Zeitung,
welcher für nichtpolitische Nachrichten,
Kritiken, belletristische Mitteilungen u. dgl.
bestimmt ist und in der
Regel von dem Haupttext durch einen
Strich getrennt, bisweilen auch in kleinerer
Schrift gesetzt wird.
Das Feuilleton
ward zuerst im
»Journal des Débats« 1800 durch den
Abbé
Geoffroy eingeführt und war hier lediglich für Theaterkritiken
bestimmt.
Später kamen Bücherrezensionen,
Berichte über
Sitzungen der
Akademie, über
Reisen, Kunstwerke u. dgl.,
Notizen über
Moden, interessante Tagesereignisse und gesellschaftliche Zustände etc. hinzu. Schließlich
fand auch die
Belletristik
Aufnahme darin und zwar bald in so ausgedehntem
Maß, daß ganze voluminöse
Romane (wie z. B. im
»Constitutionnel« die sozialen
Romane von E.
Sue) zuerst im F. erschienen.
Englische
[* 2] und deutsche
Zeitungen
ahmten die französische Einrichtung, zum Teil unter anderm
Namen, bald nach; indessen wurde hier der
Ton des echten Feuilletons
,
wie er namentlich durch Jules
Janin (1804-69) und
Sainte-Beuve (1819-55) seine künstlerische
Legitimation erhalten hatte: leichte
und gefällige
Darstellung bei aller Gediegenheit des
Inhalts, nicht immer glücklich getroffen. Unter
den neuern französischen Feuilleton
isten (d. h.
¶
mehr
Schriftstellern, welche wesentlich für das Feuilleton
einer Zeitung schreiben) seien Fr. Sarcey, P. de Saint-Victor, Alb. Wolff, Jul.
Claretie, A. Scholl hervorgehoben. Das Feuilleton
der meisten deutschen Zeitungen beschränkt sich auf die Veröffentlichung von Romanen
und Novellen, auf populärwissenschaftliche Aufsätze, auf litterarische, Kunst- und Theaterkritiken und auf Kunstnotizen. Diese
vorwiegend kritische Richtung, bisweilen mit humoristischer oder sarkastischer Färbung, wurde dem deutschen
Feuilleton
vornehmlich durch E. Kossak (1814-76) und A. Glaßbrenner (1810-80) gegeben.
Unter den deutschen feuilleton
istischen Kritikern der Gegenwart haben sich besonders K. Frenzel, P. Lindau,
[* 4] L. Pietsch, Feuilleton.
Groß,
O. Banck sowie die Humoristen Eckstein, Stettenheim, Trojan, Dohm einen Namen gemacht. Bei der zum Teil wissenschaftlichen
Färbung der kritischen Aufsätze streift das Feuilleton
oft an den Essay (s. d.). Größere Pflege als in Deutschland
[* 5] wird dem Feuilleton
im
eigentlichen Sinn, d. h. der leichten, geistreichen Plauderei. Über Tagesereignisse auf allen Gebieten
des geistigen Lebens, in Österreich
[* 6] (Wien)
[* 7] zu teil, wo eine Reihe hervorragender Talente, wie D. Spitzer,
Speidel, Wittmann, Uhl, K. E. Franzos, W. Goldbaum, Schlögl, S. Schlesinger, J. ^[Johann] Nordmann, E. Hanslick, zum Teil in Anschluß
an die Theater- und Musikkritik, auf diesem Gebiet thätig sind.
Vgl. E. Eckstein, Beiträge zur Geschichte des Feuilletons
(Leipz. 1876);
Feuilleton.
Groß, Das Wiener (in »Nichtig und flüchtige Geschichten und Skizzen«, das. 1880).