Farbendruck
oder
Buntdruck, im Gegensatz zu dem einfachen Schwarzdruck, die Kunst,
Schrift, Verzierungen oder
Bilder
mittels der
Presse
[* 2] in verschiedenen
Farben darzustellen. Der Farbendruck
findet Anwendung sowohl in dem
Buch- und Holzschnittdruck als
in dem Kupfer- und
Steindruck. Für die Praxis kommt jedoch der farbige Kupferdruck (s. d.)
wenig in Betracht. Bereits die ersten Ausüber der Kunst Gutenbergs druckten
Initiale, Anfangs- und Schlußsätze, Merktage
in dem
Kalender und ähnliches mit roter
Farbe.
Das berühmte Psalterium von Schöffer und Fust von 1457 bringt große
Initiale in roter und blauer
Farbe, die
Schlußschrift sogar in drei
Farben, in gelungenster
Weise gedruckt. Die mangelhaften mechan. Vorrichtungen damaliger Zeit
ließen jedoch keine große
Ausdehnung
[* 3] des Farbendruck
zu, und man überließ es noch teilweise der Kunst des Malers, die
Initiale nachträglich
mit der
Hand
[* 4] auszumalen. Überhaupt bestand damals der
Buntdruck nur in dem Nebeneinanderstellen, nicht
in dem Übereinanderdrucken der
Farben.
Schon zeitig kamen jedoch Holzschneider und Kupferstecher auf den Gedanken, durch Platten mit ausgesparten Lichtern oder verschiedenen Tonplatten, für gewöhnlich nur Nuancierungen einer und derselben Farbe, eine lebendigere Wirkung mit ihren Bildern hervorzubringen, mitunter indem sie sowohl Holz- als Kupferplatten zusammen verwendeten. Es war dies der sog. Clairobscurdruck (s. Clairobscur), der namentlich im 16. Jahrh. in Deutschland [* 5] und Italien [* 6] geübt wurde.
Karten in drei
Farben wurden schon zu Anfang des 16. Jahrh. gedruckt, und von 1520 besitzt man einen
in acht
Farben gedruckten Holzschnitt. Während des Daniederliegens der Druckkunst im 17. und 18. Jahrh.
geriet auch der Farbendruck
in
Verfall und nahm erst zu Ende des ersten Viertels des 19. Jahrh. wieder einen Aufschwung,
und zwar von England aus. William
Congreve (s. d.) erfand 1824 den nach ihm genannten
Congrevedruck. Eine Metallplatte wird
in verschiedene
Teile, je nach der
Farbe, die verwendet werden soll, ausgesägt, die
Teile werden eingefärbt,
wieder ineinander zu einem Ganzen gefügt und dann mit einem Zuge abgedruckt. Da es sich bei dem
Congreveschen
Verfahren nur
um nebeneinander gedruckte Folien handelt, so konnten nur Ornamente,
[* 7] Unterdruck
u. dgl. hauptsächlich für Wertpapiere Dienliches
hergestellt werden. In
Deutschland wurde das
Verfahren namentlich von Raumann in
Frankfurt
[* 8] a. M., Hänel
in
Magdeburg
[* 9] und
Berlin
[* 10] und Hirschfeld in
Leipzig
[* 11] geübt.
Jetzt ist es fast außer Gebrauch, häufiger findet der Irisdruck (s. d.) Anwendung. Bei letzterm werden die verschiedenen Farben in Längenstreifen auf dem Farbetische der Handpresse vorsichtig verrieben, auf der Schnellpresse [* 12] wird der Farbekasten in entsprechende Felder geteilt, sodaß jede Farbe für sich bleibt; nur wo sie aneinander grenzen, verschmelzen sie wie in dem Regenbogen. Üblicher ist noch der Tondruck, zu dem eine glatte, neuerdings aber auch in Tönen geätzte Platte oder auch eine mit ausgesparten Lichtern benutzt wird, die man meist mit einer dem Tone des chines. Papiers ähnlichen Farbe druckt.
Der eigentliche Bilderdruck wurde um 1820 von William Savage in London [* 13] ausgeführt, der aber von G. Barter 1827 bedeutend übertroffen wurde. Barter gravierte die Umrisse eines Bildes in Kupfer, [* 14] nahm so viele Abdrücke davon, als er Farbenplatten gebrauchte, und schnitt alle diejenigen Teile des Bildes, welche eine und dieselbe Farbe haben sollten, in eine Holzplatte. Diese Platten wurden nun der Reihe nach aufeinander gedruckt, wobei das richtige Treffen der Umrisse große Schwierigkeiten bot, wesentlich dadurch, daß das Papier sich während des Druckes je nach dem Feuchtigkeitszustande ausdehnte oder zusammenzog.
Baxter fand zwar Nachahmer, aber bei dem eigentlichen
Bilderdruck konnte nur selten die Konkurrenz mit
dem Handkolorit bestanden werden, viel weniger mit der Farbenlithographie, namentlich nachdem die Schnellpresse auch dieser
dienstbar gemacht worden war. Der typographische Farbendruck
beschränkt sich deshalb meist, durch die Zweifarbenmaschine
sowie neuerdings auch durch Vielfarbemaschinen (für drei bis fünf
Farben) unterstützt, auf die sog.
Accidenzarbeiten und auf den Landkartendruck mittels Hochätzungsplatten.
Daß die typogr.
Presse jedoch die technischen Schwierigkeiten
des
Bilderdruckes überwinden kann, zeigen unter anderm die Leistungen von Silbermann in
Straßburg
[* 15] (gest. 1875), Paud und
Bieberhofer, H.
Reis (gest. 1875) und dessen Nachfolger L. Lott in
Wien,
[* 16] Pustet in
Regensburg,
[* 17] Fischer & Wittig
und Waldow in
Leipzig,
Schwann in
Düsseldorf
[* 18] u. a. Die Zukunft des eigentlichen
Bilderdruckes gehört infolge der leichten,
billigen und zweckentsprechenden Herstellung der Farbenplatten unzweifelhaft der
Lithographie; wenngleich man jetzt mittels
in
Zink geätzter Platten auch auf der Buchdruckpresse sehr Anerkennenswertes leistet, so vermag doch der Buchdruck nur
in der quantitativen Leistung bei größern
Auflagen mit der
Lithographie zu konkurrieren.
Bereits der Erfinder des
Steindrucks,
Senefelder (s. d.), hat fast alle
Arten des lithogr.
Buntdruckes praktisch ausgeführt;
derselbe wird gewöhnlich als Chromodruck bezeichnet und
Aquarellfarbendruck genannt, wenn es sich um graphische
Reproduktion
als Nachahmung von Aquarellzeichnungen handelt. (S.
Lithographie und Lithographischer Druck.) Der farbige
Lichtdruck ist eine farbige
Photographie, durch die Druckerpresse erzeugt, und liefert
Kopien von farbigen Gegenständen nach
der Natur, nach Öl-, Aquarellbildern und Kunstgegenständen in ihrer vollständigen Farbenwirkung und photogr.
Treue. (S.
Lichtdruck und
Naturfarbendruck.) Durch Übertragung auf
Zink und durch Hochätzung derselben lassen sich solche photogr. Farbendrucke
auch auf der Buckdruckpresse ausführen. -
Vgl. Ihm, Die bunten Farben in der Buchdruckerei (2. Aufl., Wien 1874);
Waldow, Anleitung zum Farbendruck
auf der
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