längere Zeit zu seiner weitern Ausbildung und hielt sich dann in Paris
[* 5] auf. Heimgekehrt, wurde er nacheinander von dem heimischen
Patriziat, gegen dessen engherziges Regiment er geschrieben hatte, und von den Franzosen bei deren Einfall 1798 geächtet, aber
bald zurückgerufen und als Gesandter nach Paris geschickt, wo er erfolgreich für Erleichterung der Schweiz
[* 6] wirkte. Bald aber trat er freiwillig vom politischen Schauplatz ab, um, früher im Elternhaus empfangener Anregung folgend,
von da an sein Leben der Hebung
[* 7] und Veredelung des Volkes zu widmen. Er kaufte 1799 gemeinschaftlich mit seinem Vater das GutHofwyl
in der Nähe von Bern,
das er nach des VatersTod (1801) ganz an sich brachte, und suchte durch Musterwirtschaft
und landwirtschaftliche Schriften belehrend auf seine Umgebung zu wirken.
Mit dem landwirtschaftlichen Betrieb verband er nach und nach eine ganze Anzahl von Lehr- und Erziehungsanstalten: für verwahrloste
Kinder (mit Wehrli, 1804), für junge Landwirte (1807), für Lehrer und für Söhne höherer Stände (1808)
etc. Seine Gattin errichtete auch eine Anstalt für junge Mädchen. Zweimal wurde versucht, diese Anstalten mit denen Pestalozzis
zu verschmelzen (1804 und 1817); allein die Eigenarten beider Männer fanden sich nicht zusammen. Im J. 1820 trat in den GroßenRat seines Kantons, wurde 1831 Präsident desselben und Mitglied des Erziehungsdepartements und des Verfassungsrats, 1833 Landammann
von Bern,
zog sich aber nach einigen leidenschaftlichen Fehden wieder ganz in seine Anstalten zurück und starb Die
Fellenbergschen Anstalten bestehen, teilweise als Besitz seiner Nachkommen, teilweise als Fellenberg-Stiftung (begründet
1871), in verkleinertem Umfang noch fort.
Die Einwirkung Fellenbergs auf seine Heimat war bei seiner größern Umsicht und Stetigkeit fast nachhaltiger und segensreicher
als die seines ältern Zeitgenossen und Landsmannes Pestalozzi. Fellenberg schrieb: »LandwirtschaftlicheBlätter von Hofwyl« (Aarau
[* 8] 1808-17, 5 Hefte);
Phil. Emanuel von, ein um Schule, Landwirtschaft und Gemeinwohl vielfach verdienter Mann, geb. zu
Bern,
aus altem patricischem Geschlecht, studierte seit 1789 in Tübingen die Rechte, nachdem er schon vorher auf Reisen in der Schweiz,
Frankreich und Deutschland
[* 10] den Entschluß gefaßt hatte, sich vorzugsweise der Volksbildung und dem Erziehungswesen zu widmen,
wozu ihn der Umgang mit Pestalozzi noch mehr bestimmte. Fellenberg ging 1795 nach Paris und übernahm bei der 1798 in
Bern
ausgebrochenen Revolution das Amt eines Quartierkommandanten der obern Distrikte des Kantons.
Gemeinschaftlich mit seinem Vater kaufte er 1799 das Gut von Hofwyl in der Nähe Berns, das er 1801 nach des VatersTode ganz
an sich brachte. Er veranlaßte Pestalozzi, seine Schule von Burgdorf nach dem Schlosse Buchsee, ganz in der
Nähe von Hofwyl, zu verlegen. Allein ihre durchaus verschiedenen Charaktere ließen es zu keiner Einigung kommen, so daß
Pestalozzi sich nach Yverdon im Kanton Waadt
[* 11] begab. Fellenberg setzte dagegen mit Eifer seine Bestrebungen fort, durch neue Einrichtungen den
Ertrag seiner Besitzung zu heben und sowohl durch sein Beispiel wie durch die Herausgabe landwirtschaftlicher
Schriften gemeinnützig zu wirken.
Auch gründete er ein Institut für verlassene Kinder, an welchem Joh. Jakob Wehrli (s. d.) 20
Jahre lang wirkte, ein Lehrerseminar,
eine landwirtschaftliche Lehranstalt, wozu die Berner Regierung das Schloß Buchsee einräumte (sie hat
bis 1818 bestanden), eine Erziehungsanstalt für Kinder höherer Stände (1808), eine Realschule (1830) und eine Kleinkinderschule. 1820 wurde
er in den GroßenRat seines Kantons, 1833 zum Landammann von Bern
gewählt, welches Amt er jedoch 1834 niederlegte. Er starb Die
Anstalten zu Hofwyl wurden eine Zeit lang von einem seiner Söhne, Wilhelm von Fellenberg (gest. im März 1880 zu
Merzig), fortgeführt, dann gänzlich aufgegeben. –
Leben und Wirken F.s (Schaffh. 1874); Wiget, Das pädagog. Leben in Hofwyl (im «Jahrbuch
des Vereins für wissenschaftliche Pädagogik», Bd. 11, 12 u. 14).