Faß
,
[* 3] hölzernes, gewöhnlich in der Mitte etwas bauchiges
Gefäß,
[* 4] wird vom
Böttcher aus
Nadel- oder
Eichenholz, bisweilen
auch aus
Buchen- oder anderm
Holz
[* 5] gefertigt. Man unterscheidet am Faß:
die
Dauben (Taufeln, Faß
stäbe), die langen, flachen,
etwas gebogenen
Holzstücke, aus welchen der
Körper des Fasses
zusammengesetzt ist;
die
Böden oder die
beiden runden
Bretter, welche das Faß
unten und
oben verschließen;
die
Kimme oder Gargel, d. h. den
Einschnitt oder die Rinne
in den
Dauben, in welche die Faß
böden eingefalzt sind;
den Frosch, [* 6] denjenigen Teil der Dauben, der über die Böden hervorsteht;
das Spundloch oder die runde Öffnung in einer der Dauben (Spunddaube), zu deren Verschluß ein hölzerner Stöpsel (Spund) dient;
das Zapfenloch, welches mit dem Zapfen [* 7] verschlossen wird und in einem der Böden zum Abziehen der Flüssigkeit angebracht ist.
Die Faß
bänder
(Reifen) endlich, welche den ganzen
Körper zusammenhalten, werden aus zähem
Holz
(Weiden,
Haseln,
Birken,
Fichten) oder aus Bandeisen hergestellt. Zur Herstellung der Fässer werden die
Stämme zu
Kloben
von der
Länge der
Dauben gleich der
Höhe der Fässer verschnitten und alsdann die
Kloben erst mit der
Axt, dann mit der Spaltklinge
in dünnere
Stücke gespalten und nach sorgfältigem
Trocknen u.
Sortieren auf der Schneidebank mit dem Schneidemesser zu
Dauben
oder zu Bodenbrettern verarbeitet.
Zuerst werden die äußere rundliche Fläche und die beiden ebenen oder windschiefen Flächen, in denen sich die Nachbardauben im Gebinde aneinander legen, geschnitzt und letztere auf einem langen Hobel, der Fugebank, gestrichen, d. h. glatt gehobelt. Eine Daube nach der andern wird, so zubereitet, innen an ein sogen. Schlagband mit Klammern [* 8] dicht an die Nachbardaube geheftet, bis ein Gebinde, ringsum geschlossen, aufgesetzt ist. Mehrere aufgeschlagene Reifen halten dies zusammen.
Bei Tonnen stehen nun die in der Mitte breitern, aber noch geraden Stäbe nach unten weit auseinander, und man setzt deshalb solch ein Gebinde im Innern einem Feuer aus, wodurch die Stäbe, bis nahe zur Verkohlung erwärmt, leicht biegsam werden, zieht sie mittels eines durch Winde [* 9] angezogenen Seils zusammen und treibt weitere Reifen auf. In andern Fällen wird die Biegsamkeit des Holzes durch Kochen oder Dämpfen desselben erreicht. Nachdem sodann die innere Fläche und der obere und untere Rand des Gebindes bearbeitet sind, reißt man parallel mit den letztern mit einem hobelartigen Werkzeug (Kröse), das ein schmales Schneideisen führt, die Kimme ein, in welche die verjüngt zugeschnitzten Ränder der Böden eingesprengt werden.
Zur Fertigstellung der Fässer wird deren Äußeres nur noch abgeputzt und je nach ihrem
Zweck geölt oder
gestrichen, zuvor aber werden erst die Spund- und Zapflöcher gebohrt. In heutiger Zeit werden im
Großbetrieb die einzelnen
Teile der
Arbeit mehr oder weniger auf
Maschinen vorgenommen, so das
Hobeln der
Dauben und besonders der geraden
Böden, das Zusammenfügen
der einzelnen Bodenstäbe mittels
Dübel, das Rund- und Verjüngtzuschneiden der
Böden, hauptsächlich
das Einfräsen der
Kimme, Bearbeiten der Faß
ränder, zuweilen sogar das Aufziehen der
Bänder. Es sind Maschinensortiments
konstruiert worden, auf denen
Tonnen und andre
Gebinde nahezu ohne jede
Handarbeit gefertigt werden können. Wo sehr große
Mengen von Fässern von Einer Form und
Größe aus immer gleich gutem
Holz gebraucht werden, wie bei den
amerikanischen Petroleumquellen, ist die Fabrikation ausschließlich auf
Maschinen sehr vorteilhaft.
