Titel
Ferdinand
(span. Fernando, Hernando, althochd. Herinand, der »Heerkühne«),
Name zahlreicher Fürsten und fürstlicher Personen.
Übersicht nach den Ländern | |
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Deutsche Kaiser | 1-3. |
Anhalt | 4. |
Aragonien, s. Spanien | 28, 29. |
Bayern | 5. |
Braunschweig | 6, 7. |
Hessen | 8. |
Kastilien, s. Spanien | 24, 26, 27. |
Köln | 9. |
Neapel und Sizilien | 10-14. |
Österreich | 15-18. |
Portugal | 19-21. |
Preußen | 22. |
Sachsen-Koburg | 23. |
Sizilien, s. Neapel und Sizilien | 13, 14. |
Spanien | 24-32. |
Toscana | 33-36. |
Württemberg | 37. |
[Deutsche Kaiser.]
1) Ferdinand I., Sohn Philipps des Schönen von Österreich [* 3] und Johannas, der Tochter Ferdinands des Katholischen, jüngerer Bruder Kaiser Karls V., geb. zu Alcala de Henares in Neukastilien, ward nach dem Tod seines Vaters (1506) in Spanien [* 4] erzogen. Sein mütterlicher Großvater, Ferdinand der Katholische von Spanien, hatte die Absicht gehabt, ihm die Nachfolge in Spanien zu verschaffen, überhaupt die große spanisch-habsburgische Erbschaft zwischen den Brüdern Karl und Ferdinand zu teilen.
Der Ehrgeiz Karls durchkreuzte aber diesen Plan. Als dieser 1517 nach Spanien kam, schickte er in die Niederlande. [* 5] Dort und in Deutschland [* 6] verbrachte derselbe die nächsten Jahre. Er erhielt im Teilungsvertrag zu Worms [* 7] die österreichischen Lande (das Erzherzogtum Österreich, Steiermark, [* 8] Kärnten, Krain [* 9] und Tirol) [* 10] und im Auftrag seines Bruders Karl die Leitung der deutschen Angelegenheiten während dessen Abwesenheit. 1521 vermählte er sich mit Anna, der Tochter des Königs Wladislaw von Ungarn [* 11] und Böhmen, [* 12] und erlangte nach dem Tod seines Schwagers, des Königs Ludwig II., in der Schlacht bei Mohács 1526 durch Wahl der Stände die Krone dieser Länder nebst Mähren, Schlesien [* 13] und der Lausitz. In Ungarn erhob sich gegen ihn Johann Zápolya als Gegenkönig, und dessen Verbündeter, Sultan Soliman, bedrängte 1529 Wien, [* 14] wurde aber zum Rückzug genötigt. Im Vertrag zu Großwardein [* 15] 1538 erhielt hierauf Johann Zápolya den Titel eines Königs von Ungarn nebst einem Teil von Ungarn auf Lebenszeit.
Nach seinem Tod 1540 erhob seine Witwe Isabella, unterstützt von der Pforte, für ihren unmündigen Sohn Johann Siegmund Ansprüche auf das ganze väterliche Erbe, und Ferdinand konnte bis zum Friedensschluß mit den Türken 1562 nicht zum ungestörten Besitz Ungarns gelangen. In Böhmen erhoben sich gegen Ferdinand die zahlreichen Anhänger der Reformation; doch wurden diese nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) unterdrückt, worauf Ferdinand blutige Rache nahm. 1530 wurde er mit dem Herzogtum Württemberg [* 16] belehnt, das der Schwäbische Bund 1519 dem Herzog Ulrich entrissen und an Österreich verkauft hatte.
Als dann 1534 Ulrich sein Land wiedereroberte, kam zwischen ihm und Ferdinand der Vertrag von Kadan zu stande, wonach Ferdinand Württemberg als Reichslehen behielt, Ulrich es als österreichisches, also als Afterlehen, erhielt. Die Teilnahme Ulrichs am Schmalkaldischen Kriege gab Ferdinand Gelegenheit, dieses Afterlehen wieder zurückzuziehen. Der darüber entstehende Streit wurde erst 1552 unter Herzog Christoph zu dessen gunsten beigelegt. Ferdinand hatte zu Aachen [* 17] die deutsche Königskrone erhalten und leitete seitdem als Stellvertreter seines Bruders die meisten Reichstage. Er schloß 1552 den Passauer Vertrag und 1555 den Augsburger Religionsfrieden ab. Nach Karls V. Abdankung 1558 wurde er römischer Kaiser.
