Favart
(spr. -war), Charles Simon, fruchtbarer franz. Opern- und Lustspieldichter, geb. zu Paris, [* 3] erhielt seine Schulbildung am Collège Louis le Grand und begann bei guter Zeit Verse zu machen. Nachdem er durch sein Gedicht »La France délivrée par la Pucelle d'Orléans« bei den Jeux floraux den Preis gewonnen, widmete er sich ganz der Litteratur, schrieb besonders für die Opéra-Comique und übernahm 1745 die Direktion der Schauspielertruppe, welche dem Marschall von Sachsen nach Flandern folgte.
Später nach
Paris zurückgekehrt, widmete er sich wieder der dramatischen
Poesie und ward der Schöpfer der feinern
Oper. Nach
dem
Tod seiner
Gattin (1772) versiegte seine Produktionskraft, und er starb in Vergessenheit. Favarts
Lustspiele
und
Operetten (er hat deren
ca. 150 geschrieben) sind meist artige, nach der
Natur gezeichnete und mit echt
französischer Heiterkeit gewürzte Schilderungen ländlicher
Liebe oder auch lustige
Schwänke nach Art der Fabliaux des
Mittelalters.
Als besonders gelungen sind hervorzuheben: »Annette et Lubin«, »L'astrologue
de village«,
»Bastien et Bastienne«, »Ninette
à la cour«, »Les trois sultanes« und »L'Anglais
à
Bordeaux«.
[* 4] Einige von seinen Werken sollen ganz oder teilweise von seiner
Gattin verfaßt sein, doch läßt sich deren
Anteil
nicht mehr bestimmen. Im
Druck erschienen von ihm: »Théatre de Favart«
(Par. 1763-1772, 10 Bde.)
und
»Théâtre choisi« (das. 1810, 8 Bde.);
ferner »Œuvres choisies« (das. 1813, 3 Bde.) und seine für die Litteraturgeschichte wichtigen »Mémoires« nebst der »Correspondance« (das. 1809, 3 Bde.). -
Seine Gattin Marie Justine Benoîte Duronceray, geb. zu Avignon, erntete als Schauspielerin und Tänzerin in der Opéra-Comique großen Beifall und folgte 1745 ihrem Gatten nach Flandern, wo sie dem Marschall von Sachsen eine heftige Neigung einflößte, der sie aber wegen ihres Widerstandes hart behandelte. Sie zeichnete sich besonders aus in der Darstellung von Charakterrollen und wagte es zuerst, in einer ihrer Rolle angemessenen Kleidung aufzutreten. Sie starb An den Schriften ihres Gatten hat sie Anteil gehabt (s. oben). -
Beider Sohn Charles Nicolas, geb. 1749, gest. 1806, Schauspieler und Theaterdichter, hat verfaßt die Oper »Les trois folies« (1786); die Komödien »Le [* 5] mariage singulier« (1787),
»La sagesse humaine« (1790) u. a.
2) Marie (eigentl. Pierrette Ignace Pinaud), franz. Schauspielerin, geb. zu Beaune, Schülerin des Konservatoriums zu Paris, trat hier zum erstenmal 1848 im Théâtre-Français auf und ist seitdem (kurze Zeit ausgenommen, während welcher sie in den Variétes spielte) eins der gefeiertsten Mitglieder (auch seit 1854 Societärin) dieser ersten Bühne Frankreichs. Ihr Spiel ist durch Vornehmheit und Würde gleich sehr wie durch Wärme [* 6] und gewinnende Anmut ausgezeichnet und tritt in tragischen ¶
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Rollen [* 8] des klassischen Repertoires und in solchen der modernen Litteratur gleich vorteilhaft zu Tage. Vermählt ist die Künstlerin mit dem Schauspieler L. A. Delaunay (s. d.).