Fascînum
(lat.), bei den alten Römern sowohl Bezauberung von Personen, besonders Kindern, und Sachen durch sogen. bösen Blick (s. d.) oder Besprechung und Beschreiung als auch das Mittel, durch welches man den Zauber nicht nur abwenden, sondern auch auf den Urheber desselben zurückwenden zu können vermeinte. Als solche Mittel dienten besonders Amulette der verschiedensten Art, welche teils den Schutz einer bestimmten Gottheit verbürgen, teils durch schreckliche oder lächerliche, namentlich obscöne Form den Zaubernden außer Fassung bringen sollten.
Letzterer
Art ist das speziell Fascînum
genannte männliche
Glied,
[* 2] das eigentliche römische Abwehrungsmittel alles bösen
Einflusses. Dasselbe bildete auch den
Inhalt der von den
Kindern als
Amulett am bloßen
Hals getragenen
Kapsel (Bulla) und wurde
sogar am
Herde der
Vesta in
Rom
[* 3] verehrt. Auch gewisse
Handlungen und
Formeln sollten den Zauber abwenden; z. B. um nicht zu fallen,
spuckte
man in den rechten
Schuh, ehe man ihn anzog. Es gab eigne
Sprüche gegen
Verrenkungen,
Podagra und
Unfälle auf
Reisen. Wenn man sich loben hörte oder gar ein
Wort des Eigenlobes, stolzen Selbstgefühls oder vermessener
Hoffnung
sich selbst entschlüpfen ließ, so versäumte man nicht, dreimal in den eignen
Busen zu spucken oder durch eine schützende
Formel (»Praefiscine« oder »Praefiscini«,
»Absit invidia verbo!« etc.) jede üble
Folge entfernt zu halten.