Obwohl Papst Paul IV. dagegen protestierte, behauptete er seine Krone. Ferdinand war persönlich ein eifriger Katholik, jedoch hatte er früh schon die Unmöglichkeit erkannt, den Protestantismus zu unterdrücken, und aus politischen Rücksichten sich für eine faktische Duldung der Protestanten erklärt. Als Stellvertreter Karls V. wie als Kaiser verfolgte er daher eine Politik der Kompromisse, Ausgleiche und gegenseitiger Duldung. Auch auf eine Einschränkung des päpstlichen Absolutismus und auf einige Reformen in der katholischen Kirche richtete sich sein Bemühen. Nachdem er 1562 die Wahl seines Sohns Maximilian II. zum römischen König zu stande gebracht und seine Länder unter seine drei Söhne geteilt, starb er Seine Gemahlin (gest. 1547) gebar ihm 15 Kinder, von denen 3 Söhne und 9 Töchter den Vater überlebten.
Vgl. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinands I. (Wien 1831-1838, 9 Bde.);
Oberleitner, Österreichs Finanzen und Heerwesen unter Ferdinand I. (das. 1859).
2) Ferdinand II., Enkel des vorigen, Sohn des Erzherzogs Karl von Kärnten und Steiermark und Marias von Bayern, [* 18] war zu Graz [* 19] geboren. Nach dem Tod seines Vaters (1590) übergab seine streng katholische Mutter die Erziehung des Knaben den Jesuiten in Ingolstadt, [* 20] die ihm einen unversöhnlichen Haß gegen den Protestantismus einflößten, so daß er zu Loreto vor dem Altar [* 21] der Mutter Gottes freiwillig das feierliche Gelübde ablegte, den Katholizismus um jeden Preis wieder zur allein herrschenden Religion in seinen Staaten zu machen.
Nachdem er in seinen Erblanden, Steiermark, Kärnten und Krain, den Protestantismus ausgerottet hatte, versuchte er Gleiches auch in Österreich und Böhmen, da er noch bei Lebzeiten des kinderlosen Kaisers Matthias 1617 zum König von Böhmen und 1618 von Ungarn ernannt worden war, und veranlaßte hierdurch den Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs. Nach Matthias' Tod wurde Ferdinand zu Frankfurt [* 22] zum Kaiser gewählt. Inzwischen hatten ihn die Böhmen als Feind der Gewissensfreiheit seiner Königskrone für verlustig erklärt und dieselbe dem reformierten Kurfürsten von der Pfalz, Friedrich V., übertragen, welcher aber in der Schlacht am Weißen Berg gegen den mit ¶
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Ferdinand verbündeten Herzog Maximilian von Bayern, den Führer der katholischen Liga, unterlag. Infolge dieses Siegs begann eine furchtbare katholische Gegenreformation in allen Ländern Ferdinands, mit Ausnahme Ungarns und eines Teils von Schlesien. Dem Herzog Maximilian gab Ferdinand zum Lohn für die ihm geleistete Hilfe die Kurfürstenwürde nebst der Oberpfalz, nachdem er Friedrich einseitig und im Widerspruch mit den Bestimmungen der Reichsverfassung seiner Würde und seiner Lande verlustig erklärt hatte. Um diese Acht zu vollstrecken, ließ er spanische und ligistische Truppen in die Rheinpfalz einrücken und in den besetzten Gebieten den Protestantismus gewaltsam unterdrücken und verpflanzte hierdurch den Religionskrieg nach Deutschland.
