Fenchel
(Foeniculum
Adans.),
Gattung aus der
Familie der
Umbelliferen,
[* 2] ein- oder mehrjährige, kahle
Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern mit faden- oder borstenförmigen Zipfeln, hüllenlosen
Dolden und Döldchen,
gelben
Blüten und länglichen, im
Querschnitt fast kreisrunden
Früchten; drei bis vier
Arten.
Gemeiner Fenchel
(Fenchel
capillaceum Gilib.,
Fenchel
officinale
All.), ein ausdauerndes
Gewächs mit 1-2 m hohem, rundlichem, zart gerilltem, bereiftem,
oberwärts ästigem
Stengel,
[* 3] drei- und mehrfach sparrig geteilten Blättern, lineal-pfriemlichen, verlängerten Blattzipfeln
und länglich-eiförmigen, 8
mm langen, bräunlichen, grünlichgelb längsstreifigen
Früchten, findet sich an trocknen, steinigen
Orten am
Mittelmeer, in
Frankreich, Südengland und
Irland, am
Kaukasus und den südkaspischen Gegenden, wird in gemäßigten
Ländern, bei uns in
Sachsen
[* 4] (zwischen
Weißenfels
[* 5] und
Lützen
[* 6] jährlich 12-20,000 kg
Samen),
[* 7]
Franken,
Württemberg,
[* 8] auch in
Böhmen,
[* 9]
Mähren,
Polen, kultiviert.
Der Fenchel
gedeiht am besten auf leichtem Mittelboden, auch auf steinigen, sandigen
Feldern und in sonniger
Lage, liebt einen frischen
Standort, erträgt frische Düngung und ist sehr empfindlich gegen
Frost. Man zieht in Süddeutschland
die jungen
Pflanzen auf besondern Pflanzbeeten, versetzt sie im Juli, behandelt sie dann wie
Kümmel und schneidet sie im
Herbste.
Die
Wurzeln werden in kältern Gegenden mit strohigem
Mist oder
Laub gedeckt. In
Mittel- und Norddeutschland zieht man im ersten
Jahr die Fenchel
wurzeln heran, überwintert diese in einer
Grube zwischen
Sand und verpflanzt sie im zweiten
Jahr im
Abstand von 30-35
cm.
Die heranwachsenden
Pflanzen werden behackt und behäufelt.
Engerlinge und Frost im Herbst bringen den meisten Schaden. Der Same ist zwei- bis dreimal zu ernten, zuerst an den Hauptstengeln, dann an den Ästen, indem man die reifen Dolden sammelt und schließlich die Stengel mit der Sichel abschneidet. Die Dolden werden luftig getrocknet und dann gedroschen. Man erntet von einem Hektar 48 kg Samen und 96 kg Stengel. Letztere werden geschnitten, gebrüht und den Rindern und Schafen als Futter gegeben. Der Same ist wenig haltbar, doch behält er seine Keimfähigkeit zwei Jahre. Er ist offizinell, schmeckt süß gewürzig, anisartig, riecht angenehm aromatisch und enthält viel ätherisches Öl. Er regt den Appetit etwas an und wird als Carminativum und besonders als Hausmittel zur Beförderung der Milchabsonderung (mit sehr zweifelhaftem Erfolg) angewandt. In Tirol [* 10] bäckt man in Brot. [* 11] Man bereitet aus dem Samen ätherisches Öl und das Fenchelwasser.
Aus Südfrankreich,
Italien,
[* 12]
Malta erhalten wir den römischen Fenchel
von dem einjährigen
Foeniculum dulce
Dec.; er ist 12
mm lang
und oft stark gekrümmt, schmeckt etwas süßer und milder, wirkt aber wie unser Fenchel.
Seine jungen, süßen Wurzeltriebe
werden gegessen, ebenso die fleischige, fenchel
artig riechende und schmeckende
Wurzel
[* 13] von Fenchel
capense
Thunb.
(Fenchel
wortel), am
Kap. Die
Früchte des beißenden Fenchels
(Fenchel
piperitum
Dec.), auf
Sardinien,
[* 14]
Sizilien
[* 15] und in
Portugal,
[* 16] sind
scharf gewürzhaft, fast beißend (Eselsfenchel
). Der Fenchel
war den Alten wohl bekannt,
Dioskorides gedenkt des als Zuspeise
dienenden
Krautes und der
Früchte; bei uns fand er Verbreitung durch die
Verordnungen
Karls d. Gr. und wurde
im
Mittelalter mehr geschätzt als der
Anis. Auch im alten chinesischen Kräuterbuch Pent'sa kommt der Fenchel
vor. Der sogen.
Wasserfenchel gehört einer andern
Gattung (s.
Oenanthe) an.