Fellenberg
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Felletin - Fellows

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Seite 6.122.Philipp Emanuel von, um Erziehungswesen und Landwirtschaft hochverdient, geb. zu Bern [* 2] aus einem alten Geschlecht, studierte in Tübingen [* 3] Rechte und Philosophie, reiste ¶
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längere Zeit zu seiner weitern Ausbildung und hielt sich dann in Paris [* 5] auf. Heimgekehrt, wurde er nacheinander von dem heimischen Patriziat, gegen dessen engherziges Regiment er geschrieben hatte, und von den Franzosen bei deren Einfall 1798 geächtet, aber bald zurückgerufen und als Gesandter nach Paris geschickt, wo er erfolgreich für Erleichterung der Schweiz [* 6] wirkte. Bald aber trat er freiwillig vom politischen Schauplatz ab, um, früher im Elternhaus empfangener Anregung folgend, von da an sein Leben der Hebung [* 7] und Veredelung des Volkes zu widmen. Er kaufte 1799 gemeinschaftlich mit seinem Vater das Gut Hofwyl in der Nähe von Bern, das er nach des Vaters Tod (1801) ganz an sich brachte, und suchte durch Musterwirtschaft und landwirtschaftliche Schriften belehrend auf seine Umgebung zu wirken.
Mit dem landwirtschaftlichen Betrieb verband er nach und nach eine ganze Anzahl von Lehr- und Erziehungsanstalten: für verwahrloste
Kinder (mit Wehrli, 1804), für junge Landwirte (1807), für Lehrer und für Söhne höherer Stände (1808)
etc. Seine Gattin errichtete auch eine Anstalt für junge Mädchen. Zweimal wurde versucht, diese Anstalten mit denen Pestalozzis
zu verschmelzen (1804 und 1817); allein die Eigenarten beider Männer fanden sich nicht zusammen. Im J. 1820 trat in den Großen
Rat seines Kantons, wurde 1831 Präsident desselben und Mitglied des Erziehungsdepartements und des Verfassungsrats, 1833 Landammann
von Bern,
zog sich aber nach einigen leidenschaftlichen Fehden wieder ganz in seine Anstalten zurück und starb Die
Fellenberg
schen Anstalten bestehen, teilweise als Besitz seiner Nachkommen, teilweise als Fellenberg
-Stiftung (begründet
1871), in verkleinertem Umfang noch fort.
Aall - Aare

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Aarau.
Die Einwirkung Fellenbergs
auf seine Heimat war bei seiner größern Umsicht und Stetigkeit fast nachhaltiger und segensreicher
als die seines ältern Zeitgenossen und Landsmannes Pestalozzi. Fellenberg
schrieb: »Landwirtschaftliche Blätter von Hofwyl« (Aarau
[* 8] 1808-17, 5 Hefte);
»Der dreimonatliche Bildungskurs« (Bern 1833).
Vgl. Hamm,
[* 9] Fellenbergs
Leben und Wirken (Bern
1845);
Schöni, Der Stifter von Hofwyl (Schaffh. 1874),
und namentlich V. A. Huber in Gelzers »Protestantischen Monatsblättern« 1867 sowie Elvers' Biographie V. A. Hubers, Bd. 1 (Brem. 1872).