Feuerland
,
Feuerland
-Archipel, span.
Tierra del Fuego, Inselgruppe zwischen 52 - 56° südl.
Br. und 65 - 75° westl.
L., im äußersten
Süden
Amerikas, von dem Festlande durch die Magalhãesstraße getrennt, besitzt ein
Areal von 73140 qkm
und besteht aus der früher König
Karls Südland, jetzt
Tierra del Fuego genannten östl. Hauptinsel,
den südlich davor gelagerten
Inseln Navarin (2480 qkm), Hoste mit der Halbinsel
Hardy (6660 qkm),
Gordon,
Londonderry,
Stewart,
welche durch den
Beagle-Kanal vom Feuerland
getrennt sind, und den
Inseln Dawson (1320 qkm), Clarence (2750 qkm), Sta. Ines und Desolation,
welche die Magalhãesstraße im
SW. abschließen.
Alle diese
Inseln bilden zusammen die nach SO., O. und schließlich nach ONO. gerichtete Fortsetzung
der ursprünglich nordsüdlich streichenden chilen. Küstenketten und bestehen aus
Schiefern und Sandsteinen.
Ihnen vorgelagert
sind im
S. und SO. die
Hermite-Inseln mit 220 qkm,
Wollaston, Lennox,
New-Island und die
Stateninsel (s. d.).
Letztere und die östl. Hälfte (im O. des Meridians 68° 34') des eigentlichen Feuerland
gehört
zur
Argentinischen Republik (zusammen 21048 qkm); die Westhälfte und alle andern
Inseln sind seit 1881 chilenisch.
Durch die Hauptinsel ziehen sich drei Gebirgszüge gegen WSW. und W.: die Sierra Balmaceda im N. zwischen dem Kap Espiritu Santo [* 3] und dem Broad Reach, die Sierra Carmen Sylva zwischen dem Kap Sebastian und der Bahia [* 4] Inutil (Useleß-Bai) in der Mitte und das vulkanische Küstengebirge im S. mit dem Mont-Sarmiento (2070 m) und dem Mont-Darwin (2100 m);
nördlich der Südkette liegt Tertiär wie in Patagonien.
Überhaupt wiederholen die Küsten die Eigentümlichkeiten der West- und Ostküste des Festlandes. Der Westen ist stark eingeschnitten (Useleß-Bai, Admirality Sund), der Osten ist flach, sandig, fast hafenlos. Das Innere hat sich nach Listas 1886 angestellten Untersuchungen als fruchtbarer herausgestellt, als angenommen wurde. Es finden sich breite Thäler, wasserreiche Flüsse [* 5] und Wiesen im N., waldreiche Zonen im S., sowie am Westabhang der Sierra Balmaceda, darüber ewiger Schnee [* 6] auf den höhern Bergen. [* 7] Die Wiesen sind zur Schafzucht geeignet und fruchtbarer als in Südpatagonien.
Das Klima ist ein kühles Seeklima mit geringen Extremen. Die Mitteltemperatur des Januar beträgt in Uschuia (51° 41' südl. Br.) 11,3°, die des Juli -0,6°, die des Jahres 5,4° C. Auch der Regen ist ziemlich gleichmäßig über die einzelnen Monate verteilt. Stürme sind häufig. Die Pflanzenwelt ist antarktisch, d. h. sie entspricht der in südl. höhern Breiten allgemeiner verbreiteten von immergrünen Gebüschen, unter denen strauchförmige Buchen nicht fehlen, aber kein neuer Nadelwald wie im N. unter entsprechenden Breiten ersteht, sondern Doldengewächse, einige Heiden (Pernettya) mit Fuchsien, Ranunkeln, Gräsern und Binsen bilden den Teppich.
Einige Arten finden sich hier aus dem nördl. Europa [* 8] wieder, die Hauptmasse aber ist die des südl. Westhanges von Patagonien (s. d.). In der Tierwelt fehlen Reptilien und Amphibien gänzlich, Land- und Süßwassermollusken sowie Insekten [* 9] finden sich äußerst selten, doch werden einige merkwürdige Käfer [* 10] angetroffen. Außer Kolibris [* 11] und Papageien sowie einigen Geiern und Habichten giebt es keine Landvögel. Die einzigen vierfüßigen Tiere scheinen eine Hundeart und das Guanaco zu sein. Dagegen giebt es viele Walfische, Seehunde, Seelöwen, Schaltiere und Wasservögel, namentlich Enten, [* 12] Möven, Sturmvögel und Pinguine.
Die Eingeborenen (nicht mehr als 3000) zerfallen in drei der Sprache [* 13] und Abstammung nach verschiedene Stämme. Im östl. Teil der Hauptinsel wohnen die Ona, ein großer, gutgewachsener Menschenschlag, der in Sprache und Lebensweise den Teueltsche nördlich der Magalhãesstraße verwandt ist. In den Walddistrikten des südl. und westl. Teils des Archipels wohnen an den Buchten und Fjorden Fischer- und Jägerstämme, die im engern Sinne als Feuerländer zu bezeichnen sind. In frühern Reiseberichten werden sie Pescheräh genannt.
Dieser Name ist nach einem Worte gebildet, das die Schiffahrer von den Eingeborenen hörten; ein Stammname ist es nicht. Im S. am Beagle-Kanal und in der Nähe des Kap Hoorn wohnen die Iahgan, westlich von ihnen die Alacaluf. Beide Stämme nähren sich von dem Ertrag der Jagd auf Robben [* 14] und Pelztiere und auf Wasservögel. Die erstern erlegen sie mit dem Harpunenspeer, die letztern mit der Schleuder. [* 15] Ihre Behausungen sind aus Stangen und Baumzweigen erbaute Hütten. [* 16] An einer um die Hüften geschlungenen Schnur tragen sie ein handgroßes Stück Fell; gegen die Unbilden der Witterung schlagen sie ein Fell um die Schultern. Es ist ein kleiner Menschenschlag mit groben Zügen, gelber Hautfarbe und langem straffen Haar [* 17] (s. Tafel: Amerikanische Völkertypen, [* 1] Fig. 21 u. 22). Seit 1863 sind englische prot. Missionäre unter ihnen thätig.
Seit 1881 ist die Erforschung, namentlich von argentin. Seite, stärker betrieben worden. An der Ostseite der
Hoste-Insel
in
Orange-Bai wurde 1882/83 die franz. Polarstation errichtet. Die Häfen und die
Inseln der Südseite besuchte 1881
Bossi, 1882 untersuchte
Bove den
Beagle-Kanal, die
Staten- und die Clarence-Insel. 1884 durchzog er mit Noguera die
Insel Feuerland
von
Uschuia bis Admirality
Sund. Das eigentliche
Innere erforschte 1886 Ramon Lista, auch
Popper durchquerte dasselbe von der Magalhãesstraße
aus. 1887 fand J. Scheltze im chilen.
Teile Reichtum an Edelmetallen. Die neuesten Forschungen sind die von
Popper,
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