Farnesische
Kunstwerke
, eine
Reihe antiker Kunstwerke
, als »Farnesische«
bezeichnet, teils weil
sie unter dem
Papst
Paul III. (aus dem
Haus
Farnese) aufgefunden oder restauriert wurden, teils weil sie lange eine Hauptzierde
der
Kunstsammlungen im Farnesischen
Palast zu
Rom
[* 2] waren, von wo sie nach dem Aussterben des
Hauses
Farnese
(1790) in den
Besitz des
Königs von
Neapel
[* 3] übergingen, der sie dem Museo Rorbonico (jetzt Museo nationale) in
Neapel einverleibte.
Die vorzüglichsten derselben sind: Die Farnesische
Flora, eine 3,5 m hohe Marmorstatue, aus den
Bädern des
Caracalla stammend,
nach
Visconti eine
Personifikation der
Hoffnung, nach
Winckelmann eine tanzende
Muse, nach neuerer
Vermutung
eine
Hebe.
Man fand nur den
Rumpf erhalten, weshalb
Paul III.
Kopf, Vorderarme und
Füße von Guglielmo della
Porta ergänzen ließ. Eine
neue Ergänzung, die wie die erste eine
Flora voraussetzt, wurde 1796 in
Neapel ausgeführt. Der Farnesische
Herakles
[* 4]
(Herkules),
eine
Statue von 5,3 m
Höhe, aus parischem
Marmor, ist nach der
Inschrift ein Werk des Atheners
Glykon, welches
sich an ein älteres athenisches Vorbild anlehnt.
Herakles ist dargestellt, wie er nach der Erbeutung der Hesperidenäpfel,
welche er in der
Hand
[* 5] hält, matt und gebeugt auf seine
Keule gestützt, ausruht; die Körperbildung ist eine übertrieben
kräftige (s. Taf.
»Bildhauerkunst
[* 6] IV«,
[* 7] Fig. 8). Die
Statue wurde 1540 in den
Thermen des
Caracalla gefunden und im Farnesischen
Palast aufgestellt.
Die
Restauration der verloren gewesenen
Beine besorgte G. della
Porta so glücklich, daß man die antiken, später ebenfalls
aufgefundenen, nicht einmal an ihre alte
Stelle zu bringen für nötig hielt, sondern sie neben die
Statue
niederlegte. Der Farnesische
Stier
(Toro
Farnese) ist ein
Werk der
Künstler
Apollonios und
Tauriskos von
Tralles (s. d.), den wilden
Stier darstellend, an dessen
Hörner
Amphion
[* 8] und
Zethos soeben die
Dirke binden, die ihre
Mutter
Antiope mißhandelt hatte (s. Tafel
»Bildhauerkunst II.«,
[* 9] Fig. 9). Es ist die größte aus dem
Altertum übrige
Gruppe, aber leider durch umfassende
moderne Ergänzungen sehr entstellt.
Einst stand das Werk in der
Bibliothek des
Asinius
Pollio und kam dann in die
Bäder des
Caracalla. Erst 1546 oder 1547 wurde
es wieder aufgefunden und unter
Paul III. zweimal schlechten
Restaurationen unterworfen. Bei der ersten
Restauration arbeitete man auf eine Ergänzung von
»Herkules mit dem kretischen
Ochsen« hin; erst bei der zweiten hatte man
den eigentlichen
Mythus vor
Augen. 1786 nach
Neapel versetzt, ist die
Gruppe jetzt ein
Prachtstück des dortigen Museo nazionale.
Von geringerer Bedeutung sind die übrigen Farnesischen Kunstwerke:
der
Fechter, der
Kopf des
Caracalla,
Venus und
Apollo.