Favart
(spr. -war), Charles Simon, fruchtbarer franz. Opern- und Lustspieldichter, geb. 13. Nov. 1712 zu Paris, erhielt seine Schulbildung am Collège Louis le Grand und begann bei guter Zeit Verse zu machen. Nachdem er durch sein Gedicht »La France délivrée par la Pucelle d'Orléans« bei den Jeux floraux den Preis gewonnen, widmete er sich ganz der Litteratur, schrieb besonders für die Opéra-Comique und übernahm 1745 die Direktion der Schauspielertruppe, welche dem Marschall von Sachsen nach Flandern folgte. Später nach Paris zurückgekehrt, widmete er sich wieder der dramatischen Poesie und ward der Schöpfer der feinern Oper. Nach dem Tod seiner Gattin (1772) versiegte seine Produktionskraft, und er starb 12. Mai 1792 in Vergessenheit. Favarts Lustspiele und Operetten (er hat deren ca. 150 geschrieben) sind meist artige, nach der Natur gezeichnete und mit echt französischer Heiterkeit gewürzte Schilderungen ländlicher Liebe oder auch lustige Schwänke nach Art der Fabliaux des Mittelalters. Als besonders gelungen sind hervorzuheben: »Annette et Lubin«, »L'astrologue de village«, »Bastien et Bastienne«, »Ninette à la cour«, »Les trois sultanes« und »L'Anglais à Bordeaux«. Einige von seinen Werken sollen ganz oder teilweise von seiner Gattin verfaßt sein, doch läßt sich deren Anteil nicht mehr bestimmen. Im Druck erschienen von ihm: »Théatre de Favart« (Par. 1763-1772, 10 Bde.) und »Théâtre choisi« (das. 1810, 8 Bde.); ferner »Œuvres choisies« (das. 1813, 3 Bde.) und seine für die Litteraturgeschichte wichtigen »Mémoires« nebst der »Correspondance« (das. 1809, 3 Bde.). -
Seine Gattin Marie Justine Benoîte Duronceray, geb. 15. Juni 1727 zu Avignon, erntete als Schauspielerin und Tänzerin in der Opéra-Comique großen Beifall und folgte 1745 ihrem Gatten nach Flandern, wo sie dem Marschall von Sachsen eine heftige Neigung einflößte, der sie aber wegen ihres Widerstandes hart behandelte. Sie zeichnete sich besonders aus in der Darstellung von Charakterrollen und wagte es zuerst, in einer ihrer Rolle angemessenen Kleidung aufzutreten. Sie starb 22. April 1772. An den Schriften ihres Gatten hat sie Anteil gehabt (s. oben). -
Beider Sohn Charles Nicolas, geb. 1749, gest. 1806, Schauspieler und Theaterdichter, hat verfaßt die Oper »Les trois folies« (1786); die Komödien »Le mariage singulier« (1787), »La sagesse humaine« (1790) u. a.
2) Marie (eigentl. Pierrette Ignace Pinaud), franz. Schauspielerin, geb. 16. Febr. 1833 zu Beaune, Schülerin des Konservatoriums zu Paris, trat hier zum erstenmal 1848 im Théâtre-Français auf und ist seitdem (kurze Zeit ausgenommen, während welcher sie in den Variétes spielte) eins der gefeiertsten Mitglieder (auch seit 1854 Societärin) dieser ersten Bühne Frankreichs. Ihr Spiel ist durch Vornehmheit und Würde gleich sehr wie durch Wärme und gewinnende Anmut ausgezeichnet und tritt in tragischen
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Rollen des klassischen Repertoires und in solchen der modernen Litteratur gleich vorteilhaft zu Tage. Vermählt ist die Künstlerin mit dem Schauspieler L. A. Delaunay (s. d.).