Von chemischen
Fabriken, namentlich für Glycerintransport, werden jetzt auch eiserne Fässer angewendet, die aus einer cylindrischen
Zarge von
verhältnismäßig dünnem
Blech bestehen und schwach gewölbte
Böden haben. Ungefähr um ein Drittel der Faß
länge
von jedem Ende entfernt sitzt ein dicker Holzwulst, der außen wieder mit einem eisernen
Reifen beschlagen
ist. Auf diesen beiden
Wülsten wird das Faß
bei kurzem
Transport gerollt. Statt der Holzwülste finden sich auch
Ringe umgelegt,
die aus hochkantig umgebogener an den
Enden zusammengeschweißter Grubenschiene oder einem schwachen
T-Eisen gebildet sind.
Als größtes Faß
gilt allgemein das
Heidelberger (735
hl), doch ist das 1790 erbaute in
Ludwigsburg
[* 10] noch
größer und hält 900
hl.
Hinsichtlich der Berechnung des Rauminhalts der Fässer ist zu bemerken, daß jedes Faß
mit elliptisch gekrümmten
Dauben der
Summe dreier
Kegel gleich ist, welche mit dem Faß
gleiche
Höhe und von denen zwei den größten
Querdurchschnitt (Kreisfläche der Spundtiefe) und einer die Bodenfläche des Fasses
zur
Grundfläche haben. Bezeichnet h
die
Höhe
(Länge) des Fasses
, D die Spundtiefe (den größten
Durchmesser) und d die Bodenweite (den kleinsten
Durchmesser),
so ist der Rauminhalt des Fasses
= (h*π/12) * (2D²+d²) und zwar in
Litern, wenn die
im Lichten gemessenen
Ausdehnungen h, D und d in Dezimetern ausgedrückt sind.
Sind letztere in Zentimetern gegeben, so müßte man, um Liter zu erhalten, die Zahl des Resultats noch durch 1000 dividieren. Ist die Krümmung der Dauben keine elliptische, oder läßt sich dieselbe überhaupt nicht genau feststellen, so gibt diese Regel den Inhalt doch näherungsweise. Eine andre Näherungsregel ist folgende: Man nimmt die doppelte Spundtiefe, vermehrt sie um die Bodenweite und dividiert die erhaltene Summe durch 3, erhebt das Resultat aufs Quadrat und multipliziert mit der Höhe mal π/4.
Hiernach ist bei obiger Bezeichnung der Rauminhalt des Fasses
= h * (π/4) * ((2D+d)/3)². Diese
Formel
ist besonders bei starker
Krümmung der
Dauben brauchbar. Ein drittes, weniger genaues
Verfahren beruht darauf, daß das Faß
annähernd
der
Summe zweier abgestumpfter
Kegel, die den größten senkrechten Querdurchschnitt (Kreisfläche der Spundtiefe) des Fasses
zur
Grundfläche und die halbe
Länge desselben zur
Höhe haben, gleich ist. Man erhält so (h*π/12)*(D²+Dd+d²).
S.
Visierkunst.
Vgl. Barfuß, Die Kunst des Böttchers (8. Aufl., Weim. 1885);
A. Schmidt, Der Großböttcher (Barm. 1880);
Seidler, Berechnung und Konstruktion der Fässer (Weim. 1858), und die Tabellen zur Bestimmung des Inhalts der Fässer von Conradi (Berl. 1871), G. Müller (Liegn. 1872), Hilbert (Stuttg. 1873), M. Hirsch [* 11] (Altona [* 12] 1876), Gerstenbergk (Weim. 1882).