Die rücksichtslose Durchführung des geistlichen Vorbehalts und die Wiederherstellung der katholischen Stifter durch Tilly rief den niedersächsisch-dänischen Krieg hervor, für den ein eignes kaiserliches Heer unter Wallenstein aufstellte. Die Herzöge von Mecklenburg, [* 24] welche dem König Christian IV. von Dänemark [* 25] gegen Tilly und Wallenstein Hilfe geleistet hatten, entsetzte er ihrer Länder und belehnte damit Wallenstein. Zwar scheiterte sein Plan, sich der Seeherrschaft auf der Ostsee zu bemächtigen, an dem heldenmütigen Widerstand, den Stralsund [* 26] der Belagerung durch Wallenstein entgegenstellte.
Dennoch hatte er ganz Deutschland seiner Macht unterworfen, und er erließ nicht nur, um den Protestantismus gänzlich zu vernichten, das Restitutionsedikt (s. d.), sondern suchte auch durch Verleihung zahlreicher Bistümer an österreichische Erzherzöge und durch Beschränkung der fürstlichen Unabhängigkeit durch die Wallensteinschen Heere eine absolute Militärmonarchie in Deutschland zu begründen. Da erhoben sich aber seine bisherigen Verbündeten, die Fürsten der Liga, gegen ihn und zwangen ihn 1630 in Regensburg [* 27] zur Entlassung Wallensteins und zur Verminderung der kaiserlichen Truppen.
Die gleichzeitige Landung Gustav Adolfs in Pommern [* 28] entriß Ferdinand mit einemmal alle errungenen Erfolge und zwang ihn, um seine Erblande zu schützen, zu einem demütigenden Vertrag mit Wallenstein. Zwar entledigte er sich desselben gewaltsam 1634, und sein Heer erstritt den wichtigen Sieg von Nördlingen; [* 29] indes suchte er nun durch Zugeständnisse an die evangelischen Fürsten dem Krieg ein Ende zu machen und schloß zu diesem Zweck 1635 den Prager Frieden. Nachdem er noch die Wahl seines Sohns zum König erreicht, starb er in Wien. Ferdinand war von kleiner, gedrungener Gestalt, heiter und freundlich gegen seine Umgebung; seine Gutmütigkeit artete oft in Schwäche, namentlich gegenüber gewissenlosen Beamten, aus, durch seine maßlose Freigebigkeit zerrüttete er trotz seiner einfachen Lebensweise seine Finanzen; er war fleißig und gewissenhaft in der Erfüllung seiner Regentenpflichten, aber unselbständig in seinen Meinungen und ganz abhängig von seinen Räten und Beichtvätern. Der Kirche und ihren Dienern war er mit Fanatismus ergeben und der Sieg der katholischen Religion über die Ketzer sein höchstes Ziel.
Vgl. Khevenhüller, Annalen Ferdinands II. (2. Aufl. 1716, 12 Bde.);
Hurter, Geschichte Ferdinands II. (Schaffh. 1850-64, 11 Bde.).
3) Ferdinand III., Sohn und Nachfolger des vorigen, geb. zu Graz, erhielt, 1625 zum König von Ungarn, 1627 zum König von Böhmen gekrönt, nach Wallensteins Ermordung (1634) das Oberkommando über die kaiserlichen Heere unter dem Beirat der Generale Gallas und Piccolomini, eroberte Donauwörth und Regensburg, siegte im September 1634 bei Nördlingen und vertrieb die Schweden [* 30] aus Süddeutschland. 1636 wurde er noch bei Lebzeiten seinem Vaters zu dessen Nachfolger erwählt, und 1637 folgte er demselben, ohne Widerstand zu finden.
Seitdem arbeitete er ununterbrochen auf Friedensunterhandlungen hin, die 1644 eröffnet wurden, aber erst 1648 zum Abschluß kamen. Die entschiedene Weigerung Ferdinands, die Religionsfreiheit in seinen Erblanden zuzulassen und die geflohenen Rebellen wieder aufzunehmen, trug wesentlich zur Verzögerung des Friedens bei. Nachdem Ferdinand auf dem Reichstag zu Regensburg (1653) die römische Königswahl seines Sohns Ferdinand IV., welcher indes 1654 vor dem Vater starb, bewirkt und ein Bündnis mit den Polen gegen Schweden abgeschlossen, starb er Ferdinand war eine große, stattliche Persönlichkeit, ebenfalls fromm, aber weniger fanatisch als sein Vater und gut deutsch gesinnt, dabei ein Förderer der Künste und Wissenschaften, sehr musikalisch und selbst Komponist.
