Feldbrücken
,
[* 1] die für die
Truppen im
Krieg oder bei Friedensübungen über Gewässer, trockne
Gräben, Hohlwege etc.
herzustellenden Übergänge. Man stellt sie her mit den
Mitteln, welche
man in der
Nähe der Brückenstelle
vorfindet, oder mit dem im
Frieden vorbereiteten und auf den Brückentrains von den
Truppen dazu mitgeführten
Material. Man
unterscheidet die Feldbrücken
nach der
Breite
[* 2] der Brückenbahn in Brückenstege, etwa 1 m breit, für einzelne Fußgänger passierbar,
Laufbrücken, 2-3 m breit, für
Infanterie in geschlossenen Abteilungen, und in Kolonnenbrücken, 5 m
breit und für alle
Waffen
[* 3] brauchbar.
Außerdem benennt man die Feldbrücken
nach der Art der Unterstützungen, welche die Brückenbahn tragen. Diese, bei
Stegen oft nur ein
Brett oder
Leitern mit aufgebundenen Brettern, besteht aus
Balken, die der
Länge nach dicht
nebeneinander liegen, öfter noch aus einigen durch Zwischenräume getrennten, sogen. Streckbalken
u. quer darübergelegten und festgebundenen Brettern. Die Zahl der
Balken bedingt die Tragfähigkeit der
Brücke;
[* 4] bei
Stegen
sind 2, bei Laufbrücken 3, bei Kolonnenbrücken mindestens 5 erforderlich, 1 Mittelbalken, 2 an den äußern
Enden, der vierte
und fünfte als Geleisebalken dazwischen, um die Spurbreite der Kriegsfahrzeuge voneinander entfernt,
so daß die
Räder auf ihnen rollen, wenn die
Wagen die Mitte der
Brücke halten. Der Bretterbelag wird auf den Streckbalken
mit
Hilfe von an den
Enden aufgelegten Rödelbalken oder Rödelbrettern mit Rödeltauen befestigt. Die Streckbalken reichen
entweder in Einer
Spannung von
Ufer zu
Ufer, Uferbrücken, oft durch
Häng- oder
Sprengwerke (vgl.
Brücke,
S. 497) künstlich verstärkt, oder man braucht mehrere
Balken und besondere Unterstützungen zwischen den
Ufern; die
Brücke
zerfällt dann in mehrere
Strecken, für welche Unterstützung und Brückenbahn nacheinander hergestellt werden.
Die Unterstützungen ruhen auf dem Flußgrund, oder sie schwimmen auf dem Wasser. Als feste Unterstützung dienen Wagen, die man ins Wasser oder in die Einsenkung fährt, und auf denen dann die Streckbalken befestigt werden (Wagenbrücken), oder Bretterhaufen, durch Pflöcke in ihrer Lage erhalten (Brettstapelbrücken); wo viel Strauchwerk vorhanden, baut man Schanzkorbbrücken aus mit Steinen gefüllten und gut befestigten Schanzkörben, aus denen man Joche bildet, oder indem man das Gewässer mit hohlen, liegenden Körben füllt und über diese die Brücke legt; des Zeitaufwandes wegen seltener sind Pfahljochbrücken auf nebeneinander eingerammten, durch Latten zu größerer Haltbarkeit verbundenen Pfählen. Am ehesten sind solche in trocknen Ravins, Eisenbahneinschnitten etc. anwendbar, wo man die Balken leicht eingraben und die Brückenbahn höher legen kann.
Endlich liefern die häufig vorhandenen und auch schnell zu zimmernden Böcke das Material zu den am meisten gebrauchten Bockbrücken. Seil- und Kettenbrücken auf von Ufer zu Ufer gezogenen Tauen und Ketten, welche direkt die Brückenbahn tragen, sind hier und da gebraucht worden, aber von geringer Verwendbarkeit. Schwimmende Unterstützungen sind Balken bei Floßbrücken, leere, paarweise verbundene Tonnen bei Faßbrücken, Kähne und größere Flußfahrzeuge bei Schiffbrücken. Die Zahl der Unterstützungen richtet sich nach der Länge u. Tragfähigkeit der für die Brückenbahn vorhandenen Balken.
Zum Brückenbau im Feld führt jedes deutsche Armeekorps mit sich in 2 Divisionstrains Material für je 36-39 m, im Korpstrain für 122-132 m, im ganzen also ein Material für 200-210 m Brückenlänge. Dasselbe besteht aus eisernen Pontons und für die dem Ufer nahen Strecken aus zweibeinigen Böcken als Unterstützungen; für die Brückenbahn teils aus gewöhnlichen Streckbalken, teils aus sogen. Knaggenbalken, welche auf die Holme der Böcke aufgekämmt werden können, und aus Belagbrettern von je ⅓ m Breite, welche zum Durchziehen der Rödelleinen an beiden Enden ausgeschlitzt sind.
Rödelbalken, Schnürleinen, Geländerstangen und -Leinen sowie das Material zur Verbindung und Verankerung der Pontons bilden das sonstige Zubehör. Der Transport des Brückenmaterials erfolgt auf eigens konstruierten Fahrzeugen, den sogen. Hakets, die das Material für je eine Strecke tragen. Die Spannung der einzelnen Strecken ist für Bockstrecken mit Knaggenbalken gleichmäßig 5 m; für die Strecken mit Pontons kann die Spannung je nach der verlangten Tragfähigkeit wechseln.
