Ferry
,
2) Jules, franz.
Politiker, bewährte sich als begabtester und mutigster
Führer der gemäßigten
Republikaner. Er wagte es zuerst, offen gegen
Boulanger aufzutreten, den er in einer zu
Epinal gehaltenen
Rede den
Staatsstreichgeneral, den
Saint-Arnaud der
Tingeltangel nannte. Deshalb bekämpften auch
Boulanger und die
Radikalen seine Kandidatur
für die
Präsidentschaft nach dem Rücktritt
Grevys auf das heftigste und drohten mit
Bürgerkrieg und
Aufstand, wenn Ferry
gewählt werde.
Obwohl die
Opportunisten einsahen, daß der energische Ferry
der geeignetste
Präsident sei, ließen sie sich zum Teil doch einschüchtern,
und bei der Präsidentenwahl erhielt Ferry
im ersten Wahlgang nur 212
Stimmen, worauf er seine
Anhänger bat, ihre
Stimmen
Carnot zu geben. Auch hatten die Hetzereien der Boulangisten und
Intransigenten gegen den »Tonkinesen«
(Tokinois) die
Wirkung, daß 10. Dez. ein halbverrückter
Mensch,
Namens Aubertin, ein
Attentat auf Ferry
machte und ihn, wenn auch
nur leicht, verwundete. Unbeirrt setzte Ferry
den
Kampf gegen den Boulangismus fort und gründete zu diesem
Zweck 1888 den Republikanischen
Nationalverein. Doch war er in
Frankreich so wenig beliebt, daß
Carnot nicht wagte, ihm die
Bildung eines
Ministeriums zu
übertragen. Bei den Deputiertenwahlen im
September 1889 ward er in seinem alten Wahlkreis nicht
wieder gewählt und lehnte es ab, anderwärts ein
Mandat anzunehmen.