Fazy
(spr. -si), James, schweizer. Staatsmann und Publizist, geb. zu Genf, [* 3] erhielt seine Erziehung in Frankreich, ließ sich in Paris [* 4] nieder und nahm als Journalist thätigen Anteil am Kampf der liberalen Opposition gegen die Restaurationsregungen, unterzeichnete den Protest der französischen Journalisten gegen die Juliordonnanzen, bekämpfte die Kandidatur des Herzogs von Orléans [* 5] und kehrte, nachdem er mehrere Verfolgungen wegen Preßvergehen erlitten, 1833 in seine Vaterstadt zurück, wo er schon 1826 das »Journal de Genève« gegründet hatte.
Hier redigierte er die »Revue de Genève«, organisierte die radikale Bewegung vom und, als dieselbe nicht zum Ziel führte, den Aufstand vom 5. bis trat an die Spitze der provisorischen und hernach der neukonstituierten Regierung und verfocht als Gesandter Genfs an der Tagsatzung 1847/48 mit Erfolg die Einführung des amerikanischen Zweikammersystems in die neue schweizerische Bundesverfassung. Von 1846 an, nur mit Unterbrechung der Wahlperiode von 1853 bis 1855, das Haupt der Genfer Regierung, hat er mächtig dazu beigetragen, durch Schleifung der Festungswerke, Aufführung großartiger öffentlicher Bauten etc. das altcalvinische Genf in eine moderne kosmopolitische Stadt umzuwandeln; aber sein keineswegs makelloses Privatleben sowie sein diktatorisches Walten erregten Mißvergnügen, so daß er 1861 und 1863 nicht mehr in den Staatsrat gewählt wurde.
Nachdem im August 1864 seine erneuerte Kandidatur zu blutigen Wirren und einer vorübergehenden eidgenössischen Besetzung Genfs geführt hatte, war sein Einfluß gebrochen. Er starb Außer seinen Zeitungen und zahlreichen politischen und nationalökonomischen Broschüren schrieb er: »La mort de Lévrier« (Genf 1826),
eine Tragödie;
einen »Précis de l'histoire de Genève« (das. 1838-40, 2 Bde.) und einen »Cours de législation constitutionelle« (das. 1874).