Ferrocyan
,
ein in freiem Zustande nicht existierendes vierwertiges Radikal, Fe(CN)6, dessen
Verbindung mit
Wasserstoff
die vierbasische Ferrocyan
wasserstoffsäure, H4Fe(CN)6, ist. Das Kalisalz dieser Säure, K4Fe(CN)6, ist das
Ferrocyankalium
oder
gelbe Blutlaugensalz (s. d.). Dieses
Salz
[* 3] läßt sich als ein Doppelcyanid von Eisencyanür und
Cyankalium
auffassen, nämlich als Fe(CN)2 + 4KCN.
Während nun aber die gewöhnlichen Doppelcyanide (s. d.) von verdünnten Säuren
in der Kälte ebenso wie das
Cyankalium unter Freiwerden von
Blausäure zerlegt werden, scheidet sich aus dem
Ferrocyankalium
nur die Ferrocyan
wasserstoffsäure als Niederschlag aus. Das
Eisen,
[* 4] das in derselben enthalten ist, zeigt
nicht das Verhalten der gewöhnlichen Eisenverbindungen, indem weder durch Schwefelammonium Schwefeleisen, noch durch Kalihydrat
Eisenhydroxyd gefällt wird. Auch das
Cyan ist in seinen Eigenschaften verändert; denn während sonst alle Cyanverbindungen
giftig sind, sind die Ferrocyan
keine
Gifte. So verhält sich also die Gruppe Fe(CN)6 wie ein selbständiges Radikal, wie
etwa CN oder die Halogenatome, und kann nur durch energische
Eingriffe, wie z. B. durch Erhitzen mit konzentrierter Schwefelsäure,
[* 5] zerstört werden, wobei dann
Eisensulfat, Kaliumsulfat,
Ammoniumsulfat und
Kohlenoxyd entstehen:
K4Fe(CN)6 + 6 H2SO4 + 6 H2O = 2 K2SO4 + FeSO4 + 3 (NH4)2SO4 + 6 CO.
Mit den Metallsalzen giebt eine Lösung von
Ferrocyankalium meist unlösliche Niederschläge, mit Kupfersulfat
z. B. rotbraunes Ferrocyan
kupfer, Cu2Fe(CN)6 (Kupferbraun), mit
Eisenoxydsalzen
Berliner Blau
[* 6] (s. d.). Unlösliches
Berliner Blau
ist Fe4Fe3(CN)18 = Fe7(CN)18, Ferriferrocyanid
, während das lösliche
Berliner Blau noch Kalium enthält
und bei Anwesenheit überschüssigen
Ferrocyankaliums entsteht: KFeFe(CN)6 = KFe2(CN)6.