Feigen
(Caricae, frz. figues, engl. Figs,
ital. fichi). Der seit uralten Zeiten im Bereiche der Mittelmeerländer kultivierte Feigenbaum
(Ficus Carica), der übrigens in den Tropen noch gegen 100 Verwandte hat, liefert eine der zuckerreichsten
Obstsorten. Der Baum erreicht auch in günstigen Klimaten nur eine mäßige Höhe und wirft alljährlich das Laub ab. Mit
ihm zugleich kommt der wilde Feigenbaum
vor, mit ungenießbaren Früchten, wahrscheinlich die Stammform, aus welcher durch
Kultur die nutzbaren Bäume entstanden.
Diese Kultur hat übrigens im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende eine sehr zahlreiche Menge von
Spielarten oder Sorten dieses
Obstes hervorgebracht. Der Feigenbaum
treibt keine sichtbaren Blüten, sondern die in den Blattwinkeln
hervorkommenden Fruchtknospen wachsen anscheinend ohne weiteres zur Frucht aus. Diese Frucht ist aber auch, wissenschaftlich
genommen, keine solche, sondern nur der Blütenboden oder Fruchtstand, der eigentlich aus Stengelmasse
besteht.
Indem dieselbe, ohne sich in Stielchen zu teilen, zu einer birnförmigen Gestalt fortwächst, schließt sie die auf der Oberseite zahlreich entstehenden wirklichen Blütchen wie in einen Beutel ein, und es bleibt in der Mittelachse nur ein feiner Kanal nach vorn offen, dessen Mündung an der zahmen Frucht aber auch durch einige Schüppchen verdeckt ist. Das Blühen und die Ausbildung kleiner Steinfrüchtchen geschieht also im Verborgenen, kommt aber am kultivierten Baum nicht mehr zur Perfektion, da sich bei denselben von den zweierlei Blütchen nur noch die weiblichen entwickeln, die befruchtenden männlichen aber fehlen. Es läßt sich also aus einer Feige auch nichts erziehen; die Vermehrung geschieht durch Ausläufer und Stecklinge.
Der wilde Baum dagegen hat seine zweierlei Blüten und erzeugt keimfähige Früchtchen. Die Feigen
bäume haben beständig
einzelne Früchte, aber jährlich zwei Haupttriebe und Ernten: Sommerfeigen
, aus vorjährigen Trieben entsprossen, im Juni
reifend, und Herbstfeigen
, die allein zum Trocknen und Versenden taugen. Die F. bleiben im Anfang ihres
Wachstums grün und enthalten denselben scharfen Milchsaft wie das ganze Gewächs; bei der weitern Entwickelung geht das
Grün in ein bräunliches Violett
über, die Wandungen werden fleischig, saftig und sehr zuckerreich.
Die reifen F. werden bis 7 cm lang bei 4½ cm Durchmesser. Die Früchte werden massenhaft im frischen Zustande genossen; die zur Aufbewahrung und Versendung bestimmten werden an luftigen schattigen Orten getrocknet, indem man sie so ausbreitet, daß sie sich gegenseitig nicht berühren, und aller 2 Tage wendet. Sie werden dabei in 12-15 Tagen so trocken, als es eine so zuckerreiche Frucht überhaupt werden kann. An Stelle der Lufttrocknung tritt jedoch nicht selten die in Öfen.
Die trocknen Früchte zeigen einen mehlartigen Überzug, der von ausgetretenem Fruchtzucker (Glucose) herrührt; bei zu alt
gewordenen besteht der Beschlag dagegen oft aus Schimmel. Manche Sorten italienischer F. werden übrigens
auch beim Verpacken mit Kastanienmehl überpudert, wodurch ihnen neben Feuchtigkeit aber auch
Zucker entzogen wird. Die in
unserem Handel vorkommenden Früchte unterscheidet man als Smyrnaer Tafelfeigen
, Kranzfeigen und Dalmatiner.
Die erstern sind die größten, süßesten und besten. Sie sind in ihrer natürlichen Form belassen und die besten in
runde Schachteln (Trommeln) eingepackt, die mit
Lorbeerblättern ausgelegt sind, welche zu ihrer Haltbarkeit etwas beitragen
mögen. Sorten zweiter Güte kommen in Fäßchen oder Kisten. Sie kommen nicht nur aus Kleinasien, sondern auch von den benachbarten
Inseln, Kreta etc. Die Kranzfeigen
sind meist griechisches Gewächs, von Morea und den Inseln;
man bezeichnet die bessern als Kalamata.
Sie sind dickschaliger und weniger süß als die Smyrnaer, doch haltbarer und gelangen viel häufiger in den Konsum. Sie sind, meist zu 100 an der Zahl, auf Bastschnüre aufgereiht und dabei platt gedrückt. Verpackung in Fässern und Kisten. Dalmatiner und Istrianer F. sind die kleinsten, wohlschmeckend, aber nicht gut haltbar. Sie kommen teils in Kisten, teils in Körben verpackt in den Handel, und nicht bloß von den angegebenen Ursprungsorten, sondern aus andren Lokalitäten z. B. Italien und Südfrankreich.
Spanien baut und konsumiert ebenfalls viel F.; den Markt für seine Ausfuhr findet es größtenteils in England. Die
meisten F. kommen zu uns über Triest; sie bilden bei uns, außer daß sie einige medizinische Verwendung als Brustmittel
und zu erweichenden Umschlägen haben, nur einen Beitrag zum Dessert. Auch bereitet man daraus ein
Kaffeesurrogat, den sog.
Feigen
kaffee. Die F. halten sich kaum länger als ein Jahr;
sie unterliegen dem Schimmel, den Milben und dem Insektenfraß, und geraten überdies leicht in eine Gärung, bei welcher sich ein säuerlicher und scharfer Geschmack und Geruch entwickeln. - Zoll s. Tarif im Anh., frische Nr. 25 h 1;
getrocknete Nr. 25 h 2;
geröstete oder gemahlene, als Kaffeesurrogat Nr. 25 m 1.