Farini
,
Luigi Carlo, ital. Staatsmann, geb. zu Russi in der Romagna, studierte zu Bologna Medizin und ward Arzt in Ravenna, mußte aber, durch seine Teilnahme an der politischen Bewegung 1841 der päpstlichen Polizei verdächtig, sein Vaterland verlassen. Er setzte nun seine Studien in Marseille, [* 3] Paris, [* 4] Turin [* 5] und Florenz [* 6] fort, kehrte 1846 nach der von Pius IX. verkündeten Amnestie in seine Heimat zurück und übernahm die Verwaltung des Krankenhauses zu Osimo.
Als der
Papst seine liberalen
Reformen begann, ward Farini
1847
Unterstaatssekretär des
Ministers des Innern,
Gaetano Recchi, sodann
Abgeordneter für die Stadt
Faenza und unter dem
Ministerium
Rossi Inspektor des
Sanitätswesens und der
Gefängnisse. Nach
Rossis Ermordung legte Farini
, welcher der
Republik nicht dienen mochte, seine
Stelle nieder und ging nach
Toscana.
Nach der
Einnahme
Roms durch die
Franzosen zurückgekehrt, mußte er auf Betrieb der reaktionären
Partei,
die jetzt am
Ruder war, abermals sein Vaterland verlassen; er begab sich nach
Turin, wo er das satirische
Blatt
[* 7] »La Frusta«
herausgab und die »Storia dello stato romano dall' anno 1814 al 1850« (2.
Aufl.,
Flor. 1850, 4 Bde.) veröffentlichte.
Ihr folgte als Fortsetzung des Bottaschen Werkes die »Storia
d'Italia dall' anno 1814 al 1850«
(Mail., 2 Bde.). Infolge seiner publizistischen Thätigkeit
für verschiedene
Blätter, besonders das »Risorgimento«, wurde Farini
1850 zum
sardinischen
Minister des öffentlichen
Unterrichts und, nachdem er nach neun
Monaten sein
Portefeuille niedergelegt hatte, zum
Mitglied der obersten Sanitätsbehörde ernannt. Als
Abgeordneter vertrat er in der
Kammer eifrig die
Politik
des
Grafen
Cavour und gründete in demselben
Sinn das politische
Journal »Il
Piemonte«. Zu Anfang des
Kriegs von 1859 als sardinischer
Bevollmächtigter nach
Parma
[* 8] und
Modena gesandt, ward er vom
Volk zum
Diktator in der
Emilia ausgerufen und bewerkstelligte mit
Hilfe der gemäßigten
Elemente im März 1860 deren Einverleibung in das
Königreich
Italien
[* 9] (März 1860)
und erhielt hierauf im
Ministerium
Cavour das
Portefeuille des Innern, welches er nach
Cavours
Tod im Juni 1861 niederlegte.
Als das
Ministerium
Rattazzi im
Dezember 1862 zurücktrat, übernahm Farini
die
Bildung eines neuen
Kabinetts und setzte sich
die Aufgabe, ganz im
Sinn der Cavourschen
Politik thätig zu sein. Doch die schwierigen Verhältnisse nötigten Farini
zu ganz
außerordentlicher Anstrengung. Infolge derselben verfiel er im März 1863 in eine bedenkliche Nervenaufregung, welche bald
danach in unheilbaren
Wahnsinn überging. Das
Parlament votierte ihm bei seinem Ausscheiden eine Nationalbelohnung von 200,000
Frank und eine jährliche
Pension von 25,000
Fr. Farini
starb auf seinem
Landsitz bei
Genua.
[* 10] -
Sein Sohn Domenico Farini
ist
Deputierter und war öfters
Präsident der
Kammer.