Von seinen Tonsätzen ließ Wolfgang Ebner eine Arie mit 36 Variationen in Prag [* 31] 1648 drucken; einen vierstimmigen Gesang mit beziffertem Baß, »Melothesia Caesarea«, gab Kircher im 1. Teil seiner »Masurgie«, und einen einfachen vierstimmigen Chorgesang über den Psalm Miserere findet man im 28. Jahrgang der Leipziger »Allgemeinen musikalischen Zeitung« (1826).
Vgl. Koch, Geschichte des Deutschen Reichs unter der Regierung Ferdinands III. (Wien 1865-66, 2 Bde.).
[Anhalt.]
4) Ferdinand Friedrich, Fürst von Anhalt-Köthen, ältester Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann von Anhalt-Pleß und der Gräfin Luise Ferdinande von Stolberg-Wernigerode, geb. zu Pleß, trat 1786 in preußische Kriegsdienste, in denen er bis zum Generalmajor aufrückte und sich in den Feldzügen am Rhein von 1792 bis 1794 auszeichnete. Nach dem Tod seines Vaters (1797) lebte er zu Pleß und auf Reisen, trat aber 1806 wieder in die Armee. Nach der Schlacht bei Jena [* 32] schlug er sich an der Spitze seines Regiments bei Zehdenick durch die feindlichen Linien, mußte sich aber sodann nach Böhmen zurückziehen, um sich von den Österreichern entwaffnen zu lassen.
Bald darauf nahm er seinen Abschied und lebte nach einer Reise nach Holland und Frankreich zu Pleß. Während des Befreiungskriegs von 1813 war er Befehlshaber des schlesischen Landsturms. Seine erste Ehe mit Luise, Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck, ward 1803 nach kurzer Dauer durch den Tod gelöst. 1816 vermählte er sich mit der Gräfin Julie von Brandenburg, [* 33] der Tochter Friedrich Wilhelms II. und der Gräfin von Dönhoff, und 1818 gelangte er nach dem Tod seines Vetters, des unmündigen Herzogs Ludwig von Anhalt-Köthen, zum Besitz dieses Herzogtums, worauf er seinem Bruder Heinrich die Standesherrschaft Pleß überließ.
Die mit Preußen [* 34] wegen des neuen Grenzzoll- und Verbrauchssteuersystems obwaltenden Streitigkeiten brachte er 1821 vor die Bundesversammlung, und dieselben wurden endlich 1828 durch eine Übereinkunft zwischen Preußen, Köthen [* 35] und Dessau [* 36] geschlichtet. Auf einer Reise nach Paris [* 37] trat Ferdinand daselbst (1825) mit seiner Gemahlin zur katholischen Kirche über und suchte seitdem auch der evangelischen Kirche seines Landes einen hierarchischen Charakter zu geben, was vielfache Unzufriedenheit erweckte. Ferdinand starb kinderlos. Ihm folgte sein Bruder Heinrich.
[Bayern.]
5) Ferdinand Maria, Kurfürst von Bayern, Sohn Maximilians I., geb. folgte seinem Vater 1651 erst unter Vormundschaft seiner Mutter, ¶
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seit 1654 selbständig. Doch stand der höchst schüchterne Fürst immer unter dem Einfluß andrer, bald seiner Mutter, bald seiner Gemahlin, einer savoyischen Prinzessin, bald seiner Räte. Er regierte im Innern im Geist seines Vaters als Freund der Kirche und beobachtete in den damaligen Kriegen mit Ludwig XIV. eine Frankreich freundliche Neutralität, wodurch er aber seinem Lande den Frieden erhielt und die Wunden des Dreißigjährigen Kriegs zu heilen vermochte. Er starb auf dem Lustschloß Schleißheim.
