Fayûm
(altägypt. Phiom, »Sumpf, Seeland«),
Oase im nördlichen Mittelägypten, westlich vom Nil, ringsum eingeschlossen von wüsten Höhenzügen der libyschen Gebirgskette und nur durch eine schmale Pforte im O. mit dem Nilthal verbunden. Durch diese enge Thalschlucht, El Lahun, tritt der vom Nil abgeleitete Josephskanal (Bahr Jussuf) in die Oase, die er in 16 Armen durchzieht und bewässert, um endlich sein überschüssiges Wasser in zwei Armen, einem nördlichen und einem südlichen, dem großen, 54 km langen, 10-11 km breiten, schwach salzigen Birket el Kurn (»See der Hörner«) zuzuführen.
Man hielt diesen
See früher für den Mörissee, bis Linant de Bellefonds nach sorgfältigen Messungen unwiderleglich bewies,
daß derselbe infolge seiner
Lage (18 m tiefer als der
Nil bei
Beni Suef) dem
Zweck der Wasseraufnahme aus dem
Nil zur Zeit der
Flut behufs Wiederabgabe nach dem
Fallen
[* 3] des
Flusses niemals dienen konnte (s. Mörissee). Die
Mudirieh Fayûm
, deren
nutzbares und vermessenes
Areal 1277 qkm beträgt, zeichnet sich wie im
Altertum, so noch heute durch sehr große
Fruchtbarkeit
aus.
Auf den durch
Schöpfräder eigentümlicher
Konstruktion bewässerten
Fluren gedeihen
Weizen,
Gerste,
[* 4] Durra,
Reis,
Zuckerrohr,
Baumwolle,
[* 5] Flachs,
Hanf sowie geschätzte
Orangen,
Feigen,
Oliven, Pfirsiche, Granatäpfel, Weintrauben, von welchen viel nach
Kairo
[* 6] geht.
Wegen seiner
Rosen war das Fayûm
schon im
Altertum hochberühmt, doch ist das hier gewonnene
Rosenöl von geringer
Güte. Die Einwohner
(1882: 234,591) sind ackerbauende
Fellahs oder
Beduinen; zu den letztern rechnen sich auch die armen
Fischer
am
Birket el
Kurn.
Die Hauptstadt Fayûm
hat 25,799 Einw. (291
Fremde), von denen die schöne
Wolle der
Schafe
[* 7] der
Provinz sowie
Baumwolle und
Flachs
zu vorzüglichen
Geweben, zum großen Teil für
Kairo, verarbeitet werden. Im N. der Stadt liegen die bedeutenden Trümmer
von
Arsinoe (s. d.), heute Kom Faris, das in neuester Zeit
wieder durch große
Funde von
Papyrus- und Pergamenthandschriften bekannt geworden ist, am Ostrand der
Oase bei dem Dorf Hawara
die
Ruinen des berühmten
Labyrinths (s. d.).