Faultier
(Bradypus L.), Säugetiergattung aus der
Ordnung der
Zahnlücker
[* 2]
(Edentata) und der
Familie
der Faultiere
(Bradypoda), gedrungen gebaute
Tiere mit rundem, affenähnlichem
Kopf, kleinem
Mund, kleinen
Augen und
Ohren, verhältnismäßig
langem
Hals, kaum sichtbarem Schwanzstummel und drei gewaltigen Sichelkrallen an den Extremitäten, von denen die vordern
bedeutend länger sind als die hintern. Das
Gebiß besteht aus fünf cylindrischen Backenzähnen in jeder
Reihe, Schneidezähne fehlen vollständig.
Der
Körper ist mit langen, dürren
Haaren bedeckt, welche den
Strich von der Bauchseite nach dem
Rücken zu haben. Die Faultiere
leben als unbehilfliche Baumtiere in den großen Urwäldern der feuchten
Niederungen
Südamerikas, höchstens zu einer
Familie
von wenigen Mitgliedern vereinigt. Sie sind äußerst träge, beharren stumpfsinnig in gleicher
Stellung,
den Leib nach unten gerichtet, in den dichtesten Baumkronen, an einem
Ast hängend, klettern langsam, aber ziemlich geschickt,
während sie auf der
Erde sich nur schwerfällig fortbewegen.
Sie leben von Blättern und Früchten, lecken den Tau und hungern unter Umständen sehr lange; ihre Sinne sind stumpf, und besonders das Auge [* 3] ist blöde und ausdruckslos. Ihre geistigen Fähigkeiten sind gering, und die Mutter bekümmert sich kaum um das eine Junge, welches sie wirft. Bei der Verteidigung umklammern sie den Feind, pressen ihn mit großer Gewalt an sich und halten ihn tagelang fest. Sie sind gegen Verwundungen sehr unempfindlich und bekunden selbst gegen Pfeilgift große Lebenszähigkeit.
Das
Fleisch riecht und schmeckt unangenehm, wird aber von den Eingebornen und
Negern gegessen. Das sehr zähe, dauerhafte,
starke
Fell wird gegerbt und dient zu Überzügen und
Taschen. Das dreizehige Faultier.
(Ai,
Bradypus pallidus
Wagn. B. tridactylus Pr. W.), 48
cm
lang, mit 4
cm langem
Schwanz, ist blaßrötlich, aschgrau, am
Bauch
[* 4] silbergrau, mit einem dunkeln und zwei
weißen Längsstreifen auf dem
Rücken und einer breiten, weißlichen
Binde von den
Augen zu den
Schläfen; es bewohnt die Ostküste
Brasiliens bis
Rio de Janeiro;
[* 5] andre
Arten leben im östlichen
Brasilien
[* 6] und
Peru,
[* 7] eine Art besonders im nordwestlichen
Brasilien. Zur
Gattung
Choloepus Illig.
mit zweizehigen Vorderfüßen u. ohne
Schwanz, gehört der
Unau
(Ch. didactylus Illig.,
s. Tafel
»Zahnlücker«),
von graubrauner Farbe u. etwa 70 cm Länge, im nördlichen Südamerika [* 8] wohnend. Über die vorweltlichen Riesenfaultiere s. Megatherium.