Vgl. Lipowsky, Des M., in Bayern Herzogs und Kurfürstens, Lebens- und Regierungsgeschichte (Münch. 1831).
[Braunschweig.]
6) Ferdinand Albrecht II., Herzog von Braunschweig, vierter Sohn Ferdinand Albrechts I. von Braunschweig-Bevern und der Landgräfin Christine von Hessen-Eschwege, geb. folgte seinem Vater 1687 in Bevern, focht nach Ausbruch des spanischen Erbfolgekriegs mit der kaiserlichen Armee in Schwaben und Bayern, wohnte 1704 als kaiserlicher Flügeladjutant dem Treffen am Schellenberg bei, wurde hierauf kaiserlicher Generaladjutant und als solcher vor Landau [* 39] schwer verwundet, 1707 Generalmajor und 1711 Feldmarschallleutnant.
Unter dem Prinzen Eugen kämpfte er gegen die Türken, erhielt die Statthalterschaft der Festung [* 40] Komorn und zeichnete sich besonders bei Peterwardein, bei der Belagerung von Temesvár und bei Belgrad [* 41] aus. Seit 1723 kaiserlicher Feldmarschall, ward er 1727 Reichsgeneralfeldzeugmeister und 1733 Reichsgeneralfeldmarschall, zog im folgenden Jahr die kaiserlichen Kriegsvölker bei Pilsen [* 42] zusammen, ging mit ihnen an den Rhein und führte bis zu Eugens Ankunft den Oberbefehl im Heer. Der Tod seines Schwiegervaters, des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, rief ihn 1735 auf den erledigten Herzogsstuhl; doch starb er schon Er war mit Antoinette Amalie von Braunschweig [* 43] vermählt. Ihm folgte sein ältester Sohn, Karl.
7) Prinz (Herzog) von Braunschweig, preuß. Generalfeldmarschall, vierter Sohn des vorigen, geb. zu Braunschweig, trat 1740 als Oberst und Chef eines Regiments in preußische Dienste [* 44] und machte, da sein Regiment noch nicht völlig ausgerüstet war, als Freiwilliger den Feldzug von 1741 in Schlesien mit, wo er bei Mollwitz und bei Chotusitz an des Königs Seite focht. Nach dem Frieden blieb er dessen Gesellschafter u. Begleiter und ward Generalmajor der Infanterie.
Beim Ausbruch des zweiten Schlesischen Kriegs ging er mit seinem Regiment unter dem Alten Dessauer nach Böhmen, ward nach seiner Rückkehr zum Chef der Fußgarde befördert und begleitete 1745 den König zur Armee nach Schlesien. In der Schlacht bei Hohenfriedberg (4. Juni) nahm er mit seiner Brigade das Dorf Thomaswalde und erstürmte, obwohl verwundet, bei Soor (30. Sept.) eine vom Feind besetzte Höhe. Er genoß die besondere Gunst des Königs, der ihn nach Potsdam [* 45] in Garnison legte und ihn auf seinen Inspektionsreisen mitnahm. 1750 zum Generalleutnant und 1752 zum Gouverneur der Festung Peitz in der Lausitz ernannt, ward er 1755 in derselben Eigenschaft nach Magdeburg [* 46] versetzt. Beim Ausbruch des Siebenjährigen Kriegs (August 1756) führte er eine der drei in Sachsen [* 47] einrückenden Heersäulen der preußischen Armee, besetzte Leipzig [* 48] und brach 13. Sept. nach Böhmen auf, wo er bei Lobositz (1. Okt.) den rechten Flügel befehligte. Bei dem Einrücken in Böhmen im April 1757 führte er die Vorhut und trug viel zum Sieg bei Prag (6. Mai) bei, leitete auch später an der Stelle des Fürsten Moritz von Dessau die Belagerung dieser Stadt. Bei Roßbach [* 49] befehligte er den rechten Flügel, worauf er im November nach Aufhebung der Konvention von Kloster-Zeven als General der Infanterie den Oberbefehl über das verbündete Heer in Hannover [* 50] erhielt, dessen gesunkenen Mut er so zu begeistern wußte, daß dasselbe dem weit stärkern französischen Heer gegenüber fast immer Sieger blieb. Nachdem er noch im Dezember 1757 den Marschall v. Richelieu nach Celle [* 51] zurückgedrängt hatte, trieb er dessen Nachfolger Grafen Clermont im Frühjahr 1758 auf das linke Rheinufer zurück und schlug ihn in der Schlacht bei Krefeld [* 52] wurde er bei Bergen [* 53] 13. April geschlagen, brachte aber 1. Aug. dem französischen Feldherrn Contades bei Minden [* 54] eine entscheidende Niederlage bei. Zwar konnte er nicht verhindern, daß die Franzosen 1760 Hessen [* 55] wieder einnahmen; doch hielt er sie im folgenden Jahr durch die ihnen beigebrachte Niederlage bei Vellinghausen (16. Juli) im Schach. Den Feldzug von 1762 eröffnete er mit dem Überfall bei Wilhelmsthal (24. Juni). Nach dem Friedensschluß trat er, zum Feldmarschall ernannt, in seine frühere Stellung als Gouverneur von Magdeburg und Chef eines Fußregiments zurück. Durch eine Spannung mit dem reizbaren König veranlaßt, 1766 seine Entlassung zu nehmen, lebte er seitdem in Braunschweig oder auf seinem Lustschloß Vechelde. Künstler und Gelehrte fanden an ihm einen großmütigen Gönner, wie er denn überhaupt sehr wohlthätig war. In der letzten Zeit seines Lebens ließ er sich durch seine freimaurerischen Bestrebungen und durch Günstlinge und Betrüger, welche sich infolge derselben an ihn drängten, zu manchen Mißgriffen verleiten. Er starb Sein Günstling Mauvillon errichtete ihm ein Denkmal in seiner »Geschichte Ferdinands« (Leipz. 1794, 2 Bde.).
Vgl. Schaper, Vie militaire du maréchal prince Ferdinand (Magdeb. 1796, 2 Bde.);
von dem Knesebeck, Ferdinand, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, [* 56] während des Siebenjährigen Kriegs (Hannov. 1857, 2 Bde.);
Westphalen, Geschichte der Feldzüge Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg (Berl. 1859-72, 5 Bde.).
[Hessen.]
8) Ferdinand Heinrich Friedrich, Landgraf von Hessen-Homburg, geb. jüngster Sohn des 1820 verstorbenen Landgrafen Friedrich Ludwig, war in der österreichischen Armee General der Kavallerie, als ihn der Tod seines Bruders, des Landgrafen Gustav, zur Regierung berief. Auf das Verlangen des Landes berief Ferdinand im April 1849 einen konstituierenden Landtag und publizierte im Januar 1850 eine mit diesem vereinbarte Verfassung, die aber 1852 wieder beseitigt wurde. Die Reichsverfassung vom hatte er anerkannt; dem Dreikönigsbündnis trat er, stets eifrig österreichisch gesinnt, nicht bei und war unter den ersten Fürsten, welche im September 1850 den restaurierten Bundestag beschickten. Er starb ohne Nachkommen, worauf Hessen-Homburg an Hessen-Darmstadt, nach dem Krieg von 1866 aber an Preußen fiel.
[Köln.]
9) Herzog von Bayern, Kurfürst von Köln, [* 57] geb. Sohn des Herzogs Wilhelm V. und jüngerer Bruder des spätern Kurfürsten Maximilian, ward auf der Universität Ingolstadt von Jesuiten erzogen und ganz mit jesuitischem Fanatismus erfüllt, dann 1595 von seinem Oheim, dem Kurfürsten Ernst von Köln, zu seinem Koadjutor mit der Hoffnung auf die Nachfolge ernannt und 1612 nach Ernsts Tod zum Erzbischof ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Ferdinand
I., Kaiser von Österreich.
Ihm zu Ehren erhielt 1888 das österreichische Dragonerregiment Nr. 4 seinen Namen.