Normal, für alle Fahrzeuge der Feldarmee genügend, ist 4,50 m, wobei die Balken auf allen 4 Rändern (Borden) von je 2 Pontons ruhen und 3 m lichter Raum zwischen diesen bleibt; ausnahmsweise kann die Spannung auf 4,80 m erweitert oder für anhaltende Benutzung auf 3,30 m verkürzt werden, wobei die 6,50 m langen Streckbalken auf je 2 Strecken schon so weit übergreifen, daß sie doppelt nebeneinander liegen. Für den Transport schwerer Belagerungsgeschütze u. dgl. legt man die Balken über je 3 Pontons, wobei nur eine Spannung von 2,40 m und 0,90 m lichter Raum zwischen je 2 Pontons bleibt. Die Böcke [* 1] (Fig. 1) haben einen an beiden Enden durchlochten, 5,33 m langen Holm und Beine von 3 sowie längere von 4,50 m. Zum Bau steckt man die Bockbeine (bb) durch die Öffnungen des Holms a, bringt die mit eisernem Schuh versehenen untern Enden der Beine, welche eine breite Fußscheibe ff gegen zu tiefes Einsinken sichert, an Ort und Stelle; der Holm hängt in Ketten kk, durch deren Länge man die Höhe der Brückenbahn über dem Wasserspiegel regelt; dann legt man die Köpfe der Knaggenbalken c über den Holm, mit dem andern Ende über einen Uferbalken. Die Köpfe der Balken von je 2 Strecken halten den Bock [* 5] in seiner Lage, dd sind die Rödelbalken, e die Belagbretter. Ist die zweite Unterstützung ein Ponton, so liegt der Knaggenbalken über den Ponton [* 1] (Fig. 2) hinweg. Das Einbauen der Pontons geschieht einzeln, wobei die Pontons in die Brückenrichtung gerudert, die Streckbalken übergelegt und befestigt, die sogen. Spanntaue an beiden Enden der Pontons angebunden, dann Belag und Geländer angebracht werden; oder gliederweise, indem man 2, 3 oder 4 Pontons gleich am Ufer verbindet, die fer-
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Feldbrücke
(Bock).]
¶
mehr
tigen Stücke dann in die Brücke einfährt und mit den schon stehenden Teilen verbindet. Die Pontons werden zu je 2, 3 oder 4 durch
Anker
[* 7] befestigt, zunächst oberstrom, aber zur Sicherung gegen Wind und Flut auch unterstrom. Auf größern Flüssen bestimmt
man einzelne solcher Brückenglieder, welche zum Durchlassen von Schiffen ausgefahren werden. Der Wacht-
und Sicherheitsdienst auf der Feldbrücke
wird durch die Pioniere gehandhabt; die etwanige Deckung gegen den Feind ist Sache
der Truppen. - Die Herstellung zerstörter Brücken
[* 8] erfolgt je nach Beschaffenheit der Brücke thunlichst mit demselben Material.
Größere massive Brücken, aus denen Bogen
[* 9] weggesprengt sind, werden entweder in einer Strecke mit Balken
überdeckt, oder man verspreizt die Tragebalken gegen die stehen gebliebenen Pfeiler; reicht das nicht aus, so schafft man
eine haltbare Unterstützung durch Aufstellen von Böcken auf einem entsprechend großen, gut verankerten Prahm, Flußkahn
u. dgl. Bei gesprengten eisernen Brücken geben oft die im Wasser liegenden, noch fest verbundenen eisernen
Gitter etc. eine haltbare Unterlage für anzubringende Unterstützungen. - Dem Feldbrückenbau
verwandt ist auch die Anlage von Übergängen über Sumpf- und Moraststrecken. Diese sogen. Sumpfbrücken bildet man durch
lagenweises Übereinanderschichten von Strauchwerk und Faschinen, so hoch, bis diese ⅓ m über den Morast hervorragen. Auf
dem so gebildeten Damm legt man dann die Fahrbahn an.
Feldbrücken
werden schon im Altertum vielfach erwähnt, so die Brücken der Perser unter Dareios über den Bosporus
[* 10] und die Donau, im Kriege
gegen die Skythen, des Xerxes über den Hellespont zum Zug
nach Griechenland,
[* 11] von denen nach Herodot die eine aus 314,
die zweite aus 360 Schiffen bestand. Alexander d. Gr. führte schon tragbare Brücken auf seinen Kriegszügen mit. Die Römer
[* 12] bauten regelrecht Bock-, Pfahljoch- und Schiffbrücken; Cäsar ließ leichte Kähne zum Brückenbau mitführen.
In der Kaiserzeit hatte jede Legion Pontons in ihrem Train. Aus dem Mittelalter ist über den Bau der Feldbrücken
wenig
überliefert. In der neuern Zeit ist Albas Brückenbau über die Schelde bei der Belagerung von Antwerpen
[* 13] 1584 genauer bekannt.
Die Kriege der Revolutionszeit brachten häufige Überbrückungen des Rheins. Aus der Napoleonischen Zeit haben besonders die
Schiffbrücken über die Donau bei Aspern
[* 14] 1809 und die nach Verlust aller Pontons mühsam hergestellten
zwei Bockbrücken über die Beresina kriegsgeschichtliche Berühmtheit erlangt. Aus den Kriegen des letzten Jahrzehnts sind
besonders der Brückenschlag der Preußen
[* 15] über die 240 m breite Schlei am und zahlreiche Überbrückungen der Mosel,
Maas, Seine etc. im Krieg 1870/71 